Weihnachtsmärkte in SH: Veranstalter planen mutig und groß
Nach einem Jahr Corona-Pause starten wieder fast überall im Land die Weihnachtsmärkte. Doch alle Veranstalter wissen: Steigen die Inzidenzzahlen weiter, kann es auch wieder die Rolle rückwärts geben.
Blickt man auf die Internetseiten der einzelnen Städte, dann steigt die Vorfreude auf eine stimmungsvolle und bunte Adventszeit. Lübeck beispielsweise wirbt damit, dass die "Weihnachtsstadt des Nordens" im festlichen Glanz mit über 500.000 Lichtpunkten erstrahlen wird. Auf der weihnachtlich geschmückten Altstadtinsel wird vom 22. November an der Duft von Bratäpfeln, gebrannten Mandeln und Punsch wehen. Doch schaut man genauer hin, gibt es einige Einschränkungen. Maskenpflicht draußen ist nicht Pflicht, aber es wird empfohlen, Abstand zu halten. In Innenräumen sowie bei den vier Kunsthandwerkermärkten in der Hansestadt gilt die 3G-Regel. Auch die Zahl der Gäste und Aussteller ist auf den Märkten leicht begrenzt. Ordnungskräfte werden auf den Märkten die Lage im Blick haben.
Lübeck: Die Vorfreude überwiegt

"Wir freuen uns, dass der Weihnachtsmarkt fast so wie immer stattfinden kann - zumindest unter freiem Himmel", sagt die Leiterin des Lübecker Weihnachtsmarktes, Inke Möller. Sorge, dass der Verlauf der Corona-Pandemie alles wieder einschränken oder gar stoppen könnte, hat sie zur Zeit kaum. Auch die zuletzt deutlich steigenden Inzidenzzahlen sieht sie relativ gelassen. "Die Inzidenzzahlen sind ja laut Landesregierung nicht mehr das Maß aller Dinge." Dennoch werde die Entwicklung natürlich ganz genau beobachtet.
Kiel: Alles so frei und großzügig wie möglich
Auch in Kiel soll der Weihnachtsmarkt auf dem Rathausplatz und in der Holstenstraße die Adventszeit nach einem schmerzlichen Jahr Pause wieder versüßen. Er solle "so frei und großzügig wie möglich gestaltet werden", sagte ein Stadtsprecher. Genaueres zum Hygienekonzept werde erst nach dem 14. November - wenn die aktuelle Corona-Landesverordnung ausläuft - bekannt gegeben werden. Wie in Lübeck ist der Start für den 22. November geplant.
Kein Alkohol mehr an betrunkene Besucher
In der Almhütte auf dem Kieler Rathausplatz gilt 3G - hier steht also eine Einlasskontrolle. Und auch das ist laut Mit-Organisator Thomas Schütte neu: "Die Besucher sollen sich möglichst an Laufrichtungen halten und die Verkäufer werden angehalten, betrunkenen Gästen nicht noch mehr Alkohol auszuschenken." Ob das klappt? Glühweinbecher müssen bei mindestens 60 Grad abgewaschen werden und Kontaktflächen sollen regelmäßig gereinigt werden. Das Eisvergnügen wird es dieses Mal am Kieler Ostseekai geben - allerdings unter freiem Himmel und nicht überdacht. Der Zutritt wird zahlenmäßig nicht begrenzt, es gilt die 3G-Regel.
