Cover zum Album i/o von Peter Gabriel © Virgin Music/dpa
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AUDIO: Das Neue Album: Peter Gabriel - i/o (4 Min)

21 Jahre für zwölf Songs: Das neue Album "i/o" von Peter Gabriel

Stand: 01.12.2023 10:31 Uhr

Experimentieren, verwerfen und überarbeiten: 21 Jahre hat Peter Gabriel für die zwölf Songs auf "i/o" gebraucht. Mit dabei waren unter anderem Producer-Legende Brian Eno und Manu Katché.

von Marcel Anders

Begriffe wie "langsam" ober "sprunghaft" treffen es nur unzureichend: Peter Gabriel ist ein Künstler, der sich in seiner Musik verliert, aber auch - wie er zugibt - nie zufrieden ist. "Wir hatten eine Klavier- und eine Gitarren-Version - und eine mit Orchester. Letztlich haben wir alles kombiniert." Er sei einfach süchtig nach neuen Ideen, sagt Gabriel. "Ich will alles ausprobieren, bis ein riesiges Chaos entsteht. Leider habe ich nur ein gewisses Maß an Zeit zur Verfügung."

Lange Wartezeit resultiert aus Methodik

Der Sänger Peter Gabriel in schwarz-grauem Oberteil mit Stehkragen singt mit dem Mikro in der linken, die rechte Hand über dem Kopf erhoben © Hannes P. Albert/dpa +++ dpa-Bildfunk +++ Foto: Hannes P. Albert
Eigentlich sollten die Songs auf dem neuen Album bereits 2004 erscheinen. Das ständige Überarbeiten hat zu einem atmosphärischen, dichten und extrem vielseitigen Songparcours geführt.

An den zwölf Songs seines zehnten Albums "i/o" hat er 21 Jahre gebastelt. Sie sollten eigentlich 2004 erscheinen. Die lange Wartezeit, so Gabriel, resultiere allein aus seiner Methodik: Dem endlosen Experimentieren mit Arrangements, Melodien, Sounds - sowie dem ständigen Verwerfen und Überarbeiten von Ideen. Unterstützt von Studio-Cracks wie Manu Katché, Tony Levin und Brian Eno, aber auch Orchester und Chören, serviert er hier mitunter weihleidige Töne. Im nächsten Moment wieder Episches und Sinfonisches oder auch funkige, groovige Popsongs in der Manier von "Sledgehammer" aus den Achtzigern.

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Ein atmosphärischer, dichter und extrem vielseitiger Songparcours - mit starkem inhaltlichen Konzept. "Es geht um Input und Output - darum, dass alles zusammenhängt." Je älter er werde, desto mehr lerne er, erklärt der Musiker. "Einfach, indem ich zuhöre und beobachte. So habe ich erkannt, dass wir als Menschen nicht so autonom sind, wie wir glauben, sondern Teil eines großen Ganzen. Wenn wir das begreifen, gibt uns das vielleicht ein Gefühl der Sinnhaftigkeit und des Glücks. Darüber rede ich hier."

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Ein anspruchsvolles Thema für Pop-Musik. Davon hat der 73-jährige noch mehr auf Lager: staatliche Überwachung, Terror ausgelöst durch religiösen Fanatismus, Entfremdung durch Kommunikationstechnik, aber auch den Tod seiner Mutter und der Umgang mit dem eigenen Alter. Schwere Kost, die jedoch auch Denkanstöße und einen positiven Blick nach vorne birgt: Etwa in "Love Can Heal". "Das klingt wie ein alter Hippie-Slogan", sagt Gabriel. "'Liebe heilt' - aber wenn wir Interaktion und Wärme spüren, eben dass wir Teil einer Gemeinschaft sind und nicht isoliert, tendieren wir eher dazu, Gutes zu tun. Das ist meine Erfahrung."

Viel Gabriel nach langer Wartezeit

Geballte Lebensweisheit - in 69 Minuten und zwei Abmischungen: dem 'Bright Side Mix' von Spike Stent und dem 'Dark Side Mix' von Tchad Blake. Beide unterscheiden sich nur marginal - erscheinen aber als Doppel-CD und separate Vinyl-Alben. Viel Gabriel und - vor allem - viel Gutes nach langer Wartezeit.

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i/o

Label:
Virgin
Veröffentlichungsdatum:
1. Dezember 2023
Preis:
24,99 €

Dieses Thema im Programm:

NDR Kultur | Der Nachmittag | 30.11.2023 | 15:20 Uhr

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