"Eine Wundertüte": Weihnachtstatort mit Lindenberg und Furtwängler
Udo Lindenberg tritt im Tatort mit Maria Furtwängler auf: in "Alles kommt zurück". Die von Detlev Buck in Hamburg gedrehte Folge wurde am Sonntag im Ersten ausgestrahlt. Die Hauptdarsteller im Interview.
Kommissarin Charlotte Lindholm steht in "Alles kommt zurück" von Regisseur Detlev Buck unter Mordverdacht. Die Tatort-Folge mit Maria Furtwängler führt Lindholm wegen einer privaten Angelegenheit von Göttingen nach Hamburg, um sich in einem Hotel heimlich mit einem Mann zu treffen. Doch der ist tot, als sie ankommt - und Lindholm dringend tatverdächtig. War der Mörder einer der Udo-Lindenberg-Doppelgänger, die gerade wegen eines Castings das Hotel bevölkern? Lindholm traut ihren Hamburger Kripo-Kolleginnen und -Kollegen nicht und ermittelt auf eigene Faust weiter. Dabei stößt sie auf Hinweise, dass der Mord möglicherweise eine Falle gewesen sein könnte. Ein Racheakt an der Kommissarin? Das sagen Udo Lindenberg und Maria Furtwängler im exklusiven Gespräch mit NDR.de über die Folge.
Frau Furtwängler, das Fernsehpublikum darf diese neue Zusammenarbeit mit Ihnen und Udo Lindenberg am 26. Dezember nach dem Weihnachtsfest ab 20.15 Uhr in der ARD erleben. Eines steht fest: Hier dürfen Fans keine traditionelle Tatort-Folge erwarten. Denn Regisseur ist Detlev Buck, der Experte für schrägen Humor. Was erwartet die Zuschauerinnen und Zuschauer in "Alles kommt zurück"?
Maria Furtwängler: Eine Wundertüte für alle, die sich nach zwei besinnlichen Tagen einfach mal zurücklehnen und gut unterhalten lassen wollen. Von tollen Schauspieler*innen, einer märchenhaften Kriminalstory und eben auch von Bucks eigenwilligen Einfällen.
Uli Brée hat das Drehbuch geschrieben, er hat die Geschichte auf den Weg gebracht. Wie viel Furtwängler-Ideen stecken in diesem Tatort?

Furtwängler: Jede Idee ist nur so gut, wie die Menschen, die sie umsetzen. Und dieser Tatort ist schon ein ganz besonderes Stück Teamwork geworden. Einfach weil wirklich alle mit Herz und Kunstverstand dabei waren. Hier hat kein Ego triumphiert, auch wenn am Set viele Alpha-Tiere herumgwuselt sind.
Sie haben zum ersten Mal als Produzentin fungiert. Was hat sich dadurch für Sie verändert?
Furtwängler: Ich habe begriffen, dass Harmonie nicht immer möglich ist, wenn es um kreative und ökonomische Verantwortung geht.
Herr Lindenberg: Mit dem Tatort verbindet Sie seit Jahrzehnten die Titelmelodie. In der ersten Version des Tatort-Titels haben Sie die Drums für den Komponisten und Jazzmusiker Klaus Doldinger gespielt. Was weckt dieser Sound in Ihnen an Erinnerungen?
Udo Lindenberg: Ich war ja erst Trommler, zwölf Jahre lang, auch in München, bei Klaus Doldinger. Und einer der Jobs war im Studio die Melodie zum Tatort zu trommeln, genauso, wie sie heute noch ausgestrahlt wird.
2019 haben Sie mit Maria Furtwängler den Song "Bist du vom KGB" gesungen. Wie kam es zur erneuten Zusammenarbeit - vor der Filmkamera für "Alles kommt zurück"?
Lindenberg: Alles fing im Atlantic an. Vor ein paar Jahr’n. Ich geh' an die Bar, wen sehe ich da? Maria Furtwängler. Ich sag: 'Hallo, Maria, bin 'n Fan von dir. Ich guck dauernd Kommissarin Lindholm. Finde ich Spitze und so'. Und sie sagt, dass ihr das, was ich mache, auch gefällt. Und im Laufe des Gesprächs sage ich ihr, dass sie so aussehe, als könne sie singen. Es stellt sich heraus, dass sie tatsächlich gern singt. Zu Hause. Allein. Ich sag', das is' ja schade, wenn das nur der Duschkopf hört (lacht). Da kam die Idee mit einem Duett. So hat alles angefangen. Maria war dann im Studio beim Einspielen von meinem 'MTV Unplugged 2' dabei. Und später sogar auf meiner Tour.
Charlotte Lindholm gerät in "Alles kommt zurück" gehörig unter Druck. Wobei hilft Udo Lindenberg der Kommissarin?
Furtwängler: Naja, erst einmal sorgt er für viel Verwirrung, einfach weil es von seinen Doppelgängern wimmelt. Das bringt Charlotte noch weiter aus der ohnehin lädierten Fassung.
Was dürfen Sie über den Hamburger Ermittler Ruben Delfgau, gespielt von Jens Harzer, verraten?
Furtwängler: Dass er sie in eine Aufregung des Herzens versetzt ...
