Wie lange hält Hannover 96 noch an Trainer Zimmermann fest?
Hannover 96 ist in der Tabelle der zweiten Fußball-Bundesliga auf den Abstiegs-Relegationsplatz abgerutscht. Ist Trainer Jan Zimmermann noch der Richtige, um bei den Niedersachsen die Trendwende zu schaffen?
"Wir haben uns das ganz anders vorgestellt. Wir haben es wieder nicht geschafft, aus den Möglichkeiten Tore zu machen", sagte der 42-Jährige nach dem 0:4 in Karlsruhe und schob hinterher: "Wir müssen gucken, dass wir die Fehler abstellen und vorne mehr Klarheit und Zielstrebigkeit haben. Es bleibt dabei: Wer keine Tore schießt, kann nicht gewinnen."
"Da musst du dir jedes Wort in der Kurve anhören. Die fahren jedes zweite Wochenende 500 Kilometer und gucken sich dann so eine Scheiße von uns an. Der ganze Unmut der Fans ist berechtigt." 96-Kapitän Marcel Franke
In der Tat hat Hannover bislang magere zehn Tore in 15 Ligaspielen erzielt. Allein drei davon beim bis dato letzten Sieg, dem 3:0 bei Holstein Kiel am 18. September. Seitdem haben die Niedersachsen pro Partie nie mehr als einen Treffer bejubeln dürfen, selbst im Testspiel gegen Drittliga-Schlusslicht TSV Havelse gab es nur ein 1:0. Warum diese Baustelle nicht zu schließen ist, weiß Zimmermann offenbar nicht. Schon vor der Partie beim KSC hatte er seine personellen offensiven Optionen gelobt und angesichts der Trainingsleistungen von einer "paradoxen Situation" gesprochen.
Ausgerechnet die Routiniers enttäuschen
Auffällig ist aber, dass vor allem die erfahrenenen Spieler das vermissen lassen, wofür sie eigentlich geholt wurden. So hat beispielsweise Stürmer Lukas Hinterseer, der in seiner Karriere immerhin schon auf 50 Tore in 135 Zweitligapartien zurückblicken kann, nach acht Einsätzen für Hannover immer noch nichts Zählbares vorzuweisen.
Abwehrmann Niklas Hult knüpft derzeit auch nicht an seine starken Leistungen aus der Vorsaison an. Der 31 Jahre alte Linksverteidiger fiel in Karlsruhe mehr durch Fouls und Fehlpässe denn durch kluges Abwehr- und Aufbauspiel auf. Der Schnellste auf der Außenbahn ist der Schwede auch nicht.
Schatzschneider-Kritik trifft wunden Punkt
"Ich denke, da steckt richtig viel gutes Potenzial innerhalb dieser Mannschaft drin. Das müsste nur mal einer wecken. A mit einer richtigen Aufstellung. Und b auch mit der richtigen Taktik", hatte Vereinslegende Dieter Schatzschneider vor wenigen Tagen öffentlich Kritik am Trainer geübt und war dafür vom Verein abgemahnt worden. Nur: Das Beispiel Sebastian Ernst zeigt, dass der 63-Jährige tatsächlich einen wunden Punkt getroffen hat. Ernst, der im Sommer als Impuls- und Taktgeber aus Fürth an die Leine kam, blieb bislang oft unter seinen Erwartungen.
Während Ernst in Fürth als Zehner hinter einer Doppelspitze agierte und auf sieben Tore und sechs Vorlagen kam, agiert er in Hannover mal auf der Doppelsechs, mal halblinks oder halbrechts - meist mit Defensivaufgaben. Durfte Ernst jedoch offensiver ran, gewann 96: gegen Heidenheim (1:0), in Kiel und gegen St. Pauli (1:0) - die einzigen drei Saisonsiege der Niedersachsen. In Karlsruhe spielte Ernst wieder "nur" auf der Doppelsechs und wurde zur Pause ausgewechselt. Im kommenden Heimspiel gegen den HSV ist der 26-Jährige wegen seiner fünften Gelben Karte gesperrt.
Ist Zimmermann noch zu halten?
"Ich weiß, dass ich viele gute Jungs habe, die enttäuscht in der Kabine sitzen. Es gilt für die Jungs und für mich, wir müssen uns an dieser Leistung messen lassen. Am Ende hat man nach so einem Ergebnis wenig Argumente", erklärte Zimmermann. Nach nunmehr acht sieglosen Spielen ist seine Zukunft in Hannover fraglicher denn je. Er selbst gibt sich kämpferisch: "Ich fühle mich in dieser Konstellation sehr wohl, ich habe da auch ein gutes Gefühl. Ich bin aber nicht der, der das am Ende beantworten kann."
Das müssen 96-Boss Martin Kind und Sportchef Marcus Mann tun. Wie lange hat das Duo noch Vertrauen in den möglicherweise zu unerfahrenen Trainer, der in Hannover erstmals eine Profimannschaft betreut? Erste Namen von Nachfolge-Kandidaten werden rund um den Maschsee bereits gehandelt: Zum Beispiel der von Daniel Thioune - passenderweise der Ex-Coach des kommenden Gegners der Hannoveraner...
