Kunstmuseum Schwaan von außen © NDR Foto: Axel Seitz
Kunstmuseum Schwaan von außen © NDR Foto: Axel Seitz
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AUDIO: Künstlerkolonie feiert 20 Jahre Kunstmuseum Schwaan (4 Min)

Künstlerkolonie feiert 20 Jahre Kunstmuseum Schwaan

Stand: 05.11.2022 06:00 Uhr

Die Künstlerkolonie Schwaan ist die einzige in Mecklenburg. Sie wurde Ende des 19. Jahrhunderts in der Kleinstadt gegründet. Hier entstandene Kunstwerke sind weit über die Stadtgrenzen hinaus bekannt, auch Dank des dortigen Kunstmuseums.

von Axel Seitz

Annette Winter-Süß ist noch nicht so lange in Schwaan, denn erst im vergangenen Jahr übernahm sie die Leitung des dortigen Kunstmuseums. Doch inzwischen kann sie bereits eine besondere Zusammenarbeit mit einer Künstlerkolonie in Frankreich verkünden: "Wir haben jetzt zum Beispiel gerade eine Städtepartnerschaft mit der ältesten europäischen Künstlerkolonie abgeschlossen, mit Barbizon in Frankreich. Auch da kennt man Schwaan gut und wusste auch um die Qualität, wenn man so möchte, dieser Künstlerkolonie."

Dass Barbizon und Schwaan künftig enger zusammenarbeiten wollen, ist nicht selbstverständlich, weiß auch Heiko Brunner. Er hat das Kunstmuseum Schwaan bis zu seinem Ruhestand 2021 geleitet: "Das ist sicherlich auch ein Ausdruck für die Arbeit, letztendlich von Frau Winter-Süß, die das jetzt umgesetzt hat. Andersherum muss man aber natürlich auch erst ein gewisses Niveau haben und auch ein gewisses Gehör finden. Es kann nicht jeder Ort kommen und sagen: Jetzt machen wir mit Barbizon eine Städtepartnerschaft. Barbizon hat sich eben für Schwaan entschieden, weil letztendlich auch der französische Impressionismus in Schwaan nachgewiesen werden kann. Das ist auch einmalig und auch etwas Besonderes mit Bunke, Bartels und Dreawing. Dann über die Weimarer Malschule ist der französische Impressionismus nachzuweisen."

Schwaan intensiviert Beziehungen zu anderen Künstlerkolonien

Die erwähnten Maler Franz Bunke, Rudolf Bartels und Peter Paul Dreawing sind auch alle in Schwaan geboren, so Brunner: "Schwaan ist vom Bekanntheitsgrad her nicht messbar mit Worpswede, mit Skagen, oder anderen großen Künstlerkolonien. In Schwaan gibt es die Besonderheit, dass wir die einheimischen Künstler haben. Deswegen haben wir auch nicht so eine Vielzahl, wie es zum Beispiel in Ahrenshoop. Aber letztendlich brauchen wir uns von der Qualität her nicht hinter den Kolonien verstecken. Da können wir durchaus mithalten und werden auch von den Kollegen dort so als gleichwertig akzeptiert."

Und die Verbindung zu den anderen europäischen Künstlerkolonien soll in den kommenden Jahren intensiviert werden, Annette Winter-Süß plant schon eine entsprechende Ausstellung: "Im nächsten Jahr wollen wir die Künstlerkolonien Nidden zeigen, die im gleichen Zeitraum wie unsere entstanden ist. Dort waren auch viele deutsche Künstler, wie Max Pechstein oder Karl Schmidt-Rottluff. Lovis Corinth war auch da, und damit haben wir auch wieder diese beiden Generation - Pre-Impressionisten und Impressionisten - vertreten."

Junges Haus - Alte Meister

Kunstmuseum Schwaan von außen © NDR Foto: Axel Seitz
Museumsleiterin Annette Winter-Süß freut sich über den Zustand des Museums.

Natürlich freut sich die Museumsleiterin, dass das Kunstmuseum Schwaan in diesem Herbst 20-jähriges Jubiläum feiert, nicht zuletzt auch aus einem ganz bestimmten Grund: "Ich bin natürlich froh, kein Haus zu haben, was 120 Jahre alt ist. Dann hat man üblicherweise auch Renovierungsstau. Alles, was hier verbaut ist, ist nicht älter als 20 Jahre. Das heißt vom Museumsstandard: sehr gut."

20 Jahre Kunstmuseum Schwaan, für den ehemaligen Leiter, Heiko Brunner, sind es eigentlich mehr als zwei Jahrzehnte: "Letztendlich hat das doch fast zehn Jahre Vorbereitungszeit gebraucht. Doch da waren harte Kämpfe auszufechten. Wenn ich nur daran denke, dass die ursprünglichen Planungen für das Haus so aussahen, dass unten eine Gaststätte und in die erste Etage die Verwaltung rein sollte. Oben, hieß es, bekommt Herr Brunner zwei Räume, damit er seine Bilder zeigen kann und dann endlich Ruhe gibt. Aber letztendlich ist es dann doch mit Unterstützung vom Landesmuseum Schwerin auch von Rostock und von privaten Sammlern das ganze Haus so geworden - für die Künstlerkolonie Schwaan. Damit begann eigentlich auch der Weg Schwaans in Europa."

Schwaan: Eine der wichtigsten Künstlerkolonien Europas

Dass Schwaan im Vergleich mit anderen Künstlerkolonien seinen Platz in Europa gefunden hat, zeigte sich bereits 2007. Damals gab es eine Ausstellung in Atlanta. Die Amerikaner hatten sich, die aus ihrer Sicht, wichtigsten Künstlerkolonien aus Europa ausgesucht. Und unter den 16, die in Atlanta präsentiert wurden, war auch Schwaan.

Die laufende Ausstellung "Mecklenburgs Monet und die Musik - Zum 150. Geburtstag von Rudolf Bartels" ist noch bis zum 13. November zu sehen und vom 19.11. an steht der Maler Matthias Wegehaupt im Mittelpunkt einer neuen Ausstellung.

 

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Dieses Thema im Programm:

NDR 1 Radio MV | Kulturjournal | 04.11.2022 | 19:00 Uhr

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