Das Publikum wird neue Seiten an Charlotte Lindholm kennenlernen, auch eine berührende intime Szene. Wie verändert sich die Figur der Kommissarin in dieser Folge?

Furtwängler: Sie ist weicher, verträumter und erinnert ein wenig an eine Figur aus einem Märchen.
In diesem Tatort spielt Musik eine entscheidende Rolle. Herr Lindenberg: Sie spenden der unter Mordverdacht stehenden Kommissarin mit zwei Ihrer eigenen Songs Trost. Außerdem ertönt klassische Musik, die 1. Symphonie von Johannes Brahms und eine Prélude von Bach. Wie finden Sie diese Mischung - und wie passt Ihr Song "Kompass" inhaltlich zu dieser Folge?
Lindenberg: Nachdem Maria Furtwängler mit mir auf Tour war, meinte sie: 'Wenn ich jetzt in deine Welt mitkomme, dann kommst du auch mit in meine Welt. In den Tatort. Und dann singst du da. Oder spielst.' Ich darauf: 'Maria, das is'n Deal. Ok. Cool.' Und so kommt zu Brahms' 1. Symphonie in der musikalischen Tatort-Untermalung mein Song 'Kompass' dazu. Den habe ich da dafür eingesungen und noch einen anderen Song, 'Wieder genauso'. Den hat Maria Furtwängler so geliebt, den wollte sie unbedingt dabeihaben.
Frau Furtwängler: Haben Sie mit Udo Lindenberg die Drehpausen nutzen und mit ihm gemeinsam musizieren können, um abzuschalten?
Furtwängler: Oh nein, dazu war die Zeit wirklich zu knapp. Wir holen das aber sicher nach!
"Alles kommt zurück" spielt in St. Georg, an der Alster, in der Hafencity mit Elbphilharmonie (die im Januar bereits fünf Jahre alt wird!), in Altona und vor allem im eleganten Hotel, in dem Sie wohnen. Wie war es, in der Pandemie im Frühjahr 2021 im Hotel zu drehen?
Lindenberg: Leer. Gespenstisch. Wie in der ganzen Pandemie-Zeit. Aber ich sag' mir immer: Selbst die dunkelste Stunde hat nur 60 Minuten. Knall dir 'ne neue Packung Hoffnung in den Tank… frische Energy! Und schon segelst du los, mal raus aus dem Nebel der Sorgen.
Regisseur Detlev Buck kennt und schätzt Sie seit den 90er-Jahren. Herr Lindenberg: Erzählen Sie bitte von der Zusammenarbeit mit ihm am Set! Wie war die?
Lindenberg: Detlev Buck, ja… sehr spezieller Künstler. Wir kannten uns schon so ein bisschen, aber noch nicht so richtig. Hin und wieder haben wir uns bei meinen Konzerten gesehen. Er ist so 'n Rock 'n' Roller. Sehr locker und gut crazy und angenehm, vielleicht sogar unberechenbar. Gut für geile Überraschungen. Lässt sehr viele Dinger zu, die es im normalen Tatort nicht gibt. Also ein Freund der Extreme. Der Ausnahmesituationen. Jedenfalls - was er macht wird immer eine spannende Sache… sehr spannend.
Kommissarin Charlotte Lindholm wird in der Folge des Mordes verdächtigt. Wie können Sie - beziehungsweise der Udo im Film - ihr helfen? Passt da Ihr Motto "Keine Panik"?
Lindenberg: Na ja, Maria und ich sind gerade am Checken, am Recherchieren…und so. Sie weiß nicht genau, wo's langgeht, mysteriöser Mordfall im Atlantic, 'Sag mal, Udo, du kennst dich doch da aus…welche Richtung?' Ich darauf: 'Kompass. Der Kompass zeigt Richtung Kiez. Da musst du hin. Hab' 'n paar Connections da. Alles klar.' So ist der Song entstanden. 'Kompass'. Aber im richtigen Leben sagt der Kompass noch mehr. In turbulenten Zeiten, wenn die Welt Kopf steht, hilft manchmal nur der eigene Herzschlag als Kompass. Das Herz am linken Fleck zeigt uns doch immer wieder den Weg. Immer in Richtung Love&Peace, nie in Richtung Hass und Gewalt. Richtung Rock’n’Roll, denn die Udopie stirbt nie.
Frau Furtwängler: Was haben Sie als Produzentin und Hauptdarstellerin an Hamburg als Film-Metropole schätzen gelernt?
Furtwängler: Ach, ich mag die Stadt schon lange, die Weite, die Luft und die Mischung aus Klasse und Kaputtheit.
Mit wem werden Sie die Folge am 26. Dezember im Fernsehen gemeinsam schauen?
Furtwängler: Mit meiner dann sicher sehr vollgefressenen Großfamilie.
Herr Lindenberg: Wer genau aufpasst, hört Udo Lindenberg die Tatort-Melodie an einer Stelle mitsummen. Hat das zu bedeuten, dass Sie dem Tatort verbunden bleiben?
Lindenberg: Einmal Tatort, immer Tatort.
Die Fragen stellte Patricia Batlle, NDR Kultur.
Am 26. Dezember strahlt das Erste ab 23.30 Uhr den Dokumentarfilm "Udo Lindenberg - Keine Panik und immer mittendrin" aus.
