Die Würde des Lebens
Die Würde der einfachen Dinge liegt Gisela Mester-Römmer am Herzen. Doch im Alltag ist es meist ein frommer Wunsch, dass wir uns um die Würde des Lebens, ganz allumfassend, kümmern, sagt sie.
Seit einem Monat hängt mein ganz persönliches Jahresmotto über meinem Schreibtisch. In diesem Jahr ergänze ich die biblische Jahreslosung mit dem Zitat einer Kabarettistin, sie heißt Gerburg Jahnke. Sie sagt: "Altern in Würde hat so seine Tücken. Steht ja auch im Konjunktiv." Das finde ich so lustig wie scharfsinnig. Die Würde ist ein Konjunktiv. Die Wunschform der Grammatik.
In den altmodischen Formulierungen der Bibel finden sich so Beispiele wie "Ach, sei es doch bald!" oder "Möge es sich doch fügen", wenn es um Bedrückung und Hoffnung auf Erlösung geht. Natürlich geht es mir nicht nur um die Würde meines Alters und dass meine zunehmenden Jahre mir immerhin auch Würde verleihen mögen und nicht nur graues Haar!
Die Würde der einfachen Dinge
Die Würde der Menschen, die Würde der Völker, die Würde von Flora und Fauna, die Würde alter Gebäude und Traditionen. Darum geht es mir. Die Würde der einfachen Dinge liegt mir am Herzen. Ein alter Küchenstuhl und eine unscheinbare Kiste haben in Zeiten von shabby chic eine unvermutete Chance bekommen, aber es ist im Alltag ein frommer Wunsch, dass wir uns um die Würde des Lebens, ganz allumfassend, kümmern würden und sie gewahrt bliebe. Wunschform eben.
"Sieben Sünden der modernen Gesellschaft"
Und die "Sieben Sünden der modernen Gesellschaft" hängen auch über meinem Schreibtisch. Diese sieben Fehlentwicklungen der Maßlosigkeit im öffentlichen, politischen wie gesellschaftlichen Leben, die uns seit fast hundert Jahren vor Augen gehalten werden. "Reichtum ohne Arbeit". "Genuss ohne Gewissen". "Geschäft ohne Moral". Dies sind Verletzungen der Würde des Lebens und darum, jede für sich, eine Sünde. Davor müssen wir uns hüten und darum bleibt es meine Wunschform, die Würde. "Gott gebe..." Meine Bitte, mein Wunsch in diesem Jahr.
