Festival Verfemte Musik mit Preisträgerkonzert beendet
Mit einem Preisträgerkonzert ist am Sonntag das Festival Verfemte Musik in Schwerin zu Ende gegangen. Neben dem internationalen Wettbewerb gab es Konzerte und eine noch geöffnete Ausstellung über den Komponisten Arnold Schönberg.
Wunderbare lebendige und bewegende Musik war zu hören in der vergangenen Woche beim Festival Verfemte Musik - und auch nochmal am Sonntag beim Preisträgerkonzert. Einer der Gewinner des internationalen Wettbewerbs für die Interpretation von Werken verfolgter Komponisten ist der 22-jährige Alexander Prill. Der junge Musiker kommt aus Schwerin und studiert heute Altsaxophon in Würzburg.
Erster Platz beim Festival Verfemte Musik für Alexander Prill
Das Festival und seinen Wettbewerb kennt er seit der Kindheit. Nun war er als Teilnehmer dabei und hat sich dafür mit dem Saxophonkonzert von Ingolf Dahl auseinandergesetzt: "Bei mir klingelte da was, bei meinem Lehrer auch, aber wir hatten das nicht so auf dem Schirm - und vor allem hatten wir nicht auf dem Schirm, wie toll das Werk ist. Das hat mich doch überrascht. Nicht so expressionistisch wie manch andere verfemte Komponisten. Ich bilde mir ein, dass das daran liegt, dass er nach Amerika emigriert ist und sich dann dort von den Klängen hat inspirieren lassen. Es ist sehr schwelgend teilweise. Das kann man auch super mit anderen Werken kombinieren."
Seine Interpretation überzeugte. Alexander Prill wurde am Sonntag mit dem ersten Preis ausgezeichnet. Damit verbunden ist erstmals ein Solo-Auftritt mit der Mecklenburgischen Staatskapelle im kommenden Jahr. So möchte jetzt auch das Orchester das Anliegen des Festivals Verfemte Musik unterstützen, sagt Generalmusikdirektor Mark Rohde: "Zum einen ist das Feld "Verfemte Musik" etwas, was einen unglaublichen kulturellen Reichtum darstellt, und der zweite Aspekt ist natürlich die Förderung junger Künstlerinnen und Künstler und denen die Möglichkeit zu geben, mit einem professionellen Orchester als Solist aufzutreten."
Beeindruckende Beiträge im internationalen Wettbewerb
In diesem Jahr hatten sich etwa 60 junge Leute für den Interpretationswettbewerb in verschiedenen Kategorien angemeldet, darunter Gesang - teilweise in hebräischer Sprache. Von vielen Beiträgen beeindruckt zeigte sich der Juryvorsitzende Paul Scholer aus Luxemburg, Präsident des Netzwerkes für europäische Jugendmusikwettbewerbe: "Das Level war sehr hoch und was mich auch gefreut hat: Die Jugendlichen kamen von Europa nach Südamerika, nach Japan, China. Das ist fantastisch, dass die Jugendlichen sich hier messen. Wir sind beeindruckt."
Neben dem Wettbewerb lud das Festival auch zu Konzerten ein. Das israelische Shaham-Erez-Wallfisch-Klaviertrio etwa spielte das Eröffnungskonzert. Zudem beschäftigte sich eine Vortragsveranstaltung mit den Profiteuren der Vertreibung jüdischer Musiker und Komponisten während der NS-Diktatur - ein Feld, das bislang zu wenig bearbeitet sei, bilanziert Organisator Volker Ahmels: "Solche Dinge sind wissenschaftlich manchmal etwas brisant, aber deswegen machen wir das. Und ich glaube, diejenigen, die daran teilgenommen haben, waren alle begeistert."
Begleitausstellung über Arnold Schönberg bis 20. November
Gut angekommen sei auch die Begleitausstellung im Kulturforum Schleswig-Holstein-Haus über Arnold Schönberg als Komponisten und vielseitigen Künstler, freut sich Volker Ahmels: "Wir haben bei allen Veranstaltungen sehr viel Publikum gehabt und das Feedback war großartig. Wir haben auch Resonanz aus Amerika von der Familie Schönberg bekommen, die völlig begeistert war, was wir hier machen. Insofern kann ich sagen: Ich bin mehr als zufrieden. Es war ein großartiges Festival."
Das Festival endete heute Vormittag mit einem Schulprojekt. Studenten der Musikhochschule Wien erläuterten Schweriner Gymnasiasten dabei auf anschauliche Weise die berühmte Zwölftontechnik von Arnold Schönberg. Die Begleitausstellung über Arnold Schönberg läuft noch bis 20. November im Schweriner Schleswig-Holstein-Haus. Unter anderem ist dort sein faszinierendes Koalitionsschach zu sehen: eine Schauspielerweiterung, die Schönberg nach dem Ersten Weltkrieg für vier statt zwei Spieler entwickelt hat, erweitert um Kanonen, Flieger und U-Boote.