Holstein Kiel verliert bei Aufstiegsaspirant Darmstadt mit 1:3
Fußball-Zweitligist Holstein Kiel hat es am 28. Spieltag versäumt, sich mehr Luft im Abstiegskampf zu verschaffen. Die "Störche" verloren am Sonnabend mit 1:3 (0:2) beim SV Darmstadt 98.
Matthias Bader (10.), der Ex-Kieler Aaron Seydel (45.+1) und Braydon Manu (50.) trafen in einer einseitigen Partie, in der die KSV nur kurz nach der Pause richtig im Spiel war und durch den eingewechselten Kwasi Okyere Wriedt verkürzen konnte (49.). Ansonsten lieferten die Schleswig-Holsteiner einen schwachen Auswärtsauftritt ab, der durch einen verschossenen Elfmeter von Alexander Mühling in der 60. Minute gekrönt wurde. Die Niederlage für die Norddeutschen war verdient und hätte noch höher ausfallen können. "Wir waren in der ersten Halbzeit sehr schlecht, defensiv wie offensiv. Der Gegner hat heute verdient gewonnen", sagte ein enttäuschter Lewis Holtby dem NDR.
"Wir haben in der ersten Halbzeit wirklich alles vermissen lassen. Von mir angefangen bis zum letzten Spieler war es viel zu wenig." Holstein Kiels Lewis Holtby
Während sich die Hessen gut erholt von der 0:1-Niederlage in Bremen zeigten und sich mit dem Sieg vorübergehend an Werder und St. Pauli vorbei an die Tabellenspitze setzen, konnte Kiel den Abstand auf Relegationsplatz 16 nicht ausbauen. Nach der 1:2-Niederlage von Dynamo Dresden am Freitag gegen Schalke 04 haben die "Störche" auf Rang zwölf liegend weiterhin sechs Punkte Vorsprung auf die Sachsen. "Wir müssen das abhaken", sagte Holtby. "Es sind noch sechs Endspiele. Wir müssen im Derby gegen den HSV ein anderes Gesicht zeigen - spielerisch wie kämpferisch."
Wintereinbruch ruft Fans auf den Plan
Dass die Partie überhaupt angepfiffen werden konnte, war dem tatkräftigen Einsatz der "Lilien"-Fans zu verdanken. Nach einem Wintereinbruch suchte ihr Club am Vormittag noch über die Sozialen Medien spontan Helfer, um den zentimeterhohen Neuschnee im Stadion am Böllenfalltor vom Rasen zu schaffen.
Tritt fassten auf dem freigeschippten Grün nur die Gastgeber. Die Kieler standen tief und kamen weder in die Zweikämpfe noch ins Spiel. Nach elf Minuten lagen die Gäste schon zurück: Bader flankte scharf vom rechten Flügel, Ex-KSV-Stürmer Seydel stand sträflich frei im Strafraum, war wohl aber nicht mehr mit dem Kopf am Ball. Musste er gar nicht, denn die Flanke landete auch so zum 1:0 in den Maschen.
Darmstadts Seydel gegen seinen Ex-Club eiskalt
Der Plan der "Störche", möglichst lange die "Null" zu halten und auf Konter zu spielen, war über den Haufen geworfen und jegliches Selbstvertrauen spürbar dahin. Während Darmstadt Hochkaräter erspielte und vergab (Seydel 22., Mathias Honsak 25., Marvin Mehlem 30.), kamen die Gäste nicht gefährlich vor das gegnerische Tor. Spielerisch fiel den Norddeutschen überhaupt nichts ein, auch die wenigen Standards waren ungefährlich. Und kurz vor dem Seitenwechel war defensiv das Glück auch aufgebraucht: Erneut flankte Bader auf Seydel, der diesmal hineinrutschte und zum 2:0 vollendete (45.).
Joker Wriedt sticht, doch der Jubel währt nicht lange
Was Holstein-Trainer Marcel Rapp seinen Schützlingen in der Kabine gesagt hat, wird wohl sein Geheimnis bleiben, doch die Kieler kamen mit einer anderen Körpersprache zurück auf den Platz - und dank Wriedt auch zurück in die Partie. Der eingewechselte Stürmer verkürzte auf 1:2 (49.), aber der Jubel hielt nicht lange an. Im Gegenzug stellte der in Itzehoe geborene Madu mit dem 3:1 für die "Lilien" den alten Abstand wieder her (50.).
Kiels Mühling scheitert vom Punkt
Ein Fehler von Darmstadts Keeper Marcel Schuhen machte die Partie wieder spannend: Beim Herauslaufen foulte Schuhen Kiels Benedikt Pichler, es gab zurecht Strafstoß. Mühling gilt eigentlich als einer der sichersten Elfmeterschützen der Liga, doch heute versagten dem Mittelfeldspieler die Nerven. Schuhen parierte und machte seinen Fehler damit wieder gut (60.).
"Alex ist ein sicherer Schütze. Wenn der den auch nicht reinmacht weißt du: Ok, heute wird es schwer." Holstein Kiels Lewis Holtby
Mehr gelang Kiel offensiv an diesem Tag nicht mehr. Darmstadt brachte den Sieg über die Zeit und träumt weiter vom Aufstieg in die Bundesliga. Und Kiel wird im kommenden Spiel gegen den HSV am nächsten Sonntag versuchen, das Abstiegsgespenst endgültig aus dem "Storchennest" zu vertreiben.
