Symbol der deutschen Teilung: Elbbrücke Dömitz eröffnet

Stand: 25.08.2023 21:23 Uhr

Nach dem Zweiten Weltkrieg blieb die zerstörte Dömitzer Eisenbahnbrücke zwischen Ost- und Westdeutschland eine Ruine. In den vergangenen Monaten wurde sie umfangreich saniert. Am Freitag ist die neue Aussichtsplattform offiziell eröffnet worden - ein Wahrzeichen zwischen Niedersachsen und Mecklenburg.

von Axel Seitz

Jahrzehntelang überquerten Züge an dieser Stelle die Elbe, später war die Eisenbahnbrücke eine Ruine. Jetzt können Besucher von dort aus weit über die Elbwiesen in die Natur schauen. Eine Aussicht zum Genießen, betont der verantwortliche Architekt Ralf Pohlmann. "Das sind rund 130 Meter, die wir jetzt den Skywalk schon errichtet haben, also die ersten vier Brückenbögen."

Der Plan: "Skywalk" bis zur Elbe

Vier Brückenbögen sind begehbar. Zwölf weitere in Richtung Osten warten noch darauf, ebenfalls zu einer Aussichtsplattform umgebaut zu werden. "Die Perspektive ist natürlich, den Skywalk bis vorn an die Elbe zu bringen, also bis zum letzten Pfeiler", sagt der Bürgermeister der Samtgemeinde Elbtalaue, Jürgen Meyer. "Vielleicht gibt es auch noch die Möglichkeit, am letzten Pfeiler einen kleinen Balkon anzubringen. Da muss man noch mal drüber reden."

Eine Eisenbahnbrücke von oben gesehen. © Ralf Pohlmann Foto: Ralf Pohlmann
Im Moment ist die Eisenbahnbrücke bis zum vierten Pfeiler begehbar. In Zukunft soll sie ganz überquert werden können.
Leuchtturmprojekt in Elbtalaue

Jürgen Meyer, Bürgermeister der Samtgemeinde Elbtalaue, schaut nicht nur auf die sanierte Brücke, sondern auch auf weitere Vorhaben direkt am Deich, wie ein Infozentrum und ein barrierefreier Zugang mit Parkplatz. "Die Flächen sind vorhanden. Wir sind schon in Grundstücksverhandlungen", erläutert Meyer. Nur die Finanzierung sei noch nicht geklärt. "Wir wollen den Tag der Eröffnung ein Stück weit dafür nutzen, um für dieses Leuchtturmprojekt im Biosphärenreservat Niedersächsische Elbtalaue zu werben."

Barrierefreier Zugang mit Fahrstuhl

Bis dieses Besucherzentrum fertig sein könnte, werden aber wohl noch mindestens fünf Jahre vergehen. Damit rechnet zumindest der Bürgermeister, denn es müsse auch noch ein Fahrstuhl gebaut werden. "Wenn sie heute öffentliche Einrichtungen herstellen, sind sie verpflichtet, barrierefrei zu bauen." Die jetzige Situation sei eine Ausnahmeregelung gewesen. "Aber darauf wird es jetzt ankommen, dass wir da genau ansetzen."

Aussicht von einer Eisenbahnbrücke © NDR Foto: Axel Seitz
Von der neuen Aussichtsplattform können Besucher den freien Blick in die Elbtalaue genießen.
Ziel erreicht: Brücke gerettet

1873 wurde die Eisenbahnbrücke über die Elbe bei Dömitz eröffnet. Bis zum Frühjahr 1945 wurde sie für den Verkehr genutzt. Ein Luftangriff zerstörte das Bauwerk auf mecklenburgischer Seite, die deutsche Teilung verhinderte einen Wiederaufbau. "150 Jahre, nachdem der erste Zug hier lang fuhr, können nun Fußgänger die Brücke betreten", freut sich Pohlmann. "Der Steg hier oben ist im Grunde genommen die Kür einer großen Pflichtübung. Und die Pflichtübung war wirklich erst mal die Brücke zu retten für die nächsten Jahrzehnte. Ansonsten wäre das hier oben alles gar nicht sinnvoll gewesen."

