Kirchentag 2025 bleibt als "Frühlingsmärchen" in Erinnerung
Mit einem Gottesdienst in Hannovers Innenstadt ist am Sonntag vor 26.000 Gläubigen der 39. Deutsche Evangelische Kirchentag zu Ende gegangen. Hannover Oberbürgermeister Belit Onay (Grüne) sprach von einem "Frühlingsmärchen".
Nach Angaben der Veranstalter kamen 22.000 Menschen auf dem Platz der Menschenrechte zusammen, wo der Gottesdienst abgehalten wurde. Etwa 4.000 verfolgten die Übertragung des Gottesdienstes auf dem Opernplatz.
Insgesamt wurden nach Angaben des Veranstalters für den Kirchentag rund 81.000 Tickets verkauft. Das sind gut 11.000 mehr als 2023 in Nürnberg. In der Innenstadt, wo die Events kostenlos waren, kamen zeitweise demnach bis zu 150.000 Menschen zusammen.
Reichel: "Menschen sind aufeinander angewiesen"
Toleranz bedeute nicht, sich wegzuducken und einfache Kompromisse einzugehen, sagte die Theologin Hanna Reichel in ihrer Predigt während des Abschlussgottesdienstes. Die in Princeton in den USA lehrende Theologieprofessorin erklärte, die Liebe Gottes ermutige auch dazu, zu widersprechen, wenn etwas falsch sei. Gottes Liebe helfe dabei, Zumutungen im Miteinander auszuhalten. Die Menschen seien aufeinander angewiesen, wenn es darum gehe, den gemeinsamen Planeten zu bewahren.
Siegesmund: "Wir mischen uns ein"
Kirchentagspräsidentin Anja Siegesmund rief vor dem Neuen Rathaus zu Zuversicht und gesellschaftlichem Dialog auf. Siegesmund bekräftigte zum Abschluss erneut, dass der Kirchentag politisch sei: "Wir halten uns nicht raus, wir mischen uns ein, und das tun wir an jedem Tag."
Viel Prominenz auf dem Kirchentag
Seit Mittwoch hatten Zehntausende ein buntes Fest mit Gebeten und Musik erlebt. Unter dem Motto "mutig - stark - beherzt" debattierten sie über aktuelle gesellschaftliche Themen wie Klimaschutz, Rechtsextremismus und Friedenspolitik. Viel Prominenz war beim Kirchentag zu Gast: Neben Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und dem scheidenden Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) kam auch Altkanzlerin Angela Merkel (CDU). Die US-amerikanische Bischöfin und Trump-Kritikerin Mariann Edgar Budde begeisterte Tausende mit ihrem Auftritt.
Ministerpräsident Weil dankt Einwohnern, Gästen und Helfern
Niedersachsen und Hannover seien gute Gastgeber gewesen, sagte der scheidende Ministerpräsident Stephan Weil (SPD). Dies sei ihm auf dem Abschlussgottesdienst immer wieder signalisiert worden. "Es gab viel Lob für die hilfsbereiten und geduldigen Hannoveranerinnen und Hannoveraner, für die Veranstaltungsräume und für die Logistik", sagte Weil. "Das Kompliment können wir aber nur zurückgeben: Die Besucherinnen und Besucher des Kirchentages haben richtig gute Laune in die Stadt gebracht, vielerorts wurde gesungen und miteinander geplaudert, alle sind sehr nett und freundlich miteinander umgegangen." Weil dankte insbesondere den Helfenden, der Polizei und den Rettungsdiensten. Alle Besuchenden "konnten sich ohne Angst durch die Stadt bewegen".
Polizei: Kirchentag "äußerst ruhig und störungsfrei"
Auch die Polizei äußerte sich zufrieden. Der Kirchentag sei ohne Zwischenfälle verlaufen. Die leitende Polizeidirektorin Nurhan Özdemir bezeichnete die fünftägige Veranstaltung als "äußerst ruhig und störungsfrei". Insgesamt wurden den Polizeiangaben zufolge lediglich 90 Verfahren wegen Straftaten und Ordnungswidrigkeiten eingeleitet. Angesichts der überdurchschnittlich gut besuchten Stadt sei das eine vergleichsweise niedrige Zahl.
"Staffelstab" übergeben: 40. Kirchentag in Düsseldorf
Hannovers Landesbischof Ralf Meister übergab bereits am Samstagabend symbolisch den "Staffelstab" an die Evangelische Kirche im Rheinland: Der 40. Deutsche Evangelische Kirchentag findet im Mai 2027 in Düsseldorf statt. Meister sagte, der Kirchentag in Hannover habe Bewusstsein dafür geschaffen, die Welt wachsam wahrzunehmen und zu verändern.
