Gemeinsam Frieden üben - an jedem Tag
"Als ich Teenager war, hatte ich furchtbare Angst vor einem Atomkrieg", sagt Cornelia Blum. Das war in den 80er-Jahren. Um mit der Angst umzugehen, ging sie auf Friedens-Demonstrationen: zum Beispiel zum Ostermarsch.
Ein Bibelvers des Propheten Micha war mir damals besonders wichtig: "Die Völker werden ihre Schwerter zu Pflugscharen und ihre Spieße zu Sicheln machen. Es wird kein Volk wider das andere das Schwert erheben, und sie werden hinfort nicht mehr lernen, Krieg zu führen." Was für eine wunderbare Zukunftsvision. Als Fahne und Ansteck-Button begleitete uns damals die Friedenstaube auf blauem Hintergrund, die heute auch wieder häufig zu sehen ist. "Frieden schaffen ohne Waffen!", riefen wir damals.
Einen Streit zu schlichten, braucht Übung
Ich glaube noch immer an diese Grundwahrheit. Aber wie schwer es ist, Frieden zu üben, merke ich jeden Tag. Wenn ich mit jemandem streite, ist es oft schwer, auf einen Gegenangriff zu verzichten. Es braucht Übung, eine Streit-Situation zu schlichten, anstatt sie weiter zu befeuern.
Friedensabkommen auch im Kleinen schließen
Kürzlich ist es einem Taxi-Fahrer und mir gelungen, ein kleines Friedensabkommen zu schließen. Unsere Autos hatten einander durch eine blöde Situation leicht gestreift. Der Schaden an meinem Auto war größer als bei ihm, aber es war trotzdem nur eine Bagatelle. Wir hätten über Versicherungen, Anwälte und ein Gerichtsverfahren die Schuldfrage und schließlich die Kostenübernahme der Schäden verhandeln können. Wir haben darauf verzichtet und uns darauf geeinigt, dass wir beide lieber Frieden wollten. Mich kostet das was, ihn vermutlich auch. Aber der Frieden war uns beiden mehr wert.
Solange wir keinen großen Frieden herstellen können, finde ich, sollten wir den kleinen Frieden untereinander üben. Jeden Tag aufs Neue.
