VIDEO: Niedlich oder schädlich: Waschbären in der Region (8 Min)

Waschbären aus Haus und Garten vertreiben

Stand: 19.09.2024 12:52 Uhr

Sie plündern Mülltonnen, durchwühlen Blumenbeete und dringen in Dachböden und Wohnräume ein: Waschbären haben sich für viele Haus- und Gartenbesitzer zu einer Plage entwickelt. Immer häufiger sind sie auch im Norden anzutreffen.

Schätzungen zufolge leben mittlerweile bis zu zwei Millionen Tiere in Deutschland. Mehr als 200.000 Waschbären wurden im Jagdjahr 2022/23 deutschlandweit getötet. Die Kleinbären stammen ursprünglich aus Nordamerika und kamen zu Zuchtzwecken und als Pelzlieferant nach Deutschland. 1934 wurden zwei Waschbär-Pärchen in Deutschland bewusst ausgesetzt - mit dem Gedanken, den Bestand bejagen zu können. Außerdem sollen im Zweiten Weltkrieg Bombenangriffe dazu geführt haben, dass einige Waschbären aus einer Pelztierzucht nahe Berlin entfliehen und sich vermehren konnten.

Waschbären können auch ins Haus eindringen

Waschbären sehen zwar putzig aus, rund ums Haus können sie aber große Schäden anrichten. Auf der Suche nach Futter öffnen die nachtaktiven Tiere Mülltonnen und verteilen den Unrat mitunter großflächig. Außerdem können Waschbären auf der Suche nach einem Schlafplatz über Bäume und Dachrinnen in Dachstühle eindringen. Dazu heben sie einfach einzelne Ziegel an oder verbiegen Bleche an Dachgauben. Durch das undichte Dach kann in der Folge Wasser eindringen, wodurch erhebliche Schäden entstehen. Die kleinen Bären können auch die Dämmung des Dachstuhls zerstören. Einmal im Haus, hinterlassen sie zudem Kot und Urin.

In der heimischen Tierwelt zählen Waschbären zu den unerwünschten Eindringlingen. 2016 deklarierte die Europäische Union sie als sogenannte invasive Art. Natürliche Feinde haben die Tiere nicht, deshalb gehen Experten davon aus, dass sie nie mehr vollständig aus unseren heimischen Gefilden verschwinden werden. Die Allesfresser räumen gelegentlich Vogel- und Schildkrötengelege aus und erbeuten Amphibien. Allerdings beeinträchtigen sie laut NABU die hiesigen Arten wohl weniger stark als vielfach angenommen.

Haus und Garten vor Waschbären sichern

Überall dort, wo sich Waschbären bereits in freier Natur angesiedelt haben, empfiehlt es sich, vorbeugend einige Maßnahmen zu treffen, um zu verhindern, dass Tiere angelockt werden und sich in Haus oder Garten einnisten. Wichtig ist, dass die Tiere am Haus keine Nahrung finden. Mülltonnen sollten mit Spanngurten oder schweren Steinen gesichert, gelbe Säcke erst kurz vor der Abholung ins Freie gestellt werden.

Da die Tiere auch Obstbäume plündern, diese am besten mit breiten Blechringen sichern, sodass die Bären nicht an den Stämmen hochklettern können. Niedrig hängendes Obst abpflücken, Fallobst immer sofort aufsammeln. Futter für Hund und Katze keinesfalls draußen stehen lassen und keine Essensreste auf dem Kompost entsorgen. Vogelhäuschen sollten am besten relativ hoch und frei am Baum hängen.

Waschbären den Weg zum Dach verbauen

Ein Waschbär blickt über einen hölzernen Balken. © imago images Foto: Martin Wagner
Die kleinen Bären sind klug und lernfähig. Sie finden schnell einen Zugang zum Dachboden.

Damit die Tiere kein gemütliches Schlafquartier finden, sollte man Äste, die von Bäumen oder Sträuchern in Dachnähe ragen, so kürzen, dass sie mindestens einen Meter Abstand zum Haus haben. Fallrohre von Dachrinnen kann man mit glatten Blechmanschetten sichern. Ein starkes Metallgitter über dem Schornstein verhindert, dass der Waschbär auf diesem Weg ins Haus kommt. Gartenhäuser und Garagen sollten immer abgeschlossen werden, um den Tieren keine Gelegenheit zu geben, sich dort einzurichten. Katzenklappen sollten nachts verschlossen werden.

Stacheldraht oder spitze Drahtgestelle sind keine gute Idee. Zum einen nutzen die Waschbären sie eher als Kletterhilfe, zum anderen können sie sich daran verletzen.

Waschbären vertreiben - so geht's

Haben die Tiere es sich erst einmal im Haus bequem gemacht, sind sie nur schwer wieder zu vertreiben. Zunächst sollte man die gleichen Maßnahmen ergreifen, die auch zur Vorbeugung zu empfehlen sind, damit die Tiere sich in ihrem Quartier nicht mehr wohl fühlen und kein Futter finden. Zusätzlich kann man versuchen, die menschenscheuen Tiere mit Lärm und bestimmten Gerüchen zu vergrämen. Abendliche Rundgänge auf dem Dachboden, laute Musik sowie im Garten und ihren Verstecken ausgelegte Lavendelsäckchen oder Mottenkugeln machen es den Tieren ungemütlich. Auch ein Sud aus Chilischoten und Cayennepfeffer soll die geruchsempfindlichen Tiere stören.

Im Garten kann man per Bewegungsmelder Licht einschalten oder automatisch Wasser versprühen lassen. Fühlt sich der nachtaktive Waschbär zu sehr gestört, sucht er sich vielleicht schnell einen anderen Platz.

Waschbären nicht selbst einfangen

Zwar stehen Waschbären nicht unter Naturschutz, sie dürfen aber nicht ohne Weiteres eingefangen werden. In vielen Bundesländern ist das nur mit Jagdschein und außerhalb der Schonzeit erlaubt. Hauseigentümer, die einen Waschbären einfangen lassen möchten, sollten sich an die jeweils zuständige Behörde oder die örtliche Jägerschaft wenden.

Wichtig ist, bei einer Begegnung mit den Tieren immer ausreichend Abstand zu halten, denn Waschbären können beißen, wenn sie sich bedroht fühlen. Auch Hunde sollten auf Abstand zu den Kleinbären gehalten werden. Ein Biss kann nicht nur schmerzhaft sein, sondern auch gefährlich, denn die Tiere können Krankheiten übertragen. Das gilt auch für den Kot der Tiere. Beim Entfernen daher immer Handschuhe tragen.

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Markt | 23.09.2024 | 20:15 Uhr

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