Stand: 24.05.2019 15:20 Uhr

So finden Sie den richtigen Rollator

Seniorin geht mit Hilfe eines Rollators spazieren © Fotolia Foto: Photographee.eu
Ein Rollator gibt alten und kranken Menschen Bewegungsfreiheit.

Viele Senioren schwören auf ihren Rollator. Der gibt ihnen Sicherheit beim Gehen und kann einen Einkaufswagen ersetzen. Im Handel gibt es viele Modelle zu unterschiedlichen Preisen. Worauf muss man beim Kauf achten? Markt beantwortet die wichtigsten Fragen.

Für wen ist ein Rollator sinnvoll?

Nicht immer merken Betroffene, dass ein Rollator gut für sie wäre. Oft sind es Angehörige, die erste Warnzeichen erkennen. Sybille Liebchen-Offt vom Verein Barrierefrei Leben e. V. in Hamburg nennt Beispiele:

  • Schon bei kurzen Spaziergängen lässt die Kraft nach, werden Bänke zum Ausruhen gesucht.
  • Wer bereits einen oder zwei Gehstöcke benutzt, kommt mit einem Rollator meist besser voran.
  • Das Gehen ist gar nicht oder nur unter Schmerzen möglich.

Nicht immer gibt es medizinische oder altersbedingte Ursachen für den Einsatz eines Rollators. Oft ist die Gehhilfe bloß ein praktischer Ersatz für einen kleinen Einkaufswagen.

Welche Arten von Rollatoren gibt es?

Es gibt viele Rollatoren für unterschiedliche Zwecke. Die wichtigsten Modelle:

  • Standardmodelle, die viele Krankenkassen bezahlen, kosten rund 60 Euro. Premium-Rollatoren kosten mehrere Hundert Euro. Sie sind oft besser verarbeitet und bieten einfache Klappmechanismen. Gegen Aufpreis gibt es Zusatzausstattung wie Rückengurt, Stockhalterung, Schloss, Beleuchtung, spezielle Handgriffe sowie Körbe und Taschen.

  • Spezial-Rollatoren sollen Menschen mit bestimmten Erkrankungen helfen. Zum Beispiel gibt es Modelle mit einer Vorrichtung zum Aufstützen statt eines Handgriffs. Diese eignen sich für Patienten mit halbseitiger Lähmung, etwa nach einem Schlaganfall. Kombi-Rollatoren lassen sich mit wenigen Handgriffen zu einem Rollstuhl umbauen - nach Auskunft von Sybille Liebchen-Offt vom Verein Barrierefrei Leben eine Erleichterung für Menschen mit Multipler Sklerose. Rollatoren mit Unterarmauflagen eignen sich vor allem für Rheuma-Patienten.

  • XXL-Rollatoren sind für Menschen mit einem Körpergewicht ab 130 Kilogramm gedacht. Sie sind besonders breit und stabil.

  • Für den Einsatz zu Hause sind Zimmer-Rollatoren gedacht. Sie sind wegen ihrer kleinen Räder besonders wendig und haben Wechselaufsätze, etwa für den Transport von Wäsche und Tabletts.

Wie viel bezahlt die Krankenkasse?

Weitere Informationen

Wissenswertes über Rollatoren

Das Institut der deutschen Wirtschaft in Köln bietet eine Produktdatenbank und Tipps zur Finanzierung. extern

Hilfsmittelverzeichnis Rollatoren

Der Spitzenverband der Krankenkassen informiert über 198 Rollatormodelle. extern

Wer sich vom Arzt eine sogenannte Verordnung ausstellen lässt, kann von seiner Krankenkasse einen Standardrollator oder einen Zuschuss bekommen. Am besten bei der eigenen Kasse nachfragen, denn es gibt keine einheitliche Regelung. Wer mehr Geld für einen Rollator ausgeben möchte, als die Kasse bezahlt, muss die Differenz selbst tragen. Einige Kassen haben mit bestimmten Sanitätshäusern oder Rollatorherstellern besonders günstige Konditionen ausgehandelt. Wichtig: Trotz einer ärztlichen Verordnung kann die Kasse die Zuzahlung ablehnen, wenn sie einen Rollator für nicht medizinisch notwendig hält, sagt Anne-Dorothee Speck von der Unabhängigen Patientenberatung in Hamburg.

