Protest deutscher, niederländischer und russischer Umweltgruppen vor der Brennelementfertigungsanlage. © picture alliance/dpa | Lars Klemmer Foto: Lars Klemmer

Gegen Uran-Lieferung aus Russland: Mahnwache in Lingen

Stand: 12.09.2022 15:36 Uhr

An der Brennelementefabrik in Lingen protestieren Umweltbündnisse gegen Atomgeschäfte mit Russland. Ein Schiff war in den Niederlanden erwartet worden - jetzt habe es allerdings die Route geändert.

Die "Mikhail Dudin" sollte am Sonntagabend im Hafen von Rotterdam einlaufen, habe dann aber als neues Fahrziel Dunkerque in Frankreich angegeben. Das teilte das Aktionsbündnis Münsterland gegen Atomanlagen mit. Die Atomkraftgegner gehen davon aus, dass das Schiff angereichertes Uran an Bord hat, das in die Lingener Fabrik transportiert werden soll. Warum das Schiff seinen Liegeplatz vor dem Rotterdamer Hafen verlassen habe und nach Frankreich gefahren sei, wisse er nicht, sagte Aktionsbündnis-Sprecher Matthias Eickhoff. Es sei aber möglich, dass das Uran auf Umwegen in den kommenden Tagen dennoch Lingen erreichen werde. Die Mahnwache von Bürgerinitiativen aus Deutschland, den Niederlanden und Russland werde deshalb fortgesetzt. Zudem sei in etwa drei Wochen mit einem weiteren Uran-Transport aus St. Petersburg zu rechnen.

Umweltschützer Slivyak fordert Sanktionen gegen Rosatom

Vier Bündnisse protestieren in Lingen gemeinsam: Neben dem Aktionsbündnis Münsterland sind das Bündnis Atomkraftgegner_innen im Emsland (AgiEL), Ecodefense Russland und das Documentation and Research Centre on Nuclear Energy in Amsterdam beteiligt. Am Montag war auch Vladimir Slivyak unter den rund 15 Demonstrierenden, russischer Umweltschützer und Träger des Alternativen Nobelpreises. Er forderte, die Kooperation mit dem russischen Regime zu stoppen und den Konzern Rosatom zu sanktionieren. "Rosatom hat eine aktive Aufgabe im Ukraine-Krieg: die Koordination der russischen Truppen bei der Besetzung von Atomkraftwerken - ganz konkret in Saporischschja", sagte Slivyak laut Mitteilung. "Rosatom muss deshalb sanktioniert werden als fossiler und militärischer russischer Atomkonzern." Slivyak ist Mitbegründer von Ecodefense.

 

Aktivisten fordern Rückkehr des Schiffs nach Russland

Die Umweltorganisationen unterstrichen am Montag ihre Forderung nach einem sofortigen Stopp der Uran-Transporte sowie aller Uran-Geschäfte mit Russland. Sie fordern, dass das russische Schiff nicht entladen, sondern umgehend zurückgeschickt wird. Sowohl das Bundesumweltministerium als auch das Bundesamt für die Sicherheit der nuklearen Entsorgung (BASE) haben neue Uran-Transporte aus Russland bestätigt. Grundlage seien Genehmigungen aus dem Jahr 2021, sagte ein BASE-Sprecher. Zu Einzelheiten machte er mit Verweis auf Sicherheitsgründe keine Angaben.

Brennelemente-Fabrik beliefert Atomkraftwerke

In Lingen werden in der einzigen deutschen Fabrik dieser Art Brennelemente für die nukleare Stromerzeugung in Europa hergestellt. Die Fabrik gehört dem französischen Unternehmen Framatome. Sie beliefert unter anderem Atomkraftwerke in Belgien, Frankreich, der Schweiz, den Niederlanden, Großbritannien, Spanien, Schweden und Finnland. 

Weitere Informationen
Der Eingang der Fabrik für Brennelemente framatome in Lingen. © NDR Foto: Daniel Sprehe

Lingen: Atomgegner fordern Stopp von russischem Uran-Transport

Aktuell ist ein Schiff auf dem Weg nach Rotterdam. Von dort soll das Uran zur Brennelementefabrik ins Emsland kommen. (08.09.2022) mehr

Anna, die Ehefrau eines vor zwei Monaten getöteten Soldaten, und der Vater Oleksandr stellen auf dem Friedhof der Hafenstadt Odessa die ukrainische Nationalflagge am Grab ihres Ehemannes auf. (Foto vom 24. Februar 2024) © Kay Nietfeld/dpa

Zwei Jahre Ukraine-Krieg: Russlands Überfall und die Folgen

Das teilte die ukrainische Atombehörde mit. Das AKW befindet sich seit Wochen unter Beschuss. Mehr zum Krieg und den Folgen. (11.09.2022) mehr

Dieses Thema im Programm:

NDR 1 Niedersachsen | Regional Osnabrück | 12.09.2022 | 08:30 Uhr

Schlagwörter zu diesem Artikel

Atomkraft

Energie

Mehr Nachrichten aus der Region

Beschädigter Scheinwerfer eines Autos. © Fotolia.com Foto: ureshot

Überholmanöver scheitert: Vier Verletzte bei Unfall in Lingen

Laut Polizei wurden bei dem Unfall drei Fahrzeuge ineinander geschoben. Der mutmaßliche Unfallverursacher fuhr weiter. mehr

Mehr Nachrichten aus Niedersachsen