Nach Havarie: Taucher untersuchen Kieler Schleusentor
Wegen des am Wochenende havarierten Frachters "Wilson Goole" in Kiel-Holtenau kommt es zu Beeinträchtigungen in der Schifffahrt. Heute untersuchen Taucher das kaputte Tor am NOK.
Die Taucher wollen feststellen, wie schwer das Schleusen-Tor im Nord-Ostsee-Kanal in Kiel-Holtenau beschädigt worden ist. Am Sonnabend war der Frachter "Wilson Goole" in die Schleuse gekracht. Dabei war das Tor zur Nordkammer schwer beschädigt worden. Bis geklärt ist, wann sie wieder nutzbar ist, steht der Schifffahrt lediglich eine Kammer zur Verfügung. "Wenn die meistbefahrene künstliche Wasserstraße der Welt nur noch ein Schleusentor zur Verfügung hat, ist das nicht nur misslich, sondern eine erhebliche Beeinträchtigung des Schiffsverkehrs", sagte Schleswig-Holsteins Verkehrsminister Bernd Buchholz (FDP) am Sonntag. Voraussichtlich wird es nun an der Schleuse lange Wartezeiten geben.
Es gibt keinen Ersatz für das beschädigte Tor
Das Dilemma ist überhaupt erst groß, weil es keinen weiteren Ersatz gibt. Das letzte verfügbare Ersatz-Tor wurde eingebaut, als im vergangenen Jahr der Frachter "Else" das Original beschädigte. Es muss noch repariert werden. Ein weiteres Tor, das bei einer Havarie vor mehr als drei Jahren mit der "Akacia" beschädigt wurde, sollte ursprünglich im Sommer wieder zur Verfügung stehen. Nach Informationen von NDR Schleswig-Holstein wird es aber frühestens im Spätsommer oder Anfang Herbst so weit sein.
Verkehrsminister Buchholz fordert Ersatz für Ersatz
Buchholz kritisiert, dass im Vorwege entsprechende Vorsorgemaßnahmen trotz Hinweisen nach der letzten Havarie in Berlin belächelt worden seien. "Jetzt sieht man, dass es gut gewesen wäre. [...] Jetzt haben wir den Salat", so Buchholz. Er hofft, dass die Wasser- und Schifffahrtsverwaltung des Bundes den Unfall zum Anlass nimmt, um nun schnellstmöglich ein weiteres Reserve-Schleusentor zu beschaffen.
Havarie offenbare "Missmanagement des Bundesverkehrsministeriums"
Auch Mathias Stein, SPD-Bundestagsabgeordneter für Kiel, Altenholz und Kronshagen und Berichterstatter der SPD-Bundestagsfraktion für Binnenschifffahrt, kritisiert das "Missmanagement des Bundesverkehrsministeriums". Im Oktober vergangenen Jahres habe er die Behörde in einem Fachgespräch vor genau dieser Situation gewarnt und ein zusätzliches Ersatztor gefordert. "Sowohl die politische Spitze als auch die Fachebene des BMVI haben sich hartnäckig dagegen verwehrt und auf das Tor verwiesen, das noch repariert werden muss", so Stein. Die Reparatur ist aber nach fast sieben Monaten noch nicht einmal ausgeschrieben.
Stein weist darauf hin, dass sich derartige Reparaturarbeiten sogar im Schnellverfahren ohne EU-weite Ausschreibung und ohne Teilnahmewettbewerb vergeben ließen - eben weil sie ganz besonders dringlich seien. Außerdem wären seinen Worten nach sowohl das zusätzliche Tor als auch der ausstehende Reparaturauftrag "ein Rettungsanker für die norddeutschen Werften", von denen einige schwer von der Corona-Pandemie betroffen sind.
