Stand: 24.04.2017 08:50 Uhr
Warum einige Elektrogeräte schnell kaputtgehen
Kurz nach Ablauf der Garantie geht die Waschmaschine oder der Flachbildschirm kaputt. Zufall? Oder handelt es sich um ein Phänomen, das Experten "geplante Obsoleszenz" nennen? Demnach bauen Hersteller gezielt Schwachstellen ein, um die Lebensdauer ihrer Produkte zu verkürzen. Weil die Haltbarkeit vieler Produkte künstlich reduziert wird, geben Haushalte in Deutschland mehr Geld aus als nötig. Die Industrie streitet das ab.
Elektrogeräte: So tricksen Hersteller
Viele Elektrogeräte haben Schwachstellen, die der Kunde nicht sieht, und landen deshalb früher als nötig im Müll.
Einige Drucker melden nach einer bestimmten Anzahl gedruckter Seiten einen Fehler, obwohl sie technisch einwandfrei sind.
Beim Reinigen der Druckköpfe saugt ein Tintenschwamm ein wenig Tinte auf. Ist der Schwamm voll, druckt der Drucker nicht mehr. Wann es soweit ist, bestimmt ...
... ein eingebauter Zähler auf einem Mikrochip im Drucker. Hersteller HP schreibt dazu, man müsse den Schwamm nicht wechseln, weil er nicht voll werde.
Bei vielen elektrischen Zahnbürsten ist nach einer gewissen Zeit der Akku defekt ...
... und der ist fest integriert.
Hersteller Braun schreibt dazu: Mit austauschbaren Akkus seien die Geräte nicht mehr wasserdicht. Aus Sicherheitsgründen sei der Akku dauerhaft im Handstück der Zahnbürste versiegelt und könne nicht ausgetauscht werden.
Dabei ist das Unterteil der elektrischen Zahnbürste lediglich aufgesteckt und mit einer Dichtung versehen. Nach Ansicht von Experten ließe sich der Akku problemlos tauschen.
Zum Öffnen von Smartphones ist ein spezieller Schraubenzieher nötig. Wer etwa bei seinem iPhone 7 selbst den Akku wechseln möchte, muss 31 Arbeitsschritte durchführen.
Smartphone-Hersteller betonen, die Geräte seien klein und wasserdicht. Der Akku könne von autorisierten Händlern gewechselt werden.
Bei Kaffeemaschinen der Marke Philips Senseo ...
... geht laut Nutzerberichten im Internet häufig ein Kondensator kaputt. Im Netz gibt es jede Menge Reparaturvideos. Das Bauteil kostet rund einen Euro.
Hersteller Philips verweist auf intensive Produkttests: Grundsätzlich sei bei den aktuell am Markt angebotenen Produkten kein allgemeines Problem oder ein spezielles Kondensator-Problem bekannt.
In Waschmaschinen ist der Laugenbehälter oft aus Kunststoff statt Edelstahl, das Gewicht zur Stabilisierung aus Beton statt Gusseisen. Die Teile verschleißen schneller.
Bei Notebooks und Tablets ist das Display häufig mit dem Glas verklebt. Ist eines der Teile defekt, muss das gesamte Bauteil ausgetauscht werden.
Oft sind mehrere elektronische Bauteile fest auf einer Platine verlötet.
Besser sind Stecksysteme, weil sich Einzelteile einfach ersetzen lassen.
Sogar in teuren Notebooks werden Plastikscharniere verbaut. Scharniere aus Aluminium kosten nur wenig mehr, halten aber deutlich länger.
In Computern und Fernsehern setzen einige Hersteller minderwertige Elektrolytkondensatoren (Elkos) ein, etwa als Stromspeicher. Nach wenigen Jahren funktionieren sie nicht mehr.
Ziel vieler Hersteller: Neu kaufen statt reparieren
Sind Geräte nach kurzer Zeit defekt, kann die Industrie den Kunden neue Modelle verkaufen. Denn oft lohnt sich die Reparatur der Altgeräte nicht oder es gibt keine Ersatzteile. Da ist der Anreiz für viele Verbraucher groß, anstelle eines Ersatzteils gleich ein neues Gerät zu kaufen. Zumal die Hersteller ihren Kunden in der Werbung das Gefühl geben, ihr Gerät sei bereits veraltet und müsse durch ein neues ersetzt werden. Fachleute nennen das "psychologische Obsoleszenz".
Worauf sollten Verbraucher achten?
Elektrogeräte sollten nicht verklebt, sondern verschraubt sein. Sie lassen sich dann einfacher reparieren. Vor dem Kauf kann man sich beim Hersteller oder Händler erkundigen, wie lange Ersatzteile voraussichtlich verfügbar sein werden und was sie kosten.
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24.04.2017 | 20:15 Uhr