Stand: 09.10.2019 20:46 Uhr

Schlei: Ein verseuchtes Gewässer braucht Hilfe

Die Schlei ist ein Idyll in Schleswig-Holstein, ein beliebtes Ausflugsziel und ein Rückzugsort für Tiere. Doch der Meeresarm ist gleichzeitig auch ein ökologischer Pflegefall. Im vergangenen Jahr sorgten kleine Plastikteilchen aus geschredderten Verpackungen, die über ein Klärwerk in die Schlei gelangten, für einen Umwelt-Skandal. Dann ergab Ende September diesen Jahres ein Gutachten, dass der Boden des Gewässers bei Schleswig mit einem Cocktail aus hochgefährlichen Schadstoffen belastet ist, die von einem Gelände einer früheren Teerpappenfabrik auf der Wikinghalbinsel stammen. Dabei war das eigentlich schon längst bekannt. Und dann wäre da noch der Faulschlamm, der den Grund der gesamten Schlei bedeckt - ebenfalls kein neues Phänomen.

Zu viel Dünger im Gewässer

Faulschlamm entsteht, weil Dünger von den Feldern in das Wasser gelangt. Davon gibt es viele in Wassernähe. Dadurch befinden sich in der Schlei zu viele Nährstoffe, die die Wasserqualität verschlechtern. Es entstehen Algen. Sterben diese ab, entziehen sie dem Gewässer Sauerstoff. Weil insbesondere in der inneren Schlei bei Schleswig das Meer zu weit entfernt ist, findet kaum Wasseraustausch statt - das begünstigt das Problem. Zu wenig Sauerstoff bedeutet: Die Schlei wird zum toten Gewässer.

Faulschlamm breitet sich über die Jahre aus

Bereits vor 80 Jahren ist über Faulschlamm in der inneren Schlei berichtet worden. Jahrelang hat sich aber nichts getan und der Faulschlamm konnte sich im gesamten Gewässer ausbreiten. Mittlerweile greifen zwar Schutzmaßnahmen: Weniger Düngen bedeutet weniger Nährstoffe im Wasser, also bessere Wasserqualität. Aber gut geht es der Schlei nach wie vor nicht.

Keine Lösung in naher Zukunft in Sicht

Auch die Verunreinigung durch die Schadstoffe aus der Teerpappenfabrik war bereits vor drei Jahrzehnten bekannt. Sönke Hansen, Ratsherr im Stadtrat in Schleswig, hat in den Archiven gewühlt und Belege dafür gefunden, dass bereits in den 1990er-Jahren eine dringende Sanierung der Wikinghalbinsel empfohlen wurde.

Inzwischen gibt es zwar zwei Lösungsansätze, um der Verschmutzung entgegen zu wirken: Eindämmung oder Komplettsanierung. Nur darüber, wer das Ganze bezahlen soll, werden sich Stadt, Kreis und Land nicht einig. "Ich befürchte, dass dieses Spiel auf Zeit, was in den letzten 30 Jahren gespielt wurde, leider weitergeführt wird", sagt Hansen. Eine Lösung, um den Zustand der Schlei zu verbessern, ist also weiter nicht in Sicht.

Dieses Thema im Programm:

Schleswig-Holstein Magazin | 09.10.2019 | 19:30 Uhr

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