Das Bild zeigt eine Bankfiliale in Melle. Dort wurde ein Geldautomat gesprengt. © Nord-West-Media TV

Ermittler nehmen 13 mutmaßliche Geldautomaten-Sprenger fest

Stand: 29.06.2022 20:42 Uhr

Wieder ist der Polizei ein Schlag gegen mutmaßliche Geldautomaten-Sprenger gelungen - 13 Männer wurden festgenommen. Niedersachsens Justizministerin Havliza bezeichnete die Taten als "Wahnsinn".

Rund 100 Polizeibeamte durchsuchten Geschäfts- und Wohnhäuser sowie Fahrzeugverleihfirmen in Deutschland, den Niederlanden und Belgien. Die 13 festgenommenen Männer stammen aus den Niederlanden und sollen zwölf Geldautomatensprengungen in Deutschland verübt haben, zwei davon in Niedersachsen. Der Sach- und Beuteschaden beläuft sich laut der federführend ermittelnden Polizei und Staatsanwaltschaft Osnabrück auf mehr als vier Millionen Euro. "Man muss es so deutlich sagen: Diese Art der Kriminalität grenzt an Wahnsinn", sagte Niedersachsens Justizministerin Barbara Havliza (CDU). Man müsse mittlerweile davon ausgehen, "dass diese Kriminellen in ihrer Gier gar nicht mehr so genau wissen, mit welchen gefährlichen Sprengstoffen sie da hantieren - und wie viele Leben sie damit jedes Mal gefährden". Es grenze an ein Wunder, dass es bislang noch keine Toten gab, so Havliza.

Taten werden immer gefährlicher

Unter den mutmaßlichen Tätern sind auch zwei der drei Männer, die nach einer Geldautomatensprengung in Melle im Landkreis Osnabrück von der Polizei zwar gestoppt werden konnten, jedoch zu Fuß flüchteten. Wie bei den anderen Taten wurde auch in Melle Festsprengstoff verwendet - ein Trend, den das Bundeskriminalamt für das gesamte Bundesgebiet bestätigt. Ebenso, dass die Taten immer gefährlicher werden, für Passanten, Anwohner und Einsatzkräfte. Teilweise flüchten die Täter in PS-starken Autos mit Geschwindigkeiten von mehr als 250 Kilometern in der Stunde Richtung Autobahn - wie auch in Melle.

Polizei stellt auch Kennzeichen und Täterkleidung sicher

Bei den Durchsuchungen der Immobilien fanden die Beamten mehr als 80 Mobiltelefone, mehrere Computer und Tablets sowie zahlreiche elektronische Datenträger. Außerdem gestohlene Kennzeichen, Kennzeichen-Duplikate und mutmaßliche Täterkleidung.

Mutmaßliche Täter stammen aus den Niederlanden

Während der monatelangen Ermittlungen legten die Beamten einen besonderen Fokus auf Mietwagenfirmen, die die Tatfahrzeuge an die Sprenger vermieteten. Hierbei handelt es sich oft um kleine Unternehmen, die sich auf hochmotorisierte Fahrzeuge spezialisiert haben. Michael Maßmann, Präsident der Polizeidirektion Osnabrück, sieht in der vertrauensvollen Zusammenarbeit mit den europäischen und nationalen Partnern den Schlüssel zum Erfolg bei diesem Schlag gegen kriminelle Strukturen. Dies sei auch künftig der richtige Ansatz.

Niederländer beim Schutz von Geldautomaten Vorbild

So sehen es auch Justizministerin Havliza und Niedersachsens Innenminister Boris Pistorius (SPD). Wenn es um den Schutz von Geldautomaten geht, seien die Niederländer Vorbild, sagte Havliza. Über bessere Präventionsmaßnahmen hatte sich Pistorius Mitte Juni mit den niedersächsischen Banken beraten. Dabei hätten die Banken zumindest angekündigt, mit den Behörden enger zusammenarbeiten zu wollen, hieß es dazu aus dem Innenministerium. Recherchen des NDR in Niedersachsen hatten zuletzt im Februar gezeigt, dass die niedersächsischen Banken nicht vorhaben, Geldautomaten besser zu sichern. Die Banken sehen sich schon gut aufgestellt und wollen nicht noch mehr Geld investieren. Nach Angaben des Innenministeriums wurden in Niedersachsen in diesem Jahr bisher 38 Geldautomaten gesprengt.

Dieses Thema im Programm:

NDR Info | 29.06.2022 | 14:00 Uhr

Mehr Nachrichten aus der Region

Eine Luftaufnahme zeigt die Meyer-Werft in Papenburg. © picture alliance/dpa Foto: Tobias Bruns

Meyer Werft will keine Bürgschaft vom Land Niedersachsen

Kreditschulden in Höhe von 550 Millionen Euro will die Werft aus eigener Kraft stemmen. Immerhin: Die Auftragsbücher sind voll. mehr

Mehr Nachrichten aus Niedersachsen