Liebenswertes Buch: Jenny Fagerlunds "24 gute Taten"
Jenny Fagerlund, 1979 in Stockholm geboren, hat bisher vier Romane veröffentlicht. "24 gute Taten!" ist der zweite von ihr, der auf Deutsch erscheint.
Eine besonders tröstliche Geschichte, lebenswichtig gerade jetzt für den Advent in diesem Jahr: Es geht um Emma, eine 34-jährige Frau, die seit zwei Jahren Witwe ist. Ihr Mann starb ausgerechnet an Heiligabend bei einem tragischen Unfall. Seitdem kämpft Emma gegen den Wunsch, ihm folgen zu wollen, an.
Emma leidet unter Selbstvorwürfen
Sie betreibt einen Geschenkeladen und hat eine Familie, in der besonders ihre Schwester Magda nicht lockerlässt, sich um sie zu kümmern, sie aufzumuntern, abzulenken, ihr wieder Lebensfreude zu verschaffen. Emma ist menschenscheu geworden und sie leidet oft unter den taktlosen Fragen anderer. Ihre Nachbarin Lilian, eine weise alte Dame, ermahnt sie in einer solchen Situation nach einer nassforschen Begegnung mit einer anderen Frau:
"Bleib sitzen. Lass nicht zu, dass sie so einen großen Einfluss auf dich hat. Ich weiß, wovon ich spreche. Ich musste auch viele unachtsame, wenig sensible Menschen ertragen." Leseprobe
Wobei solche gedankenlosen Verletzungen, aus einer Faulheit des Denkens und Fühlens heraus, nicht das Schlimmste im Leben dieser beiden Frauen sind. Schlimmer wiegen die zentnerschweren Selbstvorwürfe, die sich die beiden machen. Jede für sich hat ihr Paket Schuld zu tragen.
Anderen Menschen etwas Gutes zu tun, ist gar nicht so schwierig
Das ist der Hintergrund der Geschichte, die Stück für Stück aufgedeckt wird. Die Gegenwart wird für Emma etwas erträglicher, als sie anfängt, jeden Tag eine gute Tat zu vollbringen. Manchmal ist es nur ein kleines Kompliment, ein anderes Mal hilft sie einem alten Mann nach Hause, nimmt einen Hund in Pflege, hilft einem Arbeitslosen, rettet einen Jungen vor größeren Jungen, die ihn ausrauben wollen, und so fort.
Nur ihre Schwester Magda erzeugt familiären Druck, denn sie hat Geld ihrer eigenen kleinen Familie in den vernachlässigten Laden ihrer Schwester Emma gesteckt; heimlich, hinter dem Rücken ihrer Schwester und ohne ihrem Mann etwas davon zu sagen. Überhaupt wird - wie nicht nur in Schweden durchaus üblich - viel verschwiegen in dieser Geschichte. Und Emma?
Sie wollte von ihrer Schwester kein schlechtes Gewissen eingeredet bekommen. Das erledigte sie schon selbst. Leseprobe
Dann zeigt sich, dass ihr eigener Rettungsplan mit den vielen guten Taten ihr selbst guttun. Sie beginnt sich seelisch zu erholen, indem sie andere beglückt. Manchmal hilft es, jemandem die Wahrheit zu sagen, manchmal nützt es, die eigene Konsumsucht zu bekämpfen, manchmal reicht ein Lächeln. Es gibt viele Bedürftige in dieser reichen Gesellschaft.
Eine auf die Pelle rückende Familie ist nicht leicht zu ertragen, aber Einsamkeit noch schwerer. Es sind die berühmten Stachelschweine im Winter, die hier doch zusammenrücken und sich dann gegenseitig pieksen.
Unterhaltsame Geschichte mit verzeihlichen Ungereimtheiten
Jenny Fagerlund schreibt mit leichter Hand, sehr locker und unterhaltend, man muss keine Sekunde befürchten, dass sie eine ihrer Figuren im Elend stehen lassen würde. Ein bisschen Augenzwinkern braucht man, um sich nicht an kleinen Anschlussfehlern in der Geschichte zu stoßen. Einmal wird zum Beispiel sehr viel Essen eingekauft, aber am nächsten Tag ist gähnende Leere im Kühlschrank der Heldin.
Aber man möchte nicht kleinlich sein bei einer ansonsten so liebenswürdig erzählten Geschichte, die mit einem Dutzend verstreuter, kleiner Happyends zum Schluss leuchtet.
24 gute Taten
- Seitenzahl:
- 336 Seiten
- Genre:
- Roman
- Verlag:
- Dumont
- Bestellnummer:
- 978-3-8321-6544-4
- Preis:
- 16,00 €
