Joséphine Sanz als Nelly und Stéphane Varupenne als Vater im Film "Petite Maman - als wir Kinder waren" von Céline Sciamma © Alamode Film

"Petite Maman" im Kino: Zartes Zeitreise-Drama

Stand: 24.03.2022 12:27 Uhr

Seit ihrem Film "Porträt einer jungen Frau in Flammen" gehört Céline Sciamma zu den ganz großen Regisseurinnen. Jetzt kommt ihr neuer Film über Trauer, Abschiede und generationenübergreifende Mutterliebe ins Kino.

von Anna Wollner

Es ist ein Abschied, der sich durch zwei kleine Wörter ankündigt und doch für immer ist: "Auf Wiedersehen." Die achtjährige Nelly verabschiedet sich im Seniorenheim ihrer Großmutter von den anderen Damen, die sie so oft gesehen hat. Ihre Großmutter ist gestorben, gemeinsam mit ihrer Mutter und ihrem Vater bricht sie auf in das Haus der alten Dame, um es endgültig leer zu räumen.

Die Mutter reist am nächsten Morgen ab. Es geht ihr nicht gut. Nelly bleibt und streift wie ihre Mutter einst durch den nahegelegenen Wald, sucht den Ort, an dem sie als Kind ein Baumhaus gebaut hat, trifft dort auf ein Mädchen. Die Mädchen gleichen sich wie ein Ei dem anderen und freunden sich an. Bauen das Baumhaus weiter, backen gemeinsam Pfannkuchen und reden.

Überraschender Twist: Die junge Nelly begegnet ihrer Mutter im gleichen Alter

Die Zwillinge Gabrielle und Joséphine Sanz als Marion und Nelly im Film "Petite Maman - als wir Kinder waren" von Céline Sciamma © Alamode Film
In Sciammas "Petite Maman - als wir Kinder waren" begegnen sich Mutter und Tochter im Alter von acht Jahren und sprechen über die Dinge, die sie bewegen.

Celines Sciammas "Petite Maman - Als wir Kinder waren" hat einen Twist. Einen Twist, den Sciamma mit einer sturen Beiläufigkeit selbst in den ersten Filmminuten enthüllt. Es ist kein effekthaschender Twist, sondern einer mit einem seltenen Urvertrauen in die Zuschauenden, die genauso normal damit umgehen können wie die Mädchen selbst. Der Wald ist eine Art Pforte zwischen den Generationen. Marion ist Nellys Mutter, im gleichen Alter.

"Petite Maman" ist kein großes Zeitreisedrama, sondern ein kleiner, sehr intimer Film. Sciamma zieht die Spannung aus den Alltagsbeobachtungen, dem kindlichen Spiel und dem Austausch der Mädchen über ihre Leben.

Sciammas "Petite Maman": ganz große Kunst, verborgen im Kleinen

Regisseurin Sciamma erzählt über die Bilder. Die Dialoge sind sparsam gesetzt, langsam erzählt, der Wald und das Haus der verstorbenen Großmutter sind die überwiegenden Handlungsorte. Sciamma beobachtet die beiden Mädchen, die von einem Zwillingspaar gespielt werden, beim Bauen des Baumhauses, mit fast schon meditativer Wirkung. Es ist ein Film über Trauer, Abschiede und generationenübergreifende Mutterliebe. Und es ist der Beweis dafür, dass sich die große Kunst wie hier oft auch im ganz Kleinen verbirgt.

"Petite Maman - als wir Kinder waren"

Genre:
Drama
Produktionsjahr:
2021
Produktionsland:
Frankreich
Zusatzinfo:
Mit Joséphine Sanz, Gabrielle Sanz, Nina Meurisse, Stéphane Varupenne, Margot Abascal
Regie:
Céline Sciamma
Länge:
72 Minuten
FSK:
ab 0 Jahre
Kinostart:
ab 17. März

Dieses Thema im Programm:

NDR Kultur | Klassisch in den Tag | 17.03.2022 | 07:20 Uhr

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