"Zu schön, um wahr zu sein": Auch HSV-Frauen feiern Bundesliga-Aufstieg

Stand: 11.05.2025 20:30 Uhr

Keine 15 Stunden nach den Männern haben am Sonntag auch die Fußballerinnen des HSV die Rückkehr in die Bundesliga perfekt gemacht. Ihre Abstinenz dauerte sogar 13 Jahre. Die Freude war riesig - es flossen aber auch (Abschieds-)Tränen.

von Florian Neuhauss

Die Nerven der Fans wurden ganz schön auf die Probe gestellt. Erst als der offizielle Teil wirklich beendet und auch die letzte Spielerin verabschiedet worden war, die den Club nach dieser Saison verlässt, durften sie ihrer Freude freien Lauf lassen. So lange hatten die gut 630 Zuschauer brav hinter der Absperrung gewartet. Nun stürmten viele von ihnen den Platz und feierten mit ihren Aufstiegsheldinnen. Kapitänin Sarah Stöckmann und Co. machten eine Polonaise durch die Fans. Es gab jede Menge Selfies, Umarmungen und gemeinsame Party.

"Wir wollen mit unseren Fans feiern, wir wollen nahbar sein", betonte Torhüterin Inga Schuldt, die das Bad in der Menge sichtlich genoss. Und Verteidigerin Jobina Lahr fügte hinzu: "Wir spielen Fußball für die Fans. Wir haben gezeigt, dass sich harte Arbeit lohnt. Hier haben alle zu 100 Prozent gewollt. Dass wir jetzt aufgestiegen sind, ist eigentlich viel zu schön, um wahr zu sein."

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HSV-Spieler Ludovit Reis (l.) und Fabio Baldé feiern den Aufstieg. © Witters/TimGroothuis

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HSV-Frauen lassen keine Zweifel am Aufstieg aufkommen

Kurz vor halb elf hatten die Männer am Samstagabend die Hände in den Himmel gereckt. Gegen 13 Uhr taten es ihnen die Frauen am Sonntag gleich. Der 3:0-Erfolg gegen den SC Freiburg II, der damit als Absteiger feststeht, war auch in der Höhe verdient. Ernsthaft in Gefahr war der Aufstieg nie. Auch, weil Verfolger SV Meppen schon vor der Pause bei Frankfurt II in Rückstand geraten war und am Ende 0:2 verlor. Bei zuvor vier Punkten Vorsprung hätte sich der HSV sogar eine Niederlage erlauben können.

"Hoffentlich brennt Hamburg auch heute Abend noch." HSV-Torhüterin Inga Schuldt über die anstehende Party

"Ich habe überhaupt nicht auf Frankfurt geschaut. Das war mir total egal. Ich wollte, dass wir das heute im Alleingang finishen", sagte HSV-Frauenfußball-Koordinatorin Saskia Breuer. Anfangs habe sie noch die Aufregung bei den Spielerinnen gespürt, "weil sie es den Männern nachmachen wollten. Dieser Druck ist schon etwas Besonderes."

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Nach torloser erster Hälfte habe die Mannschaft nach der Pause aber "keinen Zweifel mehr aufkommen lassen". Christin Meyer traf zum 1:0 (53.). Nach der Roten Karte für Freiburgs Torhüterin Julia Kassen (71./Notbremse) machten Lotta Wrede (75.) und Svea Stoldt (82.) den Deckel drauf.

Nach Verabschiedung: Trainer Bolz lässt Zukunft offen

HSV-Kapitänin Sarah Stöckmann verpasst Trainer Marwin Bolz eine Bierdusche © Witters Foto: Tim Groothuis
HSV-Kapitänin Sarah Stöckmann verpasst Trainer Marwin Bolz eine Bierdusche.

Als der Schlusspfiff ertönte, spurtete die komplette Ersatzbank-Besetzung aufs Feld, um mit den übrigen Elf auf dem Feld zu feiern. Die Mitglieder des Trainer-Teams fielen sich an der Seite in die Arme. Sogar Stimmungskanone Emilia Hirche, die nach einem Riss der Syndesmose noch einen Gehgips trug, mischte mit: "Die Ärzte haben gesagt, ich soll vorsichtig machen", erklärte die 21-Jährige, warum sie auf einem Bein durch die Gegend hüpfte.

Schnell gab es die erste Bierdusche - unter anderem für Trainer Marwin Bolz und Kapitänin Sarah Stöckmann - die wenig später beide verabschiedet wurden. Bolz wollte nicht über seine eigene Zukunft sprechen: "Ich habe zuletzt nur im Moment gelebt und immer an die nächste Aufgabe gedacht. Und die heißt jetzt - genießen!" Er könne noch keinen neuen Club offiziell nennen. Aber er werde im Frauenfußball bleiben, gab Bolz dann doch preis.

Stöckmann: Erst Anheizerin, dann Abschiedstränen

Und Stöckmann? Die hatte kurz nach dem Schlusspfiff noch das Humba Täterä mit Fans und Mannschaft angestimmt. Doch als ihr Name bei den zu verabschiedenden Spielerinnen genannt wurde, wurde es bei den Fans kurz still. Unter Tränen nahm sie dann Bilderrahmen und Blumen entgegen.

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HSV-Spielerinnen bejubeln den Aufstieg in die Bundesliga. © Witters/TimGroothuis

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Für ein Interview stand die 31-Jährige nicht zur Verfügung. Dafür äußerte sich Koordinatorin Breuer zur herausragenden "Leadermentalität" der Linksverteidigerin. "Stöcki" habe den HSV in den vergangenen sechs Jahren geprägt - und muss nun trotzdem gehen. "Es gehört zur Entwicklung dazu, solch schwierige Entscheidungen treffen zu müssen", sagte Breuer. Die Entscheidung gegen eine Vertragsverlängerung mit der Anführerin der HSV-Frauen sei "aus sportfachlicher Sicht" getroffen worden.

Auf den Frühshoppen soll die große Sause folgen

Es gab also lachende und weinende Augen. Wobei diese persönlichen Geschichten der Partystimmung insgesamt keinen Abbruch taten. Was bedeutet es, dass die HSV-Frauen den Männern in die Bundesliga gefolgt sind? "Das ist das größte Statement, das man abgeben kann. Besser geht es nicht", sagte Torhüterin Schuldt. "Die Männer haben es vorgemacht und wir haben nachgezogen. Das ist einfach - wow!", unterstrich Torschützin Meyer.

Die große Aufstiegsparty war wegen des Anpfiffs um 11 Uhr allerdings zunächst nur ein Frühschoppen. Und bis auf die Aufstiegs-T-Shirts und jede Menge Bier war auch nichts vorbereitet.

"Wir werden spontan die Sau rauslassen", sagte Meyer lachend. Die offizielle Party gemeinsam mit den Männern samt Rathausbesuch soll wohl am 19. Mai stattfinden. Aber die HSV-Frauen hatten erst einmal den weiteren Tagesverlauf im Blick. Schuldt wusste, wie groß die Männer gefeiert hatten und schloss mit den Worten: "Hoffentlich brennt Hamburg auch heute Abend noch."

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Sportclub | 11.05.2025 | 22:50 Uhr

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