Standing Ovations für Mike & The Mechanics in Hannover
Mike Rutherford führte seine Mechanics gut aufgelegt durch den Abend in Hannover. Der junge Nic Collins beeindruckte an den Drums. Alte Hits von den Mechanics und Genesis nahmen das Publikum mit auf eine Zeitreise.
Er habe vor einiger Zeit seine "fucking" Hüfte gebrochen, entschuldigte sich Mike Rutherford noch bevor das Konzert seiner Mechanics eigentlich losging. In den folgenden zwei Stunden lehnte sich der hoch gewachsene Gitarrist zur Entlastung immer wieder einmal an, doch schon beim dritten Song "Get Up" hielt es ihn nicht auf seinem Stuhl.
"Land Of Confusion": Rutherford spielt auf Trump an
Auch seine Fans ließen sich nicht lange bitten und beklatschten stehend das "Land Of Confusion". Als Rutherford 1986 dieses Stück mit seiner früheren Gruppe Genesis aufnahm, zielte der Text auf den damaligen amerikanischen Präsidenten Ronald Reagan. Verwirrung aber herrsche auch heute wieder im Weißen Haus, merkte der Musiker an und erntete auch dafür Applaus.
Genesis-Hits im Medley

Die Konzerte von Mike & The Mechanics sind mittlerweile die einzige Gelegenheit, auch Genesis-Hits live zu hören! Allerdings werden "Invisible Touch" und "Follow You Follow Me" in ein Medley mit akustischen Arrangements verpackt. Wie gewohnt und geliebt klingen dagegen die vom Mainstream-Radio sattsam bekannten Stücke "Another Cup Of Coffee" und "Over My Shoulder", obwohl sie inzwischen von anderen Stimmen getragen werden: Die beiden aktuellen Sänger Andrew Roachford und Tim "The Power" Howar überzeugen dabei auf ganzer Linie, auch wenn sie nun Stücke interpretieren, die früher schon hervorragend von Phil Collins, Paul Carrack oder Paul Young gesungen wurden.
"All I Need Is A Miracle" - alte Hits und neue Stücke
Wie eine Juke Box reihen Mike & The Mechanics zwei Stunden lang Hit an Hit: Publikumsfavoriten wie "All I Need Is A Miracle" und "A Beggar On A Beach Of Gold" dürfen natürlich nicht fehlen, doch kredenzen die sechs Musiker auch zwei neue Stücke namens "Song For You Song For Me" und "East And West Of The Sun", die sich gefällig in die Setlist einreihen.
Andrew Roachford begeistert mit Soul Timbre

Highlights des Programms aber sind die einstige Debütsingle "Silent Running" von 1985 und "The Living Years", das vom Tod des Vaters handelt. Hier kann Andrew Roachford sein Soul Timbre besonders gut zur Geltung bringen, auch wenn weibliche Chorstimmen von der Festplatte hinzugemogelt werden. Kurz darauf zelebriert Roachford seinen Solo-Erfolg "Cuddly Toy" in einer ausschweifenden Version.
Besonderer Applaus für Phil Collins' Sohn Nic
Großartig klingt auch das kräftige Organ von Tim Howar in Klassikern wie "I Can't Dance", zu dem sich sogar der hüftlahme Rutherford über die Bühne bewegt. Besonderer Applaus gebührt Schlagzeuger Nic Collins, dem erst 24-jährigen Sohn von Genesis-Gründer Phil Collins, der sich aus gesundheitlichen Gründen von der Bühne verabschiedet hat.
Stehende Ovationen für Band: Zeitreise in die Jugend
Auch Multi-Instrumentalist Luke Juby und Anthony Drennan an Bass und zweiter Gitarre werden von den rund 2.300 Fans in Hannover bejubelt, als sie während einer zwölfminütigen Version von "Word Of Mouth" ihre Soli spielen. Hier sind Fachkräfte am Werk, sodass das Publikum schließlich stehende Ovationen spendet: "Das war eine Zeitreise in meine Jugend" begeistert sich ein Mittsechziger im Rausgehen. Der Sound stimmte ebenfalls, nur das Licht war etwas schlicht.
Nach 30 Konzerten, die die Band bereits in Großbritannien gespielt hat, wirkt sie bestens eingespielt und hat trotzdem Freiraum für Improvisationen. Nach dem endgültigen Aus von Genesis scheint es der elegante 74-jährige Rutherford noch immer und wieder zu genießen, vor ein begeistertes Publikum zu treten: "Everybody Gets A Second Chance".
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