Ahrenshooper Kunstauktion: Seltene Kunstwerke zu sehen

Stand: 06.08.2023 13:32 Uhr

Kaum vorstellbar, aber der touristische Hotspot Ahrenshoop war mal ein verschlafenes Fischerdörfchen. Eindrücke aus dieser Zeit haben die Maler, die sich im 19. Jahrhundert dort angesiedelt haben, festgehalten. Am Sonnabend kamen sie unter den Hammer.

Hammer fällt auf Tisch © picture alliance/dpa/dpa-Zentralbild | Bernd Wüstneck
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von Juliane Voigt

Schneereste auf dem Dach, Bäume biegen sich im Wind, grauer Himmel, Pfützen, Schneematsch, ein schiefes Gartentor. So sah es mal aus, das Dornenhaus, das heute noch zu besichtigen ist, in Ahrenshoop. Gemalt hat es Elisabeth von Eicken im Jahr 1894. Ein großformatiges Museumsbild in Öl auf Leinwand. Mit 24.000 Euro hat es das höchste Einstiegsgebot dieser Auktion. "Das stammt aus der Anfangszeit der Ahrenshooper Künstlerkolonie", sagt Auktionator Robert Dämmig. "Zudem ist es noch ein Winterbild, es fehlt die ganze Farbe des Sommers, und zeigt eigentlich auch die prekäre Situation der damaligen Bewohner hier. Es war ein kleines Fischerdorf und das spiegelt das noch mal wider." Die ersten Bilder aus den Anfangstagen der Künstlerkolonie gelten als die ursprünglichsten.

Kunstauktion: Beliebte Sammlerstücke

Ein Landschaftsbild mit einem Haus drauf, blauem Himmel und viel grün.
Landschaftsgemälde von Paul Müller-Kaempff.

Auch von Paul Müller-Kaempff, dem Gründer der Künstlerkolonie Ahrenshoop, sind solche frühen Bilder bei der Vorbesichtigung zu sehen. Beliebte Sammlerstücke: leichte Sommerfrische am Meer, aber auch der raue Weststrand. In großen schnörkeligen Goldrahmen hängen die Gemälde im Kunstkaten des Ortes. "Paul Müller-Kaempf hat unglaublich viele Skizzenbücher gefüllt. Da gibt es auch eine Zeichnung, die wir in der Auktion dabei haben, im kleinen Kabinett. Daraus hat er seine Gemäldemotive gebaut und das ist, wenn man so will, eine Ölstudie eines Hausausschnittes mit einer gewissen Lichtsituation, die ganz typisch ist, also diese fallenden Sonnenflecken." Die Skizze gehört in das sogenannte kleine Kabinett der Auktion.

Preiswertere Kunstwerke

Neben den 100 Hauptkunstwerken werden noch knapp 70 kleinere künstlerische Arbeiten versteigert, erklärt Dämmig. "Das kleine Kabinett haben wir mal als Format parallel zur Hauptauktion entwickelt. Das bezieht sich vor allem auf kleinformatige Arbeiten. Was auch heißt, dass die zum Teil im Preis etwas kleiner sind." Ein kleines Schaf von Fritz Grebe zum Beispiel hat den Startpreis von 420 Euro. Das Bild "Kastanien am Zaun" von Dora Koch-Stetter beginnt bei 280 Euro. Günstige Gelegenheiten in dieser inzwischen renommierten Kunstauktion.

Holzschnitt von Wolfgang Mattheuer: Realsozialistische Szene

Werke des Künstlers Wolfgang Mattheuer © Screenshot
Werke des Künstlers Wolfgang Mattheuer.

Unter den Kunstwerken ist auch ein Holzschnitt von Wolfgang Mattheuer. Zwei Mädchen tanzen in russischen Folklorekleidern auf herumrollenden Rohren, sagt Auktionator Dämmig. "'Balance' nennt sich diese Druckgrafik. Da muss man natürlich den Hintergrund kennen. Das ist die Druschba-Trasse und diese beiden, die da auf der Druschba-Trasse tanzen, das ist eine witzige Anspielung. Das hat jetzt kurioserweise wieder gewisse Aktualität. Zumal die Erdgasleitung noch nicht fertig oder nicht montiert ist. Das war damals in der DDR immer großes Thema." Tanz auf der Baustelle - eine realsozialistische Szene. Wahrscheinlich politisch nicht ganz korrekt.

Wolfgang Mattheuer war regelmäßig in Ahrenshoop, erklärt Dämmig. Deshalb kommen Bilder von ihm hier immer wieder in die Auktion, die ansonsten eine klare Ausrichtung hat. "Das Thema bei der Ahrenshooper Kunstauktion sind generell immer die benachbarten baltischen Kolonien, aber diesmal haben wir uns auf Fischland Darß fokussiert. Mit besonderen Arbeiten von Louis Douzette, Elisabeth von Eicken, Paul Müller-Kaempff und Anna Gerresheim sind wir sehr stark aufgestellt in diesem Jahr."

Wichtigste Kunstauktion im Norden

Gegründet wurde die Ahrenshooper Kunstauktion 1972 als Grafik-Auktion. Inzwischen gehört sie zu den wichtigsten Kunstauktionen im Norden. Im frühen Sommer sind die Bilder immer auch in Berlin zu sehen. Kunstsammler Klaus Hermann Knüppel kommt regelmäßig er zu den Auktionen in das Ostseebad: "Ich verfolge das seit 30 Jahren, auch zu DDR-Zeiten. Wir waren froh nach der Wende, dass dieses Ereignis wieder aus der Taufe gehoben wurde und das hat sich aus unserer Perspektive auch im deutschen Kunsthandelsrahmen entwickelt. Eine sehr beachtete Auktion, die vornehmlich in den letzten zehn Jahren, seitdem Herr Dämmig der Auktionator ist, einen qualitativ sehr großen Sprung gemacht hat." Auf welche Bilder er in dieser Vorbesichtigung ein Auge geworfen hat, verrät er nicht. Das könnte Begehrlichkeiten bei anderen wecken.

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Auktionshammer vor Bildern © picture alliance/dpa/dpa-Zentralbild | Bernd Wüstneck Foto: Bernd Wüstneck

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Dieses Thema im Programm:

NDR Kultur | Der Vormittag | 02.08.2023 | 10:20 Uhr

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