Mutmaßliche Wolfsattacke: NABU rät zu besserem Herdenschutz
Nachdem zahlreiche Schafe in Berge im Landkreis Osnabrück mutmaßlich von Wölfen gerissen wurden, prüft das niedersächsische Umweltministerium den Vorfall. Der NABU pocht auf effektiven Herdenschutz.
Es sei hoch verständlich, dass Wolfsrisse Entsetzen und Schock hervorrufen, sagte der Landeschef des Naturschutzbundes (NABU), Holger Buschmann. Damit es gar nicht erst so weit komme, sei der Herdenschutz entscheidend. Schäfer und andere landwirtschaftliche Betriebe mit Weidetierhaltung müssten dabei unbedingt beraten und massiv unterstützt werden, fordert Buschmann. Der Abschuss einzelner Tiere bewirke dagegen überhaupt nichts, was Studien etwa aus Amerika belegten. Um einen Effekt bei den Nutztierrissen zu erzielen, müssten so viele Wölfe geschossen werden, dass sie praktisch wieder ausgerottet seien, so Buschmann.
Schäfer: 70 Tiere durch den Angriff verloren
Am Wochenende haben mutmaßlich Wölfe auf einer Weide zwischen Berge und Herzlake nach Angaben des niedersächsischen Umweltministeriums 16 Schafe getötet. Zähle man die ungeborenen Lämmer mit, seien mindestens 25 Tiere den Rissen zum Opfer gefallen. Darüber hinaus würden noch mindestens sechs Lämmer vermisst. Schäfer Kai Mithöfer spricht davon, dass er mindestens 70 Tiere verloren hat. Weil die Muttertiere kurz vor der Geburt standen, zählen die toten Schafe für ihn doppelt. Zudem seien 18 Lämmer in den Tagen nach dem Wolfsangriff tot geboren worden. Wenn die Ergebnisse der DNA-Analyse vorliegen und es tatsächlich ein Wolf war, dann wäre es der folgenschwerste Vorfall in Niedersachsen.
Ausnahmegenehmigung für Wolfsabschuss?
Das Land prüfe nun die Umstände der Risse, sagte Umweltminister Olaf Lies (SPD). Gegebenenfalls sei eine Ausnahmegenehmigung für den Abschuss von Wölfen möglich und notwendig. "Das Beispiel zeigt einmal mehr, dass uns noch immer das geeignete rechtliche Instrumentarium fehlt", sagte Lies. Die Ampel-Koalition in Berlin habe Regelungen für ein regionales Bestandsmanagement in Aussicht gestellt. "Ich fordere dringend die bundesrechtliche Umsetzung." Andernfalls drohe die Stimmung in den stark betroffenen Regionen vollends zu kippen. Die Risse der Schafe seien eine hohe emotionale Belastung für die betroffenen Weidetierhalter und die Menschen in der Region, was er sehr ernst nehme, sagte Lies.
"Das war unfassbar, was ich da gesehen habe"
Schäfer Mithöfer wird den Anblick vom Wochenende so schnell wohl nicht los: Als er auf die Weide kam, wo die Schafe zur Landschaftspflege eingesetzt werden, fand er zahlreiche Schafskadaver vor, berichtet er. Auch einige schwer verletzte, aber noch lebende Tiere waren darunter. "Das war unfassbar, was ich da gesehen habe, so etwas habe ich noch nicht mitgemacht", sagte er dem NDR in Niedersachsen. Nach Einschätzung des zuständigen Wolfsberaters handelt es sich um einen Wolfsangriff. Dass die Herde von Wölfen angegriffen wurde, hat Mithöfer in der Vergangenheit bereits erlebt. Allerdings seien dabei lediglich ein, zwei Tiere gerissen worden.
Schäfer soll für ungeborene Lämmer entschädigt werden
In der Region hatte es in der Vergangenheit immer wieder Angriffe auf Weidetiere gegeben. Im Februar vergangenen Jahres war ein Wolf in dieser Region erlegt worden. Für Schäfer Mithöfer gibt es indes einen kleinen Trost: Er soll nach Angaben aus dem Ministerium auch für die ungeborenen Lämmer entschädigt werden.