Flensburg: Stände werden entzerrt
Die Flensburger freuen sich ebenfalls auf ihren hyggeligen, skandinavisch angehauchten Weihnachtsmarkt (22.11.-31.12.). Vom Nordermarkt bis zum Südermarkt sind wieder zahlreiche Stände unter freiem Himmel aufgebaut. "Wir werden die Stände ein bisschen entzerren, denn wir möchten nicht, dass alle dicht an dicht stehen", meint Bastian Basler vom Veranstaltungsmanagement. "Und die Standbesitzer sind mit dafür verantwortlich, dass die Hygienemaßnahmen umgesetzt werden." Weitere Einschränkungen in diesem Jahr? Die prominente Skihütte am Südermarkt, in der es erfahrungsgemäß immer besonders kuschelig und voll ist, wird nicht aufgebaut. Insgesamt wird mit sehr vielen Besuchern gerechnet, denn auch die Dänen werden sicherlich die Stadt an der Förde bevölkern. Ob alles gut geht? "Diese Sorge schwingt natürlich mit", gesteht Bastian Basler.
Elmshorn: Lichterglanz ohne Großveranstaltungen
Der Weihnachtsmarkt in Elmshorn (22.11. -24.12.) - besser bekannt als Lichterglanz - wird mit fast ebenso vielen Ständen organisiert wie 2019. "Wir freuen uns riesig und sind mit viel Herzblut dabei", sagt die Geschäftsführerin von Stadtmarketing Elmshorn, Manuela Kase. Das rustikale Hüttendorf ist in der gesamten Region extrem beliebt. "Wir verzichten aber auf die Großeröffnung mit dem Engelsflug und die Weihnachtsparade, wo sonst Tausende Besucher dabei sind." In den Zelten rund um die Eisbahn gilt 3G. "3G ist geübt und gelernt", schmunzelt die Geschäftsführerin und wirkt ganz entspannt.
Adventsmärkte auf Gütern mit 3G
Beliebte Adventsmärkte wie beispielsweise der auf Gut Emkendorf finden statt (5.-7. November), allerdings müssen die Besucher hier zusätzlich zu den 3G-Bestimmungen - laut Internetseite - drinnen auch Masken tragen. Beim Gut Stockseehof (27.11.-12.12.) gilt die Mund-Nasen-Bedeckung nur als Empfehlung - und zwar dort, wo es eng wird. Damit es am Eingang schneller geht, werden die Besucher gebeten, Tickets im Vorfeld online zu kaufen. Eine Tageskasse gibt es aber trotzdem.
Wanderup: Schweren Herzens kein Weihnachtsdorf
Doch es gibt auch Veranstaltungen, die in diesem Jahr das zweite Mal in Folge nicht stattfinden können. Das Weihnachtsdorf in Wanderup (Kreis Schleswig-Flensburg) gehört dazu. Normalerweise lebt das Event davon, dass alle Besucher durch's Dorf schlendern, in privaten und öffentlichen Räumen stöbern und gemeinsam Punsch trinken. "Wir haben uns im August dazu entschlossen, das Weihnachtsdorf abzusagen -und wir sind unendlich traurig", sagt der Vorsitzende Holger Braaf. Zum einen werde alles ehrenamtlich organisiert und die vielen Bestimmungen in den überdachten Räumen wie der Landfrauenhalle machten einfach zu viel Arbeit. Und auch den Ausstellern fehlte die Planungssicherheit. "Aber unsere beliebte Wichtelaktion mit Spenden für den guten Zweck - die findet statt", betont Holger Braaf.
Virologe Fickenscher: Gefahr unter freiem Himmel gering

Es bleibt abzuwarten, wie voll es tatsächlich auf den vielen Weihnachtsmärkten in Schleswig-Holstein wird. Lechzen die Menschen danach, mal wieder rauszukommen und gemütlich an den Ständen zusammenzustehen oder haben sie Angst vor Ansteckungen auf engem Raum und bleiben lieber zuhause? Helmut Fickenscher, Leiter des Instituts für Infektionsmedizin an der Uni Kiel, stuft eine solche Gefahr unter freiem Himmel als gering ein. Was ihm viel mehr Sorge bereitet, sind die Weihnachtsfeiern in Innenräumen. "Entsprechend ist meine Empfehlung, immer darüber nachzudenken, welche Veranstaltungen nun notwendig sind und welche nicht." Dann lieber der Glühwein und die Mutzen draußen, so der Virologe.
