Die Schriftstellerin Monika Maron © picture alliance/picture alliance / dpa Foto: Klaus-Dietmar Gabbert

Gefeierte Buchpräsentation: Monika Maron in Hamburg

Stand: 06.10.2023 08:04 Uhr

Zuletzt hatte Monika Maron mit ihrem Rauswurf bei dem Verlag S. Fischer für Aufsehen gesorgt. Der hatte ihr eine Nähe zu einem rechten Verlag vorgeworfen. Nun erscheinen ihre Werke bei Hoffmann und Campe. Aktuell: "Das Haus".

von Jens Büchsenmann

Die Autorin ist bekennende Raucherin – also schnell noch draußen vor der Buchhandlung eine Zigarette – und – ja- Hamburg ist eine schöne Stadt. Sie hat Freunde hier, kommt oft von Berlin an die Alster. Vier Jahre hat sie hier gelebt, von 1988 bis 1992. Es sei die schönste Stadt Deutschlands, sagt sie. Und die ihres Verlages Hoffmann und Campe. Nach dem Zerwürfnis vor drei Jahren mit ihrem damaligen Verlag S. Fischer übernahm er das gesamte Werk von Monika Maron.

Monika Maron fühlt sich privilegiert

"Hoffmann und Campe hat innerhalb von einem halben Jahr zehn Romane oder so von mir rausgebracht. Die haben jetzt im Grunde alles herausgebracht, was bei Fischer erschienen ist und mir wert schien, wieder gedruckt zu werden“, sagt die Autorin. Sie betont auch, wie privilegiert sie damit sei. An diesem Abend, in Hamburgs edelster Buchhandlung, Felix Jud am Neuen Wall, und genießt im Kreis von Freunden und Fans, die Professionalität dieser ganzen Buchpremiere. Verleger Tim Jung stellte sie als "eine der wichtigsten und elegantesten unter den großen Deutschen Autorinnen“ vor.

"Lobpreisungen" von Verleger Tim Jung

"Liebe Monika, es ist mir ein anhaltendes Glück, eine Ehre und eine Freude nicht nur hier und heute an deiner Seite stehen zu dürfen“, begrüßte er sie. Was die Autorin mit entschiedener Bescheidenheit quittiert: "Jetzt bedanke ich mich für die herzlichen und etwas übertriebenen Lobpreisungen. Aber man hört’s trotzdem gern. Und da der Verlag sich so freut, dass er mich hat, sage ich mal dass ich mich freue  dass ich ihn habe.“

Roman über eine scheiternde Alten-WG

Ab da dann ging's in das Buch, das noch keiner gelesen haben konnte: "Das Haus", so der Titel des Romans, steht nördlich von Berlin. Tierärztin Katharina hat es geerbt und überredet Freunde, mit einzuziehen. Alle schon älter, einer ist Physiker, ein anderer Historiker, eine Journalistin, eine Buchhändlerin. Aus der Perspektive ihrer skeptischen Ich-Erzählerin erleben wir in schöner, klarer Sprache, wie diese kleine Alters-WG von ihrem Idyll auf die Probleme draußen blickt – und bald selbst welche hat.

Bis vor ein paar Stunden war doch alles in Ordnung. Wir leben hier in gegenseitigem Wohlwollen, wir haben jeder ein oder zwei Zimmer mit eigenem Bad, dazu eine Bibliothek, einen Speiseraum, einen Rauchersalon, einen großen Garten und einen wunderschönen Park.

Unfähigkeit im Umgang mit Konflikten

Der Auslöser für das erste Zerwürfnis ist tatsächlich ein Hund. Im Streit mit Gerlinde - die angeblich eine Allergie hat – lässt sich Katharina zu dem Satz hinreißen: "weil mir das Haus gehört". Monika Maron, selbst seit 20 Jahren Hundehalterin, zeigt im Kleinen auf, was unsere gegenwärtige Unfähigkeit im Umgang mit Konflikten prägt.

Blaupause für den eigenen Lebensentwurf

"Ich find sie gut. Wie sie sich darstellt und zu den anderen politischen Fragen äußert, fand ich sie wirklich gut. Wirklich. Ich hatte sie mir viel einseitiger vorgestellt, aber das ist überhaupt nicht vorhanden. Im Gegenteil", sagte eine ältere Dame. Und ein eher jüngeres Paar war sogar explizit wegen des Themas Wohnen im Alter gekommen. Sie kannten Monika Maron gar nicht. "Wir haben jetzt festgestellt, dass wir keine Alten-WG wollen. Es müssen ein paar Junge dazu kommen. Sonst wird’s ja furchtbar. Nur alte Leute? Wir wollen ein paar junge Männer und junge Frauen dazu haben", sagt die Frau.

So anschaulich kann Literatur sein. So wirkungsvoll. Kaum ist der neue Roman von Monika Maron erschienen, ist schon ein neues Thema gesetzt.

 

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