Massensuizid in Demmin: Jeder Name zählt
Vom 30. April bis zum 4. Mai 1945 nahmen sich in Demmin mehr als 900 Menschen aus Angst vor den Russen das Leben. Die "Nacht der Namen" am 6. Mai erinnert an das Schicksal der Menschen aus Demmin.
Kennen Sie das? In den Nachrichten hören wir oft nur Zahlen. 300 Tote hier, 2.000 Geflüchtete dort. Irgendwann höre zumindest ich darüber hinweg, denn Zahlen sind anonym. Aber Namen? Namen gehen unter die Haut.
Wie in Demmin: In der Kirche St. Bartholomaei werden bei der "Nacht der Namen" am 6. Mai um 20 Uhr all jene genannt, die ums Leben kamen, am Ende des Zweiten Weltkriegs, in Demmin. Viele hatten sich damals das Leben genommen - weil sie verzweifelt waren und sich gefürchtet hatten. Wie zum Beispiel Elise Ramm, sie war eine ältere Witwe. Oder der frühere Oberpostschaffner Albert Wollbrecht. Auch Irmgard Johanna wird genannt, sie wurde 15 Jahre alt. Ihr kleiner Bruder Hans nur zwei. Beide waren Kinder des Lehrers Paul Heinrich Behnke und seiner Frau Irmgard Gertrud.
In Demmin wird Verstorbenen Gesicht und Stimme gegeben
Lange wurde ihre Geschichte verschwiegen. Sie galten nur als Teil einer Zahl - eine oder einer von rund 1.000 Menschen, die damals in Demmin starben. Ich glaube, Gott kennt uns alle mit Namen. Kein Leben ist ihm egal. Daher sollte auch uns kein Leben egal sein. In Demmin wird den Verstorbenen heute Gesicht und Stimme gegeben. Und ich denke, wo wir voneinander hören, wo wir uns beim Namen nennen, da wächst Mitgefühl. Da wächst Frieden. Vielleicht ist das eine gute Idee für diesen Tag: An einen Menschen zu denken, seinen Namen aussprechen. Denn jeder Name zählt.