Worauf muss ich beim Rollator-Kauf achten?

Rollatoren sind frei verkäuflich, zum Beispiel in Sanitätshäusern oder sogar bei einigen Lebensmitteldiscountern. Wer einen Rollator kauft, sollte ihn vorher gründlich ausprobieren, rät Sybille Liebchen-Offt vom Verein Barrierefrei Leben. Meist stelle sich erst bei einem längeren Spaziergang heraus, ob die Gehhilfe die richtige ist. Ein guter Rollator sollte sich ohne Mühe schieben und abbremsen lassen. Auch bei voller Beladung sollte man mit der Gehhilfe eine längere Strecke zurücklegen können. Dabei auf die vom Hersteller angegebene Höchstzuladung achten. Die Griffe - mit oder ohne Daumenstütze - sollten gut in der Hand liegen. Große Räder sind geländetauglicher, kleine Räder sind wendiger.

Rollator-Tipps

  • Gewicht: Rollatoren zwischen sieben und zehn Kilo werden als "besonders leicht" angeboten. Sie eignen sich für Menschen mit relativ geringer Gehunsicherheit. Bei Patienten mit Sturzgefahr, zum Beispiel durch eine Parkinson-Erkrankung, rät Sybille Liebchen-Offt vom Verein Barrierefrei Leben zu einem schweren Rollator, der nicht so leicht kippt.

  • Höhe: Der Benutzer sollte aufrecht vor dem Rollator stehen und die Arme locker hängen lassen. Die Griffe werden dann auf Höhe der Handgelenke eingestellt. Einige Rollatoren haben eine sogenannte Memory-Funktion: Man muss die Höhe nicht nach jedem Zusammen- und Auseinanderfalten neu einstellen.

  • Transport: Rollatoren lassen sich zusammenklappen, damit sie zum Beispiel in einen Kofferraum passen. Besonders komfortabel ist die sogenannte Längsfaltung: Einfach die Schlaufe am flexiblen Sitz hochziehen und schon klappen die Seiten zusammen. Rollatoren mit Querfaltung sind meist sperrig und fallen leicht um.

  • Bremsen: Wenn Handgriff und Bremse zu weit auseinander sind, lässt sich der Rollator mit kleinen Händen oft nicht abbremsen. Unbedingt vor dem Kauf ausprobieren!

  • Hindernisse: Bordsteinkanten und Unebenheiten im Boden sind Hindernisse für einen Rollator. Meist hilft es, den Rollator etwas zu kippen und dann vorsichtig über das Hindernis zu bewegen. Am Anfang erfordert das etwas Training. Nehmen Sie am besten einen Angehörigen mit.  

  • Reparaturen: Für Reparaturen muss immer der Eigentümer haften. Krankenkassen bieten meist vier bis fünf Jahre Gewährleistung für Rollatoren, die bei einem Vertragspartner der Kasse gekauft wurden. Bei kleinen Defekten, etwa an Bremsen oder Beleuchtung, bieten viele Fahrradläden schnelle Hilfe.

  • Parkplatz im Treppenhaus: Wer als Mieter auf einen Rollator angewiesen ist, darf die Gehhilfe nicht ohne Weiteres im Treppenhaus abstellen. Am besten den Vermieter um Erlaubnis fragen. Als Absicherung gegen Diebstahl empfiehlt Sybille Liebchen-Offt vom Verein Barrierefrei Leben den Rollator anzuschließen.

Dieses Thema im Programm:

Markt | 27.05.2019 | 20:15 Uhr

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