CD-Cover "Vortex of Silence" von Bálint Gyémánt © Jazzhaus Records
CD-Cover "Vortex of Silence" von Bálint Gyémánt © Jazzhaus Records
CD-Cover "Vortex of Silence" von Bálint Gyémánt © Jazzhaus Records
AUDIO: Play Jazz! - Magazin am Freitag (61 Min)

Ein persönlicher, kreativer Workshop

Stand: 18.01.2024 12:58 Uhr

Nach drei Alben mit der Sängerin Veronika Harcsa ist "Vortex of Silence" jetzt Bálint Gyémánts zweites Album mit der eigenen Band. Der ungarische Gitarrist kann es auch mal krachen lassen.

von Ralf Dorschel

Wer unter dem Dunning-Kruger-Effekt leidet, macht alles Allen schwer - außer sich selbst: Der Begriff steht für die Neigung, das eigene Können und Wissen massiv zu überschätzen. Und so der Inkompetenz noch Flügel zu verleihen. Was den Umgang mit dieser gefühlt stetig wachsenden Zahl an Mitmenschen so beschwerlich macht. Bálint Gyémánts Blick auf den "Dunning Kruger Effect" fällt entsprechend harsch aus - rüde Riffs, ein tosender Hindernislauf und der Hinweis: der ungarische Gitarrist kann es auch mal krachen lassen.

Was nicht selbstverständlich ist: Gyémant hat sich bisher vor allem durch drei subtile Alben mit seiner Landsfrau, der Sängerin Veronika Harcsa, einen Namen gemacht. Dazu kamen Auftritte mit Shai Maestro und Erik Truffaz. Und auch "Vortex of Silence" beginnt weitaus versöhnlicher: Das Intro "Pyramidion" bewegt sich im Rahmen eines klassischen Gitarren-Trios und testet dann gegen Ende ein paar harmonische Grenzen aus. Doch schon der "Waltz for Mr. Diamond" ist anders: Geht los wie einer dieser verstolperten Country-Blues-Ritte eines Bill Frisell und gewinnt allmählich an Fahrt und Intensität. Was dann den passenden Übergang zum wilden "Dunning Kruger Effect" bildet. Bálint Gyémánt liebt solche Geschichten und er erzählt sie über das gesamte Album hinweg - in den Songs und auch über die Abfolge der Songs hinweg.

Ein vielschichtiges und abwechslungsreiches Album

"Vortex of Silence" ist jetzt sein zweites Album mit der eigenen Band - in diesem Fall sind das ein Trio mit dem Bassisten Vince Bartók und dem Drummer Daniel Ferenc Szabo. "Dieses Trio ist mein persönlicher, kreativer Workshop", so sagt er: "Obwohl wir meine Kompositionen interpretieren, spielen meine Partner im Trio eine elementare Rolle beim Erschaffen eines besonderen Sounds."

Ein Pressebild von Bálint Gyémánt mit Gitarre © Jazzhaus Records Foto: Nandór Láng
Der ungarische Gitarrist Bálint Gyémánt liebt es Geschichten über das gesamte Album hinweg zu erzählen.

Sein instrumentales Arsenal hat der 40-Jährige immer mehr erweitert: Immer schon arbeitete er gern mit Loops und Effekten. Hier kommt im Bonus-Track "Dancing Dragon" auch ein Gitarrensynthesizer dazu - mit dem stürzt Gyémánt dann aber auch gleich in ein paar Jazzrock-Gniedel-Fallgruben, aus denen ein Pat Metheny schon vor Jahrzehnten wieder rausgeklettert ist. Der einzige Flop auf "Vortex of Silence" - aber eben auch eine weitere Facette dieses ebenso vielschichtigen wie abwechslungsreichen Albums. "Grenzen zu spüren, sie auch zu übergehen und sich in neue Richtungen entwickeln war immer eins meiner wichtigsten Anliegen als Musiker", so sagt Bálint Gyémant. Was möglicherweise eine gewisse Immunität gegen den Dunning-Kruger-Effekt sicherstellt.

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"Vortex of Silence"

Genre:
Jazz
Label:
Jazzhaus Records
Veröffentlichungsdatum:
19.01.2024
Preis:
21,99 €

Dieses Thema im Programm:

NDR Kultur | Play Jazz! | 22.01.2024 | 22:33 Uhr

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