Stand: 07.06.2019 11:05 Uhr

Warum Frühkartoffeln besonders gesund sind

Frühkartoffeln © fotolia Foto: photocrew
Frühkartoffeln sind gesund und machen nicht dick, wenn man sie richtig zubereitet.

Im Frühsommer geerntete junge Kartoffeln haben noch keine feste Schale, die sie vor Austrocknung und Licht schützt. Das macht sie weniger haltbar als später geerntete Speisekartoffeln, die sich lange lagern lassen. Frühkartoffeln halten bei guter Lagerung nur maximal zehn Tage, haben dafür aber eine Reihe gesundheitlicher Vorteile.

Frühkartoffeln und Kartoffeln - die Unterschiede

Speisefrühkartoffeln sind laut internationaler Definition vor der vollständigen Reife bis zum 1. August geerntete Kartoffeln, die sofort vermarktet werden und deren Schale leicht und ohne Schälen entfernt werden kann. Alle Kartoffeln, die ab August geerntet werden, werden als "Speisekartoffeln" gekennzeichnet.

Woher Frühkartoffeln kommen

In Deutschland ist Ende Mai bis Anfang Juni Saisonbeginn für Frühkartoffeln. Bereits im Januar angebotene Frühkartoffeln stammen häufig aus Marokko, Tunesien, Ägypten, Griechenland und Zypern. Ab April sind Frühkartoffeln aus Spanien und Italien im Angebot.

Frühkartoffel-Sorten im Vergleich

  • Festkochende Sorten wie Cilena, Anuschka, Princess und Belana sind besonders gut geeignet als Pellkartoffeln, für Salate, Gratin und als Salzkartoffeln.

  • Vorwiegend festkochende Sorten wie Solist, Marabel, Gala und Leyla eignen sich besonders gut als Salz- und Pellkartoffeln, für Aufläufe, Eintöpfe und Kartoffelpuffer.

  • Mehligkochende Sorten wie Miranda und Karlena sind empfehlenswert für Eintöpfe, Suppen, Püree, Klöße, Süßspeisen und Kuchen.

Echte Frühkartoffeln erkennen

Frühkartoffeln vom Wochenmarkt haben eine feine, dünne Schale, die sich mit der Hand durch leichtes Reiben abpellen lässt. Meist werden sie ungewaschen und lose angeboten. Dagegen sind Frühkartoffeln im Supermarkt und beim Discounter häufig im Plastikbeutel oder Netz erhältlich. Einige Supermärkte bieten auch lose Kartoffeln an, die man selbst abwiegen kann.

Tipps zum Frühkartoffelkauf

  • Preise: Anfang Juni sind Frühkartoffeln noch relativ teuer. Fernsehkoch Rainer Sass empfiehlt, die Sorten erst in kleinen Mengen zu probieren und ein paar Wochen später die Lieblingssorte günstig in größeren Mengen zu kaufen.

  • Verpackung: Kaufen Sie keine Kartoffeln in einer Plastikverpackung oder in Netzen. Häufig haben diese eine gelbe Farbe, damit die Kartoffeln gut aussehen.

  • Reklamation: In einer Plastikverpackung können Kartoffeln bei langer Lagerung schimmeln sowie grüne oder faule Stellen bilden. Solche Kartoffeln können Sie reklamieren.

  • Schale: Achten Sie auf eine dünne Schale, die sich leicht abpellen lässt. Als "behandelt" gekennzeichnete Frühkartoffeln unbedingt vor dem Verzehr schälen.

  • Licht: Kaufen Sie keine Kartoffeln, die unter einer direkten Lichtquelle liegen. Vor allem unter Neonlicht kann der Gehalt der schädlichen Substanz Solanin innerhalb weniger Tage um das Zwei- bis Dreifache steigen. Je dreckiger und sandiger die Kartoffeln, desto geschützter ist die Oberfläche vor Licht.

Gesunde Inhaltsstoffe in Frühkartoffeln

Frühkartoffeln sind nur 60 bis 90 Tage gewachsen. Deshalb enthalten sie weniger Stärke als herkömmliche Speisekartoffeln. Sie haben helle Knollen und eine feine Schale, die man mitessen kann. Sie haben einen etwas süßlichen Geschmack. Neben Stärke enthalten sie mindestens 80 Prozent Wasser, aber auch besonders hochwertiges pflanzliches Eiweiß sowie Kalium und Vitamin C.

Schlecht bei Nierenproblemen, gut bei Sodbrennen

Weil Kalium entwässernd wirkt, sind Kartoffeln bei Nierenproblemen nicht empfehlenswert. Wer dagegen unter Sodbrennen leidet, erfährt durch Kartoffeln Linderung, denn die Kartoffelstärke bindet überschüssige Magensäure.

Kartoffeln dämpfen, nicht kochen

Um die wertvollen Inhaltsstoffe zu schützen, sollten Kartoffeln nicht in Wasser gekocht, sondern nur in einem Gar-Sieb gedämpft werden. Im Kochwasser würden sie bis zu einem Drittel ihrer Vitamine und Mineralstoffe verlieren.

Kartoffeln nicht roh verzehren

Rohe Kartoffeln können Allergien auslösen. Sie sind schwer verdaulich, weil wir das gesunde pflanzliche Eiweiß in rohem Zustand nicht gut aufnehmen können. Bei Kartoffelpuffern aus rohen Kartoffeln besteht zudem die Gefahr, dass man sie zu lange brät, damit sie auch innen gar werden. Dabei entsteht außen gesundheitsschädliches Acrylamid.

Kalte Kartoffeln machen nicht dick

Wegen des hohen Stärkegehalts sind Kartoffeln besonders sättigend. Der Grund dafür sind ihre langen Kohlenhydrat-Ketten, die wir nur langsam verdauen. Bei der Verdauung wandeln Enzyme die Stärke in Zucker um. Benötigt der Körper den Zucker nicht sofort, lagert er ihn ein - deshalb machen Frühkartoffeln dick.

Aber es gibt einen Trick: Beim Abkühlen verändert die Stärke ihre chemische Struktur, sie wird zu sogenannter resistenter Stärke. Die Enzyme im Magen können resistente Stärke kaum noch verdauen, sie gelangt als gesunder Ballaststoff in den Darm.

Wer Kartoffeln nicht kalt mag, kann sie wieder aufwärmen: Die resistente Stärke behält ihre neue Form auch beim Erhitzen.

Frühkartoffeln richtig lagern

Am besten werden Frühkartoffeln nach dem Kauf innerhalb eines Tages verzehrt. Wenn es nicht anders geht, lagert man sie höchstens zwei Wochen an einem dunklen und kühlen Ort - zum Beispiel im Gemüsefach des Kühlschranks bei einer Temperatur von vier bis fünf Grad. So verliert die Frühkartoffel kaum Geschmack.

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Experten zum Thema

Dr. Holger Hennies, Landwirt
KOMB-i GmbH & Co. KG
Grafhornstraße 1
31311 Uetze
0173-8907675
www.kartoffelhof-hennies.de

Stefanie Seling-Stoll, Diätassistentin
Bremer KochLust - Praxis für Essberatung und Ernährungstherapie
Am Winterhafen 3, Lofthaus 3
28217 Bremen
(0421) 8 47 67 49
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Visite | 07.06.2019 | 20:15 Uhr

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