Vom Friedensappell bis zu Fridays for Future: Kirchentage in Hannover
In Hannover, der "heimlichen Hauptstadt des Protestantismus", hat die Zentrale der Evangelischen Kirche in Deutschland ihren Sitz. Hier fand der erste und nun ab 30. April der fünfte evangelische Kirchentag 2025 statt. Ein Blick zurück - gemeinsam mit Zeitzeugen.
Zwei Monate nach Gründung der Bundesrepublik fand das Christentreffen 1949 erstmals an der Leine statt - damals noch als "Deutsche Evangelische Woche". "Hannover ist die Geburtsstätte des Kirchentages, und ich finde es insofern schön, dass wir nach Hause kommen. Vor allem erinnert uns dieser Kirchentag an unsere Wurzeln", sagt Kristin Jahn, die Generalsekretärin der Deutschen Evangelischen Kirchentages.
"Macht euch selbst kundig in der Schrift..."
Nach dem Zweiten Weltkrieg habe der Kirchentag an die Verbrechen der Nazi-Diktatur auch selbstkritisch erinnern wollen. Gemahnt wurde damals folgendermaßen, erklärt Jahn: "Macht euch selbst kundig in der Schrift, was Glaube heißt und wo die Grenzen liegen, damit nicht wieder das passiert, was im Nationalsozialismus passiert ist, dass mit dem Wort Gott gegen Menschen gehandelt wurde. Das finde ich eine heilsame Erinnerung unserer Gründungswurzeln."
Der 89-jährige Lüneburger Hugo Rausch hat als 14-Jähriger an jenem ersten Kirchentag teilgenommen. "Die vielen Leute, die zusammen gesungen haben, dieser Klang. Das hat mich sehr beeindruckt", erinnert sich Rausch.
Friedensthema 1967 im Mittelpunkt
Für Hugo Rausch blieb es nicht bei dem einen Kirchentag. Bei dem nächsten in Hannover - 1967 - war er auch wieder dabei. Das Laientreffen fand damals unter dem Eindruck des Vietnam-Krieges statt. "Da stand das Friedensthema sehr im Mittelpunkt. 1968 ging es ja dann richtig los", erzählt er.
Kirchentag der lila Tücher 1983
Der nächste Kirchentag in Hannover - 1983 - stand unter der Losung "Umkehr zum Leben". "Der ist in der Erinnerung geblieben als der Kirchentag mit den lila Tüchern, es ging ganz stark um den NATO-Doppelbeschluss und auf den Tüchern stand: ein Nein ohne jedes Ja zu den Massenvernichtungswaffen", erinnert sich Margot Käßmann, ehemalige Generalsekretärin des Kirchentages und später Bischöfin der hannoverschen Landeskirche. Ihr Nachfolger im Bischofsamt, Ralf Meister, war damals 1983 mit 21 Jahren als christlicher Pfadfinder Helfer beim Kirchentag. Das Friedensthema prägte das Treffen. "Es war eine Grundenergie für eine Zukunft dieser Welt auf die Straße zu gehen und politisch zu sein. Dieser Spirit war in Hannover komplett gegenwärtig", sagt Meister.
"Wenn dein Kind dich morgen fragt ..."
2005 - wieder Hannover. Für die damalige Landesbischöfin Margot Käßmann ein Kirchentag, der auch die Bewahrung der Schöpfung in den Mittelpunkt stellte - lange vor Fridays for Future. "Die Losung stammt aus dem Hebräischen Teil der Bibel: 'Wenn dein Kind dich morgen fragt, dann sollst du erzählen von Gott.' Aber es ging auch darum, wenn den Kind morgen fragt, was hast du gemacht, um die Erde zu erhalten, dann bist du auch verantwortlich und rechenschaftspflichtig. Das war ein großes Thema", erklärt Käßmann.
Motto 2025 "Mutig - stark - beherzt"
Nun, 20 Jahre später, kehrt der fünfte Kirchentag in die niedersächsische Landeshauptstadt zurück. "Lassen wir uns überraschen. Hannover ist attraktiv. Ich hoffe doch sehr, dass wir gut über 100.000 Besucherinnen haben werden", sagt Meister. "
Mutig - stark - beherzt", lautet das Motto. Zeit für Diskussionen, Sinnsuche und Begegnungen. Generalsekretärin Kristin Jahn hofft, dass das Glaubensfest auch im Alltag wirkt. "Ich wünsche mir, dass die Menschen nach Hause fahren mit dem warmen Gefühl im Herzen: 'Ich bin nicht allein, wenn ich versuche Tag für Tag aufzustehen für ein besseres Miteinander in diesem Land.'"
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