Der Wimmelbuch-Erfinder Ali Mitgutsch ist im Alter von 86 Jahren im Januar 2022 gestorben (Archivbildd von 2005) © Rolf Vennenbernd/dpa +++ dpa-Bildfunk +++ Foto: Rolf Vennenbernd

Ali Mitgutsch brauchte für seine Geschichten keine Worte

Stand: 13.01.2022 14:00 Uhr

"Auf dem Lande" oder "Bei uns im Dorf" - Ali Mitgutschs Geschichten waren prall gefüllt mit Leben. Seine Wimmelbücher kennt fast jedes Kind. Nun ist er im Alter von 86 Jahren gestorben.

von Pastorin Claudia Tietz

Ich habe die Wimmelbücher geliebt - als Kind und später auch als Mutter. Ich meine diese großen Pappbilderbücher ohne Text, in denen es auf jeder Doppelseite nur so wimmelt von Alltagsszenen. Sie kennen Sie bestimmt. Meine Lieblingsszenen sind die vom Picknick während einer Radtour oder die mit den Luftballons im Zoo oder die beim Schlittschuhlaufen im Winter. Ich habe auch Lieblingsfiguren, zum Beispiel ein Kind, das im Baum sitzt und von oben eine Wasserflasche über einen Jungen ausgießt, der ein anderes Kind ärgert.

Ali Mitgutsch hat diese wunderbaren Bilderbücher geschaffen. Anfang dieser Woche ist er gestorben. 86 Jahre ist er alt geworden. Als Kind wurde er im Krieg ins Allgäu evakuiert, später lebte er wieder in seiner Heimat München. Viele von uns, egal, ob in den 60er, 80er oder 0er Jahren geboren, sind mit seinen Wimmelbüchern aufgewachsen.

Wimmelbücher sind ein Fest für die Augen

Im Freibad, auf der Baustelle, im Krankenhaus oder im Dorf: Überall auf seinen Bildern sind Menschen unterwegs, die arbeiten, lachen, streiten oder spielen. Auf einen Blick kann man erkennen, was sie gerade tun und wie ihnen dabei zumute ist. Man kann sehen und verstehen, wie ein Baum gefällt, ein Schneemann gebaut oder eine Schleuse bedient wird. Und man kann auch leicht sehen und verstehen, warum jemand stolz auf seine Arbeit ist oder angestrengt, warum eine kichert, ein anderer schimpft, ein Dritter überrascht guckt. Ein Fest für die Augen.

Alltagsszenen voller Lebensfreude und Träume

Lebensfreude, Hoffnung und Gerechtigkeit - das hat Ali Mitgutsch in unzähligen Alltagsszenen festgehalten. In einem seiner letzten Interviews sagte er: "Die Erinnerungen an die Wünsche, Sehnsüchte und Träume meiner Kindheit, die sind ganz, ganz stark. Ich wusste immer genau, wenn ich irgendwas seh', ob ich damit Kinder berühren kann oder nicht." Das konnte er wirklich!

"Wenn ihr nicht umkehrt und werdet wie die Kinder, so werdet ihr nicht ins Himmelreich kommen", hat Jesus einmal gesagt. Auch er wusste, dass es die Kinder sind und ihr Blick auf die Welt, der uns Großen viel und Wichtiges zu sagen hat.

Weitere Informationen
Der Zeichner Ali Mitgutsch. © Anja Koehler | Ravensburger Verlag Foto: Anja Koehler

Wimmelbuch-Erfinder Ali Mitgutsch gestorben

Mit 86 Jahren ist der "Vater der Wimmelbücher" am Montag in München gestorben. Mitgutsch zeichnete Geschichten ohne Worte. mehr

Dieses Thema im Programm:

NDR 90,3 | 14.01.2022 | 09:40 Uhr

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