"The French Dispatch": Wes Andersons Ode an den Journalismus
Wes Andersons neuer Film "The French Dispatch" ist ein Episodenfilm. Aus unterschiedlichen Perspektiven beleuchtet er die Geschichte von vier schrullig-schrägen Autorinnen und Autoren eines Magazins.
Kaum ein anderer zeitgenössischer Regisseur hat in seinen Filmen einen so unkonventionellen, magischen, oft surrealen Kosmos erschaffen wie Wes Anderson. Filmperlen wie "Moonrise Kingdom", "The Royal Tenenbaums", "Die Tiefseetaucher" und "Grand Budapest Hotel". In seinen Welten leben durchweg kauzige Typen, manchmal sind es Marionetten oder Zeichentrick-Figuren. Sein visueller Stil ist eigenwillig und unverwechselbar, sein Humor skurril. Das gilt auch für seine neue Komödie "The French Dispatch".
Wenn er mit realen Schauspielerinnen und Schauspielern arbeitet, dann gern mit denselben: Bill Murray ist unverzichtbar, Jason Schwartzman, Tilda Swinton und Owen Wilson fast immer mit von der Partie. Sie alle sind auch bei "The French Dispatch" wieder mit dabei.
Was Andersons Hommage an das typisch Französische
"The French Dispatch" ist der Name eines erfundenen Magazins. Bill Murray spielt den Verleger, der in seiner französischen Wahlheimat ein neues Blatt herausgibt:
Es begann als ein Urlaub. Begierig der strahlenden Zukunft in Kansas zu entkommen verwandelte Arthur Howitzer Jr. die Reihe seiner Reiseberichtkolumnen in "The French Dispatch". Einen wöchentlichen Tatsachenbericht zu den Themen Weltpolitik, Kunst, hohe und niedere, und breit gefächerte Alltagsgeschichten."

"The French Dispatch" ist ein Episodenfilm ohne eine zusammenhängende Handlung. Eine ironische, liebevolle Hommage an alles vermeintlich typisch Französische aus einem augenzwinkernden, klischeehaft amerikanischen Blickwinkel. Gezeigt werden vier Geschichten, von vier schrullig-schrägen Autorinnen und Autoren des Magazins. Da ist zum Beispiel die Reporterin Lucinda - mit gewohnt schroffen Charme dargestellt von Francis McDormand. Bei der Berichterstattung über junge Revoluzzerinnen und Revoluzzer kommt die politisch linke Journalistin schon mal vom Weg ab. Etwa wenn sie das Manifest der Bewegung nicht nur beschreibt, sondern auch selbst mitschreibt:
Es waren die Kinder. Sie zerstörten Tausend Jahre republikanische Autoritäten in weniger als zwei Wochen. Was sie wollten? Freiheit. Punkt.
Und dann gibt es da auch die extravagante Kunstkritikerin Berensen - gespielt von Tilda Swinton - die zugleich auch Muse für die Kunstschaffenden ist. In ihrer Geschichte geht es um den in einer Psychiatrie einsitzenden Mörder, der großartige Bilder malt. Deren Wert ein anderer - wegen Steuerbetruges einsitzender Häftling - sofort erkennt:
Benicio del Toro und Adrian Brody liefern sich hier eine Zellenbegegnung, wie sie die Coen-Brüder nicht besser hingekriegt hätten. Und dann war da noch die Sache mit dem Gefängnisdirektor, der einen chinesischen Häftling zu seinem persönlichen Chefkoch ernennt und eines Abends beim Diner einen Anruf erhält, bei dem ihm den Hauptgang im Halse stecken bleibt:
Wie Sie schon wissen haben wir ihren Sohn entführt...
"The French Dispatch": Liebevolle Filmkomposition
"The French Dispatch" ist eine bis ins Detail liebevoll ausgetüftelte filmische Komposition, mit vielen Referenzen an reale Vorbilder. Das charmante Retro-Design des Film-Magazins erinnert nicht zufällig an das vom Regisseur geliebte Intellektuellen-Heft "The New Yorker". Wes Anderson ist sich einmal mehr treu geblieben.
Und einmal mehr werden sich daran die Geister scheiden: Für die einen ist das eine immer wiederkehrende, selbstverliebte, manierierte Nabelschau. Für die anderen wieder so ein wunderbar verspieltes Stück Kino.
The French Dispatch
- Genre:
- Komödie
- Produktionsjahr:
- 2021
- Produktionsland:
- USA, Deutschland
- Zusatzinfo:
- mit Tilda Swinton, Léa Seydoux, Bill Murray
- Regie:
- Wes Anderson
- Länge:
- 103 min
- FSK:
- ab 6 Jahre
- Kinostart:
- 21. Oktober 2021
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