HSV nach Pleite gegen Werder trotzig: "Werden uns noch belohnen"
Der HSV ist nach der 2:3-Niederlage gegen Werder Bremen und dem zweiten sieglosen Spiel in Folge aus den Aufstiegsrängen gefallen. Der Frust beim Hamburger Fußball-Zweitligisten war nach der Derby-Pleite groß. Er mischte sich aber mit Trotz und Zuversicht.
"Raus mit Applaus" - wohl selten zuvor passte dieser Ausspruch besser zum Geschehen im Volksparkstadion als nach dem Nordduell am Sonntagnachmittag. Denn trotz der ersten Heimniederlage in dieser Serie wurden die HSV-Profis nach dem Abpfiff von ihrem Anhang minutenlang mit Beifall bedacht. Selbst als sie ihren obligatorischen Gang in die Fankurve beendet hatten und mit hängenden Köpfen im Bauch des Fußball-Tempels verschwanden, klatschten viele Sympathisanten des Traditionsclubs noch.
Sie bekundeten ihrem Team damit Respekt für eine bis zur letzten Sekunde leidenschaftliche Vorstellung in einer Partie, in der "gefühlt alles gegen uns gelaufen ist", wie Mittelfeldspieler Jonas Meffert im NDR Interview beklagte.
Der Torschütze zum 1:1 sprach damit auf zwei Handelfmeter gegen seine Mannschaft und einen aberkannten Treffer von Moritz Heyer an. Jede einzelne dieser Entscheidungen von FIFA-Schiedsrichter Daniel Siebert (Berlin) war fraglos diskussionswürdig, bei Sichtung der TV-Bilder aber nachvollziehbar.
Und so verlor der HSV den norddeutschen Fußball-Klassiker am Ende nicht, weil er das schlechtere, sondern das unglücklichere von zwei guten Teams war.
"Irgendwelche Einflüsse": Walter-Kritik an Referee Siebert
Der stets sehr emotionale Hamburger Übungsleiter Tim Walter wirkte dann auch trotz der Niederlage und des damit verbundenen Abrutschens auf Rang vier des Klassements nach der Begegnung vor 25.000 Zuschauern recht aufgeräumt. Zwar konnte sich der 46-Jährige einen kleinen Seitenhieb in Richtung Referee Siebert nicht verkneifen, als er davon sprach, dass er das Spiel wegen "irgendwelcher Einflüsse" nicht so habe genießen können. Der Blick des passionierten Golfers und Grillers richtete sich dann aber schon wieder nach vorn.
"Wir haben schon immer gesagt, dass wir das Ergebnis nicht in den Vordergrund stellen, sondern die Art und Weise, wie wir gespielt haben. Deshalb glaube ich schon, dass wir uns bis zum Ende der Saison dafür noch belohnen", sagte Walter.
Walter: "Haben sie an die Wand gespielt"
70 Prozent Ballbesitz hatte der Trainer bei seiner Equipe gesehen, die er dafür lobte, Werder "an die Wand gespielt" zu haben. "Da gehört schon viel zu. Das kommt ja nicht von heute auf morgen. Das ist eine Entwicklung", erklärte der 46-Jährige. Korrekt war fraglos, dass der HSV seine Idee von dominanten Ballbesitzfußball versuchte, konsequent umzusetzen und sich einige gute Chancen erspielte.
Zur Wahrheit des Duells der beiden Erzrivalen gehörte aber auch, dass die Hamburger mit dem hohen Bremer Pressing im ersten Abschnitt teils große Probleme und es ihrem Keeper Daniel Heuer Fernandes zu verdanken hatten, zur Pause nur mit 0:1 in Rückstand zu liegen.
"Das einzige, was wir uns heute vorwerfen können, ist, dass wir vielleicht die Anfangsphase nicht so gespielt haben, wie wir es vorgenommen haben", sagte Angreifer Robert Glatzel.
Glatzel tragischer HSV-Held
Der Torjäger war neben Meffert und Bakery Jatta, die durch ihre unabsichtlichen, aber eben doch den Regeln nach strafbaren Handspielen Elfmeter verursachten, die tragische Figur bei den Hamburgern. Zwar erzielte der 28-Jährige mit dem 2:3 seinen 15. Saisontreffer.
Aber in der sechsten Minute der Nachspielzeit vergab er mit einem zu unplatzierten Kopfball den Ausgleich und hatte zudem Schuld, dass Heyers vermeintliches 1:1 (19.) von Schiedsrichter Siebert nicht anerkannt wurde. Glatzel hatte zuvor Bremens Innenverteidiger Ömer Toprak im Fünfmeterraum deutlich sichtbar mit einem - wenn auch sanften - Schubser aus dem Gleichgewicht gebracht.
"Für mich war das kein Foul", schimpfte Glatzel, der einst im Dress von Cardiff City auf der britischen Insel für so ein Einsteigen vermutlich nicht zurückgepfiffen worden wäre. In Deutschland ist die Schiedsrichter-Gilde aber eben nun mal dazu angehalten, fußball-unspezifische Bewegungen zu ahnden. Pech für Glatzel, Glück für Werder.
Mittwoch im Pokal gegen Karlsruhe, Sonnabend in Nürnberg
Viel Zeit, Frust zu schieben, hat der HSV nach seiner dritten Saisonniederlage nicht. Bereits am Mittwoch (18.30 Uhr, im Livecenter bei NDR.de) steht das Viertelfinale im DFB-Pokal gegen den Ligarivalen Karlsruher SC auf dem Programm. Am kommenden Sonnabend (20.30 Uhr) müssen die Hanseaten dann beim 1. FC Nürnberg antreten, der mit einem Sieg an ihnen vorbeiziehen könnte. Die Hamburger könnten also im für sie schlimmsten Szenario binnen einer Woche viel verspielen.
Oder sie schütteln die Derby-Pleite schnell aus ihren Kleidern. Und exakt das kündigte Unglücksrabe Glatzel unmittelbar nach dem Spielende an: "Wir machen weiter!"
