Stand: 16.09.2019 11:24 Uhr

Wie sinnvoll sind nachhaltige Geldanlagen?

von Verena von Ondarza

Bei der Geldanlage spielen ökologische und soziale Kriterien für Verbraucher eine immer größere Rolle: Sie möchten in Unternehmen investieren, die die Umwelt weniger schädigen und auch soziale Fragen berücksichtigen. Die Banken haben den Trend erkannt und bieten sogenannte nachhaltige Anlageprodukte an, zum Beispiel herkömmliche Aktienfonds oder sogenannte Indexfonds (ETF), bei denen die Gebühren in der Regel niedriger sind. Doch es fehlen einheitliche Standards für den Begriff der Nachhaltigkeit.

Markt für nachhaltige Anlageprodukte wächst

In der Finanzbranche sorgen nachhaltige Anlagen für eine Aufbruchstimmung. 2018 ist ihr Marktanteil im Vergleich zum Vorjahr um 30 Prozent gestiegen. Noch legen vor allem institutionelle Investoren wie Banken und Versicherungen ihr Geld in nachhaltigen Produkten an. Denn die haben in der Vergangenheit mindestens genauso gut, oft sogar besser als herkömmliche Anlagen abgeschnitten. Der Bankenverband sieht ein großes Potenzial, auch Verbraucher für nachhaltige Geldanlagen zu begeistern.

Zweifelhafte Investments in nachhaltigen Fonds 

In einer Stichprobe hat Markt untersucht, wie Banken und Sparkassen zum Thema nachhaltige Geldanlagen beraten. Das Ergebnis ist ernüchternd: Die Berater konnten den Testern oft nicht erklären, was ihre Anlageprodukte nachhaltig macht und in welche Firmen investiert wird. Weitere Recherchen zeigten, dass in den als nachhaltig beworbenen Fonds auch zweifelhafte Investments stecken. Sie fließen zum Beispiel an Autohersteller, Ölfirmen, Rüstungsfirmen und Unternehmen, die wiederholt für ihre umweltverschmutzende Arbeit verurteilt wurden.

Keine Klare Definition von Nachhaltigkeit

Die Definition von Nachhaltigkeit ist nicht einheitlich - und alles andere als eindeutig:

  • Viele Banken orientieren sich an den Nachhaltigkeitskriterien der Vereinten Nationen, zum Beispiel Armutsbekämpfung, Gleichberechtigung, Umwelt- und Klimaschutz. Doch in der Praxis lassen sich die Kriterien oft nur schwer anwenden: In "nachhaltigen" Fonds befinden sich zum Beispiel viele Aktien von Automobilkonzernen, wenn sie am Umbau zur E-Mobilität arbeiten.

  • Der sogenannte Best-in-Class-Ansatz sieht vor, dass in einen Fonds diejenigen Unternehmen kommen, die innerhalb einer Branche zu den fortschrittlichsten in Sachen Nachhaltigkeit gehören. Doch das kann dazu führen, dass in "nachhaltigen" Fonds Unternehmensanteile von Ölförderern oder Kohleproduzenten stecken.

Kriterien für Nachhaltigkeit festlegen

Wer Geld nachhaltig anlegen möchte, sollte zunächst genau festlegen, was er oder sie unter Nachhaltigkeit versteht und welche Art von Investments ausgeschlossen oder gefördert werden sollen. In einer guten Beratung sollten genau diese Fragen angesprochen werden.

Bei Fonds kann die Zusammensetzung mitunter täglich wechseln. Informationen gibt es nur zu Stichtagen in Monats-, Halbjahres- oder Jahresberichten. In der Beratung kann der Bankberater jedoch meist den tagesaktuellen Stand abrufen. Das alles ist aber keine Gewähr dafür, dass nicht zu einem späteren Zeitpunkt Geld in Unternehmen fließt, die dem Anleger nicht gefallen.

Auch Anlageprodukte mit Siegel genau prüfen

Eine zusätzliche Orientierung können Siegel wie die des Forums für Nachhaltige Geldanlagen oder Ecoreporter bieten. Doch auch für die hier ausgezeichneten Produkte gilt, dass man sie mit seinen eigenen Ansprüchen an Nachhaltigkeit abgleichen sollte. Denn sie können Investments enthalten, die zumindest in Teilen in die Kohlebranche oder bedeutende CO2-Verursacher wie die Flugzeugbranche fließen.

Regeln der Geldanlage beachten

Verbraucherschützer raten dazu, auch bei nachhaltigen Investments die klassischen Regeln für Geldanlage nicht außer Acht zu lassen: Nur in Produkte investieren, die man versteht - vor allem mit Blick auf die Risiken, dabei Geld zu verlieren.

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Dieses Thema im Programm:

Markt | 23.09.2019 | 20:15 Uhr

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