Zwei Menschen sitzen auf einem Tisch und schauen eine Folge einer Netflix-Doku über Harry und Meghan © Jonathan Brady/PA/dpa +++ dpa-Bildfunk +++ Foto: Jonathan Brady

"Streaming Wars": Kampf der Streaming-Dienste um Zuschauer

Stand: 04.01.2023 17:01 Uhr

In den vergangenen drei Jahren ist die Zahl der Streaming-Services in den USA stark gewachsen, die Auswahl für die Zuschauer riesig. Der Kampf um deren Gunst geht 2023 in die nächste Staffel.

von Katharina Wilhelm, ARD-Korrespondentin Los Angeles

Netflix, Disney+, Amazon, Apple TV+, Hulu, Peacock, HBO Max - in den vergangenen drei Jahren ist die Zahl der Streaming-Services in den USA stark gewachsen. Die Auswahl für die Zuschauer ist riesig. Die Konkurrenz der Streamer dementsprechend ebenso, in den US-Medien sprach man regelmäßig von den “Streaming Wars", den Kämpfen der Streamer untereinander.

Doch in diesem Jahr hat sich der Wind zum Teil gedreht, der Platzhirsch Netflix musste erstmals einen Verlust bei den Abo-Zahlen hinnehmen und ändert sein Geschäftsmodell. Ist der Höhepunkt der Streaming Wars erreicht?

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2022 war das Jahr der Giganto-Shows bei den Streaming-Diensten 

2022 war das Jahr der Giganto-Shows: Amazon zeigte die erste Staffel der bis dato wohl teuersten Streaming-Serie aller Zeiten: "Ringe der Macht", eine Vorgeschichte zum "Herrn der Ringe". Warner Bros zeigte auf seinem Streaming Service HBO Max fast zur gleichen Zeit "House of the Dragon", ebenfalls eine Vorgeschichte zum Serienhit "Game of Thrones". Die Zuschauer hätten die Qual der Wahl, meint Streaming-Analyst Dan Rayburn: 

Sie alle konkurrieren um unsere Zeit, unsere Augen, denn wie viele Stunden können wir an einem bestimmten Tag Inhalte konsumieren? Und auch wenn TikTok nicht mit einem großen Streaming-Service vergleichbar ist, spielt selbst das mit rein, denn es ist ein Wettkampf um unsere Aufmerksamkeitsspanne! Streaming-Analyst Dan Rayburn

In den USA wird mehr gestreamt als lineares Fernsehen geschaut

Streaming ist die Zukunft, da sind sich Experten wie Rayburn sicher. Ein Indiz: In den USA wird seit diesem Jahr erstmals mehr gestreamt als klassisches TV geschaut. Bislang war Netflix der absolute Platzhirsch der Streamingdienste. "Niemand hatte so eine Bibliothek, wie sie", sagt Medienjournalist Alex Weprin bei CBS. Netflix' Erfolg macht neidisch, immer mehr Firmen gehen in den Streaming-Markt und konkurrieren nicht nur um die Augen, sondern auch um die Geldbeutel der Kunden. "Der Durchschnittskunde hat drei bis vier Abos, aber es gibt natürlich viel mehr", so Weprin.

Und das spürt nun auch Netflix: Mitte 2022 musste das Unternehmen aus dem kalifornischen  Los Gatos vermelden, dass es fast eine Million Abonnenten eingebüßt hatte. Fast zeitgleich kam die Nachricht, dass der Konkurrent Disney kräftig Kunden dazugewonnen hat.

Disney: Mehr als eine Milliarde US-Dollar Verluste im letzten Quartal

Mittlerweile konnte Netflix den Schwund wieder ausgleichen, hat rund 223 Millionen Kunden -  doch die Herausforderungen für die Plattformen bleiben, vor allem, weil die Ausgaben hoch sind, so Rayburn: "Die Nummer 1 bei den Kosten ist Inhalt und Lizenzierung - wenn Netflix etwa 18 bis 19 Milliarden Dollar pro Jahr für Inhalte ausgibt, müssen sie einen bestimmten Betrag dafür nehmen, um profitabel zu sein. Und bei Netflix ist das noch so, bei denen fließt das Geld - Disney hat mehr als eine Milliarde im letzten Quartal verloren, die verlieren fast 30 Millionen Dollar am Tag!"

Die Konsequenz: Netflix kürzte seine Ausgaben, entließ in 2022 etwa 300 Mitarbeiter. Um mehr Kunden zu gewinnen, gibt es nun ein günstigeres Modell mit Werbung. Auch Disney bietet ein neues, werbefinanziertes Modell an, zunächst nur in den USA. Ab dem Frühjahr will Netflix stärker gegen das Passwort-Teilen unter Kunden vorgehen.

Fürs Kostensparen: Weniger Serien in 2022?

Möglicherweise heißt Kosten sparen auch, dass es auch weniger Serien in den nächsten Jahren geben wird. Nach Informationen des Forschungsunternehmens Ampere Analysis sei die Zahl der bestellten Serien für Erwachsene in der zweiten Hälfte 2022 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 24 Prozent gesunken. 

Auf neue Inhalte müssen Zuschauer aber trotzdem nicht verzichten: Für das kommende Jahr gibt es beispielsweise eine neue Staffel der Serie "The Crown" über das britische Königshaus auf Netflix, auch der Streaming-Hit "Squid Game" geht in die zweite Runde, es gibt Spin-Offs zur Zombie-Serie "The Walking Dead" und bei Disney+ gibt es neue Folgen von "The Mandalorian". Der Kampf um die Gunst der Zuschauer ist also nicht zu Ende, sondern geht nur in die nächste Staffel.  

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NDR Info | Wirtschaft | 28.12.2022 | 16:40 Uhr

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