Drogen, Kunst und Brexit: Mediathektipps im August
Die TV-Serie "State of the Union" erntete 2019 nicht nur erstklassige Kritiken, sondern auch drei Emmy-Awards. Neben der englischen Miniserie über die gesellschaftlichen Verwerfungen in Großbritannien gibt es aber noch andere Perlen in den öffentlich-rechtlichen Mediatheken.
Scott hasst nichts mehr als Veränderungen. Warum soll er seinen Kaffee mit Hafermilch trinken? Und wieso nennt sich die Bedienung hinterm Tresen einfach nur "Jay"?
- Du willst also wissen, ist Jay männlich oder weiblich?
- Ja!
- Warum willst du das wissen?
- Weil's eine relevante Information ist.
- Wenn man über eine mögliche Beziehung nachdenkt. Nicht, wenn man nur einen Kaffee trinkt.
Filmzitat
Das Londoner Lokal, in dem Scott seine Frau Ellen trifft, liegt im Erdgeschoss - unmittelbar unter einer psychotherapeutischen Praxis. Auch in der zweiten Staffel von "State of the Union" erleben wir zehn Treffen eines zerrütteten Paars. Nicht in, sondern vor der jeweiligen Therapiesitzung. Geschickt verknüpft Autor Nick Hornby die privaten Querelen mit den gesellschaftlichen Verwerfungen in Großbritannien. "State of the Union" ist also nicht nur eine Serie über den Zustand einer Ehe, sondern auch über das Vereinigte Königreich nach dem Brexit. Staffel 2 von "State of the Union" ist mit Patricia Clarksen und Brendan Gleesan erstklassig besetzt, kurzweilig, klug und komisch: Bis 10. September in der ARD Mediathek.
"Künstlerduelle: Nolde vs. Liebermann" in der 3sat Mediathek
Berlin, 1910: Der Maler Emil Nolde hat sich vorgenommen, mit seinen expressionistischen Bildern die Hauptstadt zu erobern. Aber in der Berliner Secessions-Ausstellung - der wichtigsten Kunstschau des Kaiserreichs - werden seine Werke abgelehnt. Nolde macht den einflussreichen Max Liebermann dafür verantwortlich und beschimpft den Kollegen in einem offenen Brief.
Hier ist ein weitgehend unbekannter Künstler, der dem Altmeister der deutschen Moderne öffentlich ans Bein pinkelt. Es ist unerhört. Filmzitat
Ein ganz normaler Künstlerstreit könnte man meinen. Aber der Antisemit Nolde entwickelt eine Verschwörungstheorie. "Künstlerduelle: Nolde vs. Liebermann" bleibt bis zum 6. November in der 3sat Mediathek.
"Follow the Money": Dänische Krimiserie in der arte Mediathek
Auf einer Kopenhagener Polizeiwache feiern die Ermittler ihren Erfolg: Sie haben einen Dealer mit einem Kofferraum voll Haschisch gefasst. Nur Alf Rybjerg mag die Freude seiner Kollegen nicht teilen.
Was mach ich hier eigentlich? 350 Kilo Hasch: Sieh hin! Es wären 2 Tonnen geworden. Mindestens! Wir hätten nur dem Geld folgen müssen! Filmzitat
Als Wirtschaftsermittler weiß Alf: Wer den Großverdienern im Haschischgeschäft auf die Schliche kommen will, muss herausfinden, wohin ihre Millionen fließen. Schon bald stößt er auf Nicki Rasmussen, einen BWL-Studenten, der im Auftrag eines spanischen Drogenbarons ein Netzwerk in Dänemark aufbaut. Doch je mehr Nicki einnimmt, desto schwieriger wird es, das schmutzige Geld zu waschen. Die Krimiserie "Follow the Money" entwickelt ihren Sog aus den komplexen Figuren. Es gibt keine Helden, keine klassischen Sympathieträger. Um so spannender ist es zu beobachten, wie die Drehbuchautoren uns verführen, mit dem Drogendealer Nicki genauso mitzufiebern, wie mit dem frustrierten und tablettenabhängigen Ermittler Alf. "Follow the Money": bis zum 27. November in der arte Mediathek.