Lesung: Julia Schoch in Schwerin
Den Auftakt der diesjährigen Herbsttour von "Der Norden liest" machte Julia Schoch am 14. Oktober. Sie stellte ihren neuen Roman "Das Liebespaar des Jahrhunderts" im NDR Landesfunkhaus in Schwerin vor.
Wenn eine Frau darüber nachdenkt, ihren Mann zu verlassen, so wie in Julia Schochs hoch gelobten Roman "Das Liebespaar des Jahrhunderts", dann wird ihr mit einem Mal ihre eigene Vergangenheit fremd. Gerade noch war man in der Großstadt und jung und verliebt, hat Kinder bekommen und groß gezogen, "173.500 Fotos gemacht, 76 Infektionen und vier Operationen überstanden, 1405-mal ein Bad genommen und war 281-mal beim Frisör." Wenn sich Selbstverständlichkeiten auflösen, wenn nichts mehr ist, wie es war, dann muss die eigene Geschichte neu erzählt werden.
Ist eine Liebe gescheitert, bloß weil sie zu Ende geht? "Ich verlasse dich. Ich weiß nicht genau, wann ich den Satz zum ersten Mal gedacht habe. Und wie viele Male seither. Ich habe ihn sehr lange geübt. Irgendwann fangen bestimmte Vorstellungen an, einem so vertraut zu sein wie das eigene Gesicht, das man jeden Morgen im Spiegel erblickt." Julia Schoch, 1974 in Bad Saarow geboren und aufgewachsen in Mecklenburg, lädt uns ein zur Empathie mit dieser schmerzhaften Situation. Dabei erzählt sie auch vom Verschwinden von Orten und Menschen und von einem Staat, den es nicht mehr gibt. 2022 wurde der Schriftstellerin und Übersetzerin für ihr schriftstellerisches Gesamtwerk die Ehrengabe der Deutschen Schillerstiftung verliehen. "Ein ganz großes Buch über die Liebe und was es kostet, sie durchzuhalten. Ich glaube, das könnte ein Klassiker werden." (Eva Menasse, ZDF Literarisches Quartett)
Eine Veranstaltung der Reihe "Der Norden liest" von NDR Kultur. Unter der Schirmherrschaft der Stiftung Lesen. In Kooperation mit den Schweriner Literaturtagen, dem NDR Landesfunkhaus Mecklenburg-Vorpommern und der Fachstelle Öffentliche Bibliotheken Mecklenburg-Vorpommern.
