Béi Chéz Heinz: Erst Corona, dann Krieg in der Ukraine
Seit zwei Jahren begleitet NDR Info den Club Béi Chéz Heinz durch die Pandemie. Es ging um die Corona-bedingten Einschränkungen und Sorgen. Nun beschäftigt noch etwas anderes den Club aus Hannover - der Krieg in der Ukraine.
Ein Stoßseufzer entfährt Jürgen Grambeck, Geschäftsführer des Béi Chéz Heinzin Hannover, als er - wie alle paar Wochen in den vergangenen zwei Jahren - gefragt wird, wie es gerade um den Club steht. "Auf der einen Seite sind da die Corona-Verordnungen, wo vielleicht Lockerungen in Aussicht stehen. Und dann gibt es gleichzeitig die kriegerische Auseinandersetzung. Davon sind wir jetzt im März gleich zweimal betroffen, mit einer russischen und einer ukrainischen Band. Von daher ist es gerade eine Achterbahn, muss ich ganz klar sagen. Wir sind fast sprachlos", so Grambeck.
Ukrainische und russische Bands sagen ab
Direkt sind sie nicht mit den Bands in Kontakt, der läuft über Agenturen. Die Tour mit der ukrainischen Band ist bereits abgesagt. "Die ukrainische Band besteht aus männlichen Musikern, die kommt gar nicht aus dem Land raus. Und bei der russischen Band zeichnet sich auch ab, dass sie nicht kommen können, weil es gar keinen Flugverkehr gibt."
Konzerte während des Krieges: Darf man das?
Besondere Gedanken macht sich der Geschäftsführer dabei in diesem Zusammenhang auch um die drei jungen Auszubildenden des Clubs: "Die haben zehn Prozent ihres Lebens mit Corona und den Einschränkungen zugebracht, und jetzt kommt diese Kriegsgefahr. Das war schon bedrückend alles am Donnerstag und Freitag bei uns im Betrieb. Und dann kommt natürlich so eine Frage schnell auf, was kann man eigentlich in so einer Situation machen? Parties machen wir auf keinen Fall, das war uns sofort klar. Aber kann man in so einer Situation Konzerte veranstalten? Ich kann doch nicht für mich ein tolles Erlebnis haben, wenn 1.000 km weiter Menschen sterben", schildert Grambeck seine Überlegungen.
Maskenpflicht macht Konzerte unattraktiv
Und Corona ist ja auch weiterhin da. Trotz Lockerungen gibt es in Niedersachsen noch Einschränkungen, die einen normalen Konzertbetrieb schwierig machen. "Dadurch, dass es weiterhin eine Maskenpflicht gibt, wenn die Abstände nicht eingehalten werden können, ist das natürlich nicht gerade attraktiv, ein Konzert zu besuchen mit Masken."
Jürgen Grambeck ist sehr bewusst, dass die Probleme im Vergleich zu den Kämpfen in der Ukraine gerade sehr klein erscheinen. Trotzdem muss er sich natürlich täglich damit auseinandersetzen. Durch die Überbrückungshilfe 4 kommt der Club einigermaßen klar. Dadurch sind die Sachmittel gedeckt - allerdings nach wie vor nicht die Personalkosten. "Es heißt immer, dann können die Menschen in Kurzarbeit. Aber das funktioniert nicht, weil wir trotzdem umbuchen müssen. Auf diesen Kosten bleiben wir zur Zeit hängen. Das geht für eine gewisse Zeit ganz gut bei uns, aber nicht ewig. Wir hoffen einfach mal, dass wir ab April, oder auch März, einigermaßen Einnahmen generieren können."
Langer Weg zurück zu ausgelassenen Feiern
Aber selbst wenn man ab Ende März wieder richtig loslegen dürfte, bleibt die Frage: Wie lange ginge das gut? Kommt im Herbst die nächste Welle? Und kommen die Menschen wieder oder haben sie sich bereits entwöhnt? "Das Thema Angst schwingt ja auch noch mit. Ja, ich bin vielleicht geimpft, aber irgendwie hab ich trotzdem Angst vor Corona. Ich glaube, wir werden lange brauchen, bis wir wieder die Besucher*innen erreichen wie vor Corona", gibt sich Grambeck wenig optimistisch. Und es wird lange dauern, bis die dann wieder enthemmt, glückselig und schweißnass vor der Bühne tanzen, ohne an Aerosole und Ansteckungsgefahr zu denken.
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