Ulrike Busch, Krimiautorin © Ulrike Busch Foto: Elfriede Liebenow

Ulrike Busch: Verbrechen an der Küste

Stand: 14.12.2021 12:02 Uhr

Die Krimis der gebürtigen Essenerin Ulrike Busch spielen an der Nord- und Ostseeküste, kurz: überall dort, wo es viel Meer und Wind gibt. Und potenzielle Mörder. Die sind oft "ganz normale" Menschen.

von Jochen Lambernd

"Mich interessieren die psychologischen Hintergründe einer Tat", sagt Ulrike Busch im Gespräch mit NDR.de. In ihren Romanen findet sich daher trotz Mord und Totschlag sehr wenig Brutalität, es fließt kein Blut. Es handelt sich um sogenannte Cosy-Krimis, die weniger aktionsreiche Szenen beinhalten, sondern sich mehr mit den Tiefen der handelnden Figuren befassen. Deshalb sind es auch "ganz normale" Menschen aus einer authentischen Lebenswelt, die in den Romanen von Ulrike Busch zum Täter werden. "Weil sie tief verletzt, hochgradig wütend oder eine Situation schlichtweg nicht mehr gewachsen waren."

"Meine Figuren sind alle Norddeutsche"

Die Wahlhamburgerin hat bereits mehrere Krimireihen herausgebracht: Molly Bleck, Kripo Wattenmeer, Anders und Stern sowie Kripo Greetsiel. Alle spielen - natürlich - im Norden: an der Nordseeküste, auf den nordfriesischen Inseln und den Halligen und an der Ostsee. "Meine Figuren sind alle Norddeutsche", betont die Autorin, der der norddeutsche Dialekt schon immer gefallen habe. "Schon von Kind an habe ich davon geträumt, mal im Norden zu wohnen", erklärt sie ihre besondere Beziehung zu Norddeutschland. Ein Satz ihres Vaters hat ihr in diesem Zusammenhang besonders imponiert: "Wenn ein Norddeutscher 'ja' sagt, dann meint er auch 'ja'." Geradlinigkeit und Verlässlichkeit sind Ulrike Busch wichtig.

Seit 2017 hauptberufliche Romanautorin

Rotes Kliff auf der Insel Sylt - ein Tatort im Krimi "Der Pfauenfedernmord" von Ulrike Busch © Ulrike Busch
Das Rote Kliff auf der Insel Sylt ist ein Tatort im Krimi "Der Pfauenfedernmord".

Seit 1986 lebt Busch in Hamburg. Nach einem Studium der Sprachwissenschaften arbeitet sie zunächst viele Jahre als Texterin und Technische Redakteurin in IT-Unternehmen. 2003 macht sie sich in dieser Branche selbstständig. Zehn Jahre später findet sie eine neue Berufung: 2013 veröffentlicht sie ihren ersten Roman. Bereits ihr erster Krimi, der 2015 erschienene Bestseller "Der Pfauenfedernmord", etabliert sich als sogenannter Longseller. Seit 2017 schreibt sie hauptberuflich Romane.

Viel schreiben, viel lesen

"Ich habe immer geschrieben, das übt", antwortet Ulrike Busch auf die Frage, wie sie Buchautorin geworden ist. "Man entwickelt sich automatisch." Sie habe sich zwar auch an Schreibratgebern orientiert, letztlich aber "habe ich so geschrieben, wie es passte". Je mehr Vorgaben es gebe, wie ein Roman aufgebaut werden soll, desto mehr habe es sie blockiert. Dass es zum Beispiel in etwa der Mitte des Buches unbedingt einen Wendepunkt in der Geschichte geben müsse, habe sie gestört. "Das ist mir zu verkopft." Außerdem seien die Geschmäcker der Leserschaft verschieden. "Wenn man viele Bücher gelesen hat, lernt man unbewusst, wie ein Buch aufgebaut ist und wie Spannung erzeugt wird", erklärt die Autorin, die am liebsten nachmittags schreibt.

Inspiration durch Martin Suter, Karin Fossum und Dörte Hansen

Inspiration habe sie besonders durch die Bücher des Schweizer Schriftstellers Martin Suter erhalten. Einige Passagen seien sprachlich so toll, "dass ich sie immer und immer wieder lesen musste". Auch die norwegische Autorin Karin Fossum hat es Ulrike Busch angetan. "Ich liebe eine klare, schnörkellose Sprache", sagt sie. Auf neue Werke der aus Husum stammenden Schriftstellerin Dörte Hansen wartet Busch immer sehnsüchtig.

Ideen kommen "spontan und ungeplant"

Ideen für neue Krimis kommen ihr meist "ganz spontan und ungeplant". Das könne unter der Dusche, beim Fahrradfahren oder beim Spazierengehen sein, erzählt sie. Sie schaue auch gern mal Krimis aus dem Norden im Fernsehen, wie zum Beispiel "Nord bei Nordwest". Dabei komme es aber vor, dass sie aufgrund der schönen Bilder von Küstenlandschaften gedanklich abschweife. Für den ARD-"Tatort" habe sie immer weniger Begeisterung. "Das ist mir oft zu brutal. Dafür bin ich nicht so."

Am liebsten ein Häuschen in Timmendorfer Strand

Als ihre Lieblingsorte in Norddeutschland nennt sie Amrum, Sylt, St. Peter-Ording und Timmendorfer Strand. "Sollte ich mal im Lotto gewinnen, würde ich mir am liebsten in Timmendorfer Strand ein Haus kaufen", erzählt sie. Das Schonklima dort gefalle ihr. Eine gute Wahl, denn es gibt sicher schlechtere Orte, um gute Kriminalromane zu schreiben.

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Dieses Thema im Programm:

NDR 1 Niedersachsen | Kulturspiegel | 07.11.2021 | 19:00 Uhr

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