Brückenpfeiler aus Naturstein

Die Elbbrücke Dömitz © NDR Foto: Christoph Kümmritz
Von Freitag an ist der Skywalk für jedermann zugänglich.

Der Architekt verweist darauf, dass die größte Herausforderung die Sanierung der 16 Brückenpfeiler gewesen sei. Sie sind aus Naturstein gemauert. "Durch Pflanzenbewuchs sind sie wirklich sehr, sehr stark in Mitleidenschaft gezogen worden. Und auch dadurch, dass die Brückenbögen nicht mehr beweglich waren und bei Temperaturveränderungen sehr starke Risse bekommen haben." Zerstörte Steine seien ersetzt, Risse saniert und vor allen Dingen vieles neu verfugt worden. Gekostet hat der Umbau rund 7,5 Millionen Euro, bezahlt mit Fördermitteln.

Öffentliche Führungen bei den "Tagen der Industriekultur"

Die Brücke ist nun für jedermann zugänglich. Im Rahmen der "Tage der Industriekultur am Wasser" der Metropolregion Hamburg gibt es am 24. September jeweils um 11, 13 und 15 Uhr eine Führung samt Vortrag mit Architekt Pohlmann. Das Programm verspricht Einblicke in die bewegte Geschichte des Bauwerks und in das aktuelle Projekt seiner Nachnutzung. Dabei soll auch über den neuen "Skywalk" spaziert werden.

Weitere Informationen
Ehemalige Eisenbahnbrücke über die Elbe bei Dömitz, Niedersachsen. © picture alliance / imageBROKER | Lothar Steiner

Symbol der Deutschen Teilung: Elbbrücke Dömitz wird "Skywalk"

Die zerstörte Brücke an der ehemaligen innerdeutschen Grenze wurde im Kalten Krieg dem Verfall preisgegeben. Auf den Überresten entsteht nun ein "Skywalk". mehr

Sogenannte Trümmerfrauen entsorgen in den Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg Schutt mit Loren. © picture alliance / akg-images

Nachkriegszeit: Trauer, Trümmer, Teilung - und Aufbruch

Nach dem Krieg sind die deutschen Städte eine Trümmerlandschaft. Das Land wird in vier Besatzungszonen aufgeteilt. mehr

Dieses Thema im Programm:

NDR Kultur | Kulturjournal | 25.08.2023 | 19:30 Uhr

Schlagwörter zu diesem Artikel

Zeitgeschichte

Architektur

Eine Frau sitzt auf einem Stuhl und lächelt in die Kamera. Neben ihr stehen die Worte "Die Hauda & die Kunst" © NDR/ Flow

Kunstwissen to go - serviert von Bianca Hauda

Bianca Hauda serviert Kunstwissen in kleinen Happen: Porträts von Künstler*innen, deren Bilder und Werke in deutschen Museen zu sehen sind. mehr

Der Arm einer Frau bedient einen Laptop, der auf einem Tisch in einem Garten steht, während die andere Hand einen Becher hält. © picture alliance / Westend61 | Svetlana Karner

Abonnieren Sie den NDR Kultur Newsletter

NDR Kultur informiert alle Kulturinteressierten mit einem E-Mail-Newsletter über herausragende Sendungen, Veranstaltungen und die Angebote der Kulturpartner. Melden Sie sich hier an! mehr

NDR Kultur App Bewerbung

Die NDR Kultur App - kostenlos im Store!

NDR Kultur können Sie jetzt immer bei sich haben - Livestream, exklusive Gewinnspiele und der direkte Draht ins Studio mit dem Messenger. mehr

Mehr Kultur

Ein älterer Mann sitzt an einem Schreibtisch. Es ist der Verleger Lothar Schirmer. © ThomasDashuber Foto: ThomasDashuber

Lothar Schirmer: 50. Verlagsjubiläum Schirmer/Mosel

50 Jahre Verlag Schirmer/Mosel. Lothar Schirmer spricht über die Begegnungen von Kunstschaffenden und seinen Profit daraus. mehr