Kolumne: "Gott steht auf der Seite der Schwachen"
Pastor Marco Voigt gehen noch immer Worte vom vergangenen Wochenende nach. Das erste Mal in seiner Geschichte war der Bundestag an einem Sonntag zusammengekommen. Einziges Thema: der Krieg Russlands gegen die Ukraine.
Von einer 180-Grad-Wende war die Rede, von 100 Milliarden Euro für die Bundeswehr. Und auch auf den Gesichtern der Abgeordneten war zu erkennen: Am 24. Februar sind Gewissheiten zusammengebrochen. Ein Krieg in Europa - das sollte es eigentlich nie wieder geben.
Hunderttausende fliehen aus der Ukraine
Doch seit mehr als einer Woche tobt nun der Krieg mit seiner hässlichen Fratze: Bomben fallen auf Städte, Menschen werden getötet, Hunderttausende sind auf der Flucht. Auch bei mir sind Gewissheiten zusammengebrochen. Und ich frage mich: Wie viele von den Werten, an die ich mein Leben lang geglaubt habe, gelten eigentlich noch?
Mit Glaube, Liebe, Hoffnung dem Krieg widerstehen
Mitgefühl und Barmherzigkeit, Gastfreundschaft und Vertrauen, Glaube, Hoffnung und Liebe - sie alle dürfen nicht auch noch zu Opfern des Krieges werden. Dafür will ich mich einsetzen, mehr denn je. Meine Aufgabe ist es nicht zu entscheiden, wie viel Geld die Bundeswehr bekommen soll oder wie viele Waffen in die Ukraine geliefert werden. Ich kann einen Despoten, der meint, seine Interessen mit Krieg durchsetzen zu können, nicht stoppen.
Für Frieden beten und demonstrieren
Aber ich kann doch mehr tun als fassungslos zu Hause vor den Nachrichten zu sitzen: Ich kann für den Frieden beten und demonstrieren gehen. Ich kann für die Menschen in der Ukraine spenden. Und ich kann helfen, dass alle, die der Krieg aus ihrer Heimat vertrieben hat, bei uns freundlich aufgenommen werden. Und ich glaube fest daran, dass Gott dabei auf der Seite der Schwachen steht.
Kreuz, Herz oder Anker? So heißt die Kolumne der Kirche im NDR. Jede Woche vergeben die Radiopastoren und Redakteure ein Kreuz für Glauben, ein Herz für die Liebe oder einen Anker für das, was hoffen lässt.
