Nach den direkten Duellen: Quo vadis, St. Pauli, Werder, HSV und Kiel?
In den Duellen Werder Bremen - FC St. Pauli und HSV - Kiel hieß es am Sonnabend jeweils 1:1. Ergebnisse mit denen die Clubs ganz unterschiedlich gut leben können. Eine Zwischenbilanz nach zwölf Zweitliga-Spieltagen.
Zum Ende der englischen Woche ging so mancher Fußballer auf dem Zahnfleisch. Finn Porath plagten Krämpfe, seine Mitspieler eilten ihm zu Hilfe. Im Nordduell beim Hamburger SV warfen die Spieler von Holstein Kiel alles in die Waagschale - und waren am Ende deutlich dichter am zweiten Treffer als der Gegner. "Vom HSV wird erwartet, dass er sich Chance um Chance erspielt. Dann wird es ein bisschen unruhiger und wir bekommen unsere Kontergelegenheiten. Wir haben das gut gemacht, unsere Chancen aber leider nicht genutzt", trauerte Kiels Fin Bartels am NDR Mikrofon dem möglichen Sieg hinterher.
Die "Störche" waren am Dienstag mit 1:5 bei der TSG Hoffenheim aus dem Pokal geflogen. Die Hamburger zogen in Nürnberg ins Achtelfinale ein - hatten den Erfolg im Elfmeterschießen jedoch mit viel Kraft bezahlt. "Wir haben die Müdigkeit der Woche gespürt", entschuldigte HSV-Trainer Walter den Einbruch seines Teams gegen Kiel im zweiten Durchgang.
Walter weiß genau, dass seine Mannschaft sich "in den guten Phasen nicht belohnt" - und auf der anderen Seite zu oft einfache Gegentore kassiert. Wenn das sogar im eigenen Stadion gegen ein Kellerkind passiert, stimmt etwas nicht. Und Stürmer Robert Glatzel stellte auch einfach fest: "Wir müssen mit dem Punkt leben, weil wir nicht mehr genug für das Spiel getan haben."
HSV nutzt Patzer der Konkurrenz nicht
Das ist das Stichwort. Nachdem am Freitag Schalke in Heidenheim verloren und sich am Nachmittag Werder und Spitzenreiter St. Pauli die Punkte geteilt hatten, ließen die Hamburger am Samstagabend nicht nur zwei wichtige Punkte im Kampf um die Bundesliga-Rückkehr liegen, sondern konnten sich sogar noch glücklich schätzen, gegen den Angstgegner (noch kein Zweitliga-Duell gegen die KSV Holstein gewonnen) überhaupt einen Zähler an der Elbe behalten zu haben.
VAR macht St. Pauli Strich durch die Rechnung
Schon über drei Punkte gejubelt hatte der Stadtrivale in Bremen. Simon Makienok hatte in den Schlusssekunden den nicht mehr für möglich gehaltenen Siegtreffer erzielt - dachten jedenfalls die Kiezkicker, die den Rückstand Mitte der zweiten Hälfte schnell ausgeglichen hatten. Doch der Videoassistent meldete sich zu Wort, und schließlich wurde das Tor des Dänen nicht gegeben, weil er den Ball an die Hand bekommen hatte.
"Ich bin eigentlich kein Freund von Unentschieden, kann damit heute aber leben." St.-Pauli-Trainer Timo Schultz
"Wir haben heute noch mal alles reingehauen und uns mit dem Ausgleichstreffer belohnt. Am Ende muss man mit dem Punkt auch mal zufrieden sein, auch wenn wir gerne drei gehabt hätten", sagte der Ex-Bremer Luca Zander, dessen Team es dem HSV vorgemacht hatte: Auch die St. Paulianer mussten im Pokal über 120 Minuten gehen und konnten trotzdem am Ende noch mal zulegen.
"Die Reaktion meiner Mannschaft war top. Direkt den Ausgleich gemacht, dran gewesen und Chancen gehabt. Wir haben sogar ein Tor geschossen, das leider nicht gezählt hat", fasste St. Paulis Chefcoach Timo Schultz, der seinen Schützlingen zwei freie Tage spendierte, zusammen. "Von daher können wir damit zufrieden sein. Ich bin eigentlich kein Freund von Unentschieden, kann damit heute aber leben." Die Kiezkicker können mit Selbstvertrauen in die kommenden Wochen gehen.
Werder schon früh am Scheideweg
Auch Werders Trainer Markus Anfang sprach von einem "gerechten Unentschieden", mit dem "wir leben können". U21-Nationalspieler Jean Manuel Mbom sprach von "einem positiven Punkt gegen den Tabellenführer, den wir gerne mitnehmen".
Was der Punkt aber wert ist, dürfte sich schon am Freitagabend in Nürnberg zeigen. Die Franken sind anders als Werder in der Tabelle oben mit dabei. Sollte Werder die fünfte Saisonniederlage kassieren, müssen die Hanseaten den Blick wohl erst mal nach unten richten. Eine Enttäuschung, auch wenn schon vor der Saison jedem klar gewesen sein sollte, dass eine schwierige Zeit vor den Bremern liegt.
Kiels Stöver: "Geht peu á peu nach vorne"
Insgesamt kann von den vier Nordteams eigentlich nur St. Pauli mit dem Punkt vom Sonnabend wirklich etwas anfangen. Trotz des klaren Regensburger Sieges in Ingolstadt am Sonntag, blieben die Kiezkicker Tabellenführer. Der SC Paderborn und der SV Darmstadt sind derweil am HSV vorbeigezogen, Bremen hängt auf Rang zehn fest und Kiel ist trotz der beachtlichen Leistung mittlerweile Tabellen-16.
Ole Werner hatte den Trainerstuhl nach dem verpassten Aufstieg in der Relegation und dem schwachen Saisonstart geräumt. Den einzigen Dreier seit dem Abgang des Erfolgscoachs hat allerdings Interimstrainer Dirk Bremser geholt (2:1 in Paderborn). Der neue Chef, Marcel Rapp, wartet hingegen auch nach vier Pflichtspielen noch auf einen Sieg. "Es geht peu á peu nach vorne. Auf diesem Weg sollten wir weitermachen", sagte Uwe Stöver. Wie der Geschäftsführer weiß aber auch Bartels: "So ein Dreier muss jetzt mal fallen."
