DFB-Pokal: VfB Lübeck will Mainz 05 erneut ein Bein stellen
Fußball-Regionalligist VfB Lübeck empfängt heute Abend Bundesligist 1. FSV Mainz 05 zum Zweitrundenspiel im DFB-Pokal. Vor rund 13 Jahren gab es dieses Duell schon einmal. Es endete mit einer Sensation.
Am 31. Juli 2009 nehmen die Dinge im Stadion an der Lohmühle zunächst den erwarteten Gang. Die gerade in Deutschlands Beletage zurückgekehrten Mainzer gehen in der Erstrundenpartie beim VfB nach 19 Minuten durch Niko Bungert in Führung. Das 1:0 hat auch zur Pause Bestand. Jörn Andersen kann zu diesem Zeitpunkt noch nicht ahnen, dass er seine letzte Halbzeitansprache als Trainer der 05er führen wird. Doch Lübeck sollte zum Schicksal für den Norweger werden.
Denn nach dem Seitenwechsel kann Nico Schrum zunächst egalisieren (56.), bevor Jakob Sachs in der Verlängerung der 2:1-Siegtreffer für die Schleswig-Holsteiner gelingt (94.). Während sich der VfB über einen Pokal-Coup und eine schöne Zusatzeinnahme durch das Erreichen der zweiten Runde freut, erhält der Mainzer Aufstiegstrainer Andersen ein paar Tage später seine Papiere. Der frühere HSV-Stürmer habe zu wenig mit der Mannschaft gesprochen und seine Philosophie nicht zum Club gepasst, begründete FSV-Manager Christian Heidel später den Rauswurf des Übungsleiters.
Mainz unter Svensson gefestigt
Wenn die Lübecker Mainz heute Abend (18 Uhr, im Livecenter bei NDR.de) erneut zum DFB-Pokalduell bitten, muss sich der aktuelle 05-Coach Bo Svensson wohl selbst im Falle einer Pleite keine Sorgen um seinen Arbeitsplatz machen. Der Däne rettete die Rheinhessen in der vorvergangenen Saison vor dem Abstieg und landete mit ihnen in der abgelaufenen Serie auf Rang acht. Und auch in dieser Spielzeit sind seine Schützlinge mit 15 Punkten aus zehn Begegnungen im Soll. Die Generalprobe für das DFB-Pokalspiel gegen Lübeck gelang mit einem 2:0-Erfolg am Sonnabend bei Werder Bremen.
"Den Gegner zu unterschätzen, wäre sehr, sehr blöd. Wenn es nicht reicht, lag es hoffentlich nicht daran. Die spielen Regionalliga. Aber wenn man sie spielen sieht, ist es schon eher ein Drittligist." Mainz-Coach Bo Svensson
VfB feiert gelungene Generalprobe gegen Rehden
Nahezu zeitgleich feierte der VfB einen 4:0-Sieg gegen den BSV Rehden. 3.200 Zuschauer auf der Lohmühle sahen dabei eine konzentrierte und fußballerisch reife Leistung des Spitzenreiters, der nun bereits seit 23 Partien ungeschlagen ist. "Das hat heute echt Spaß gemacht hier. Wir haben das sehr genossen und, glaube ich, auch alle mitgenommen für Dienstag", sagte der erst 31 Jahre alte Trainer Lukas Pfeiffer. Der nun folgende DFB-Pokal-Hit gegen Mainz sei für sein Team ein "Bonusspiel", so Pfeiffer: "Wir wollen die einfach ärgern und das genießen. Und dann schauen wir mal, was dabei rumkommt."
Lübeck mit viel Erfahrung und Qualität im Team
Vor Angst erstarren wird der frühere Zweitligist gegen die Mainzer wohl kaum. Dafür ist die Mannschaft zu erfahren. Diverse Spieler wie Mirko Boland, Jannik Löhden, Kapitän Tommy Grupe, Florian Egerer, Marius Hauptmann oder Manuel Farrona Pulido haben jahrelang bei höherklassigen Clubs unter Vertrag gestanden. Sie sind die Stützen eines von Sportvorstand Sebastian Harms mit viel Weitsicht zusammengestellten Teams.
Der Drittliga-Aufstieg ist das klar formulierte Ziel. Sollte "nebenbei" noch mindestens eine weitere Pokal-Überraschung auf dem Weg zurück in den Profifußball gelingen, wäre das natürlich ein toller Nebeneffekt. In Runde eins bekam Hansa Rostock bereits die neue Lübecker Stärke zu spüren. Durch einen Treffer von Tarik Gözüsirin wurde der Zweitligist mit 1:0 aus dem Wettbewerb geworfen.
VfB-Kapitän Grupe: "Wollen geilen Fight abliefern"
Mainz ist nun allerdings noch einmal eine andere Hausnummer als die Mecklenburger. "Aber der DFB-Pokal hat ja seine eigenen Gesetze", bemühte Kapitän Grupe im Interview mit dem vereinseigenen Youtube-Kanal zunächst einen Allgemeinplatz, bevor der Abwehrchef kämpferisch ergänzte: "Wenn wir lange die Null halten, kann es sein, dass auch mal so ein Bundesligist anfängt nachzudenken. Wir haben nichts zu verlieren, wollen alles rausholen aus uns und einen richtig geilen Fight abliefern."
Der eine oder andere inzwischen in Fußball-Rente gegangene Lübecker Held aus dem Mainz-Duell von 2009 wird sich die Partie heute Abend gewiss auf der Lohmühle oder im Fernsehen anschauen. Ob Ex-05-Trainer Andersen dem Spiel vor der Mattscheibe beiwohnen wird, ist dagegen eher fraglich. Der 59-Jährige ist nach diversen Stationen, unter anderem als Nationaltrainer von Nordkorea, aktuell Coach der Auswahl von Hongkong.
Und dort ist es am heute wegen der Zeitverschiebung von sechs Stunden schon Mittwoch, wenn das Spiel um 18 Uhr angepfiffen wird...
Mögliche Aufstellungen:
VfB Lübeck: Kirschke - Kölle, Grupe, Kastenhöfer, Rüdiger - Egerer - Hauptmann, Gözüsirin, Boland, Farrona Pulido - Drinkuth
Mainz 05: Zentner - Fernandes, Hack, Caci - da Costa, Barreiro, Kohr, Aaron - Stach, Burkardt - Onisiwo