"Wood - der geraubte Wald": Doku über Kampf gegen Holz-Mafia
Alexander von Bismarck ist der Holz-Mafia auf der Spur. Die Doku "Wood" begleitet ihn auf seinen Undercover-Ermittlungen um die Welt. Der Film, spannend wie ein Krimi, ist in einigen Kinos im Norden zu sehen.
Es ist eine der großen Umwelt-Tragödien: Die Zerstörung des Amazonas-Regenwalds. Allein in Peru werden jährlich fast 270.000 Hektar abgeholzt. Zu 80 Prozent illegal. "Das Problem des illegalen Holzhandels ist leider immer noch riesig. Es passiert auf der ganzen Welt. Und wenn es so weitergeht, sind wir jetzt in der Situation, dass wir in zehn Jahren die letzten natürlichen, die letzten gesunden Wälder verlieren," sagt Alexander von Bismarck.
Alexander von Bismarck leitet die Environmental Investigation Agency
Der Nachfahre des Eisernen Kanzlers leitet die Environmental Investigation Agency in Washington. Er und sein Team sind seit Jahren der "Holz-Mafia" auf der Spur. Alle zwei Sekunden, so schätzen Umweltschützer, vernichten illegale Holzfäller Waldfläche von der Größe eines Fußballfeldes.
Es ist der viertgrößte Schwarzhandel der Welt. Ein Milliardengeschäft mit katastrophalen Folgen. "Wir als Verbraucher sind die unwissenden Finanzierer von dieser Kriminalität, dieser Gewalt gegen die Natur, Gewalt gegen Menschen. Es sind Unmengen von Geld, die wir als Konsumenten produzieren, die es sehr schwer machen, diesen Kampf lokal zu gewinnen", so von Bismarck.
Undercover-Ermittlungen von Sibirien über China bis nach Peru
Der Dokumentarfilm "Wood - Der geraubte Wald" begleitet Bismarck bei Undercover-Ermittlungen rund um die Welt. Von der Taiga in Sibirien über Holzfabriken in China bis hin zum Regenwald in Peru. Michaela Kirst ist eine der drei Regisseurinnen des Films. Sieben Jahre lang war sie immer wieder bei Einsätzen der Umweltermittler dabei. Sie findet an der Arbeit von Bismarcks spannend, dass er und sein Team "als Umweltagenten arbeiten. Das sind wirklich Spione. Die geben sich andere Identitäten und versuchen, Videobeweise zu erbringen. Die gucken, wo wird im Wald illegal abgeholzt und wo landet das Produkt dann bei uns im Discounter?", so Kirst.

Zentral im Film sind die Ermittlungen in Rumänien, für die das Filmteam selbst die Vorrercherche lieferte. Alexander von Bismarck gibt sich als Holzhändler aus, knüpft Kontakte - und deckt auf, dass die österreichische Holzfirma Schweighofer beim illegalen Handel mitmischt. Es sei wichtig, nicht nur über die Regenwälder im Amazonas nachzudenken, so Michaela Kirst.
"Die sind ja auch so weit weg, und dann vergisst man das wieder". Wichtig sei, dass dieses illegale Abholzen im Herzen von Europa passiere, im Herzen der Europäischen Union. Darüber müsse man sich bewusst sein als Verbraucher - und "entsprechend unser Kaufverhalten verändern", sagt Kirst.
Der Film zeigt auch, wie riskant der Einsatz der Waldschützer ist. Besonders für die lokalen Aktivist*innen, mit denen Bismarck eng zusammenarbeitet.
- Das ist illegales Holz aus dem Nationalpark! Dieses Werk stiehlt unsere Zukunft.
- Sie dürfen hier nicht filmen!
- Es stiehlt unseren Wald! Fassen Sie mich nicht an!
Dialog aus dem Film
Sechs ermordete Förster in Rumänien

In Rumänien wurden in den letzten Jahren sechs Förster ermordet - vermutlich von illegalen Holzfällern. Alexander von Bismarck erklärt: "Es ist der Kontrast von dem Produkt, das man vielleicht kauft, ein Stuhl, und wie viel Gewalt und wie viel Verbrechen, die in so einem normalen Produkt stecken kann. Unsere Investigationen dienen dazu, diesen 'Schuldpunkt' zu finden, wo jemand genau weiß, was passiert." Wenn man diese Realität bloßstellen könne, helfe es oft, "uns als Konsumenten oder als Politiker klare Entscheidungen zu treffen."
Die Wut über die Holzmafia führte in Rumänien zu Massenprotesten. Die Firma Schweighofer verlor ihr Umweltsiegel, die Politik bewegte sich. Ein bisschen. Und heute? Beim Weltklimagipfel verpflichteten sich kürzlich mehr als 100 Staaten zum Waldschutz. Ähnliche Bekenntnisse gab es schon. Die Wälder wurden trotzdem weiter zerstört. Umso wichtiger ist die Arbeit von Umweltschützern. Das zeigt diese Doku eindrücklich und ist dabei spannend wie ein Thriller.
Kinotermine im Norden:
- Boizenburg: Boizenburg Kino: 25. Februar mit Filmgespräch
- Hamburg: Schanzenkino 73: ab 3. März
- Kiel: Kino in der Pumpe: ab 3. März
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