Bischof Bode bittet um Vergebung - Laien fordern Rücktritt

Stand: 22.09.2022 20:55 Uhr

Eine Studie zu Missbrauch im Bistum Osnabrück belastet Bischof Bode persönlich. Eine katholische Laieninitiative fordert nun dessen Rücktritt.

Auf einer Pressekonferenz hat Franz-Josef Bode am Donnerstag Stellung bezogen und persönliche Verantwortung eingeräumt. Der Zwischenbericht der Studie von der Universität Osnabrück zeige "erhebliche Defizite und schwerwiegende Fehler" auf, "die zum großen Teil in meiner Amtszeit gemacht worden sind. Dafür trage ich die Verantwortung. Ich selbst habe in einigen Fällen fahrlässig gehandelt", sagte der katholische Geistliche. "Es geschah niemals in der Absicht, vorsätzlich zu vertuschen und das Recht zu beugen. Ich bitte alle, denen aufgrund meiner Fehler und Versäumnisse noch größeres Leid geschehen ist, als sie bereits zuvor erlebt haben, um Vergebung." Die katholische Laieninitiative "neuer Anfang" forderte unterdessen Bodes Rücktritt.

AUDIO: Betroffener Ciolek: "Da schlagen zwei Herzen in meiner Brust" (3 Min)

Bischof will im Amt bleiben

Er habe mit engen Mitarbeitenden über die Frage beraten, ob er nach den Ergebnissen der Studie noch im Amt bleiben könne oder dem Papst seinen Rücktritt anbieten solle. "Meine Glaubwürdigkeit ist schwer beschädigt", sagte Bode. Er wolle dennoch weitermachen. "Ich habe mich entschieden, in meiner verbleibenden Amtszeit mit aller Kraft den Aufgaben und Pflichten nachzugehen, die schon der Zwischenbericht aufzeigt und mich auch den Ergebnissen des Abschlussberichts in zwei Jahren zu stellen." Ein Rücktritt und die damit verbundene Vakanz würde den Prozess der Aufarbeitung verzögern, so Bode.

Weitere Informationen
Bischof Franz-Josef Bode liegt im Dom von Osnabrück vor dem Altar auf dem Boden. © picture alliance / dpa | Friso Gentsch Foto: Friso Gentsch

Missbrauchsstudie im Bistum Osnabrück – Vertrauen am Boden

Der Bischof gesteht zwar Fehler ein, hält sich aber praktisch für unabkömmlich, kommentiert Florian Breitmeier. mehr

Weiterer Externer soll Abläufe bei Missbrauchsfällen überwachen

Zur Verbesserung der Aufklärung von Missbrauchs-Verdachtsfällen im Bistum Osnabrück sollen daran künftig mehr externe Personen mitwirken. Es sei eine Stelle für eine unabhängige Beauftragte oder einen Beauftragten ausgeschrieben, der oder die die Monitoring-Gruppe verstärken soll. Aufgabe dieser Person ist es den Angaben zufolge, den ordnungsgemäßen Ablauf "in jedem einzelnen Verdachts- oder Missbrauchsfall, der uns bekannt wird", zu gewährleisten, so Bode. "Weisungsberechtigt ist die Monitoring-Gruppe - nicht der Bischof, der Generalvikar oder eine andere Person aus der Bistumsleitung." Zudem will der Bischof die Personalverantwortung für Priester nicht länger nur in priesterliche Hände legen. Stattdessen soll das Personalreferat eine Doppelspitze aus einem Priester und einem Laien erhalten.

Videos
Bischof Bode spricht in einer Pressekonferenz. © NDR
37 Min

Missbrauchsfälle im Bistum Osnabrück: Die PK in voller Länge (22.09.2022)

Der Osnabrücker Bischof Bode äußert sich in einer Pressekonferenz zu den Vorwürfen in seinem Bistum. 37 Min

Bode will Fonds für Therapiekosten an Ombudsstelle abgeben

Zudem werde zeitnah eine Ombudsstelle für Betroffene eingerichtet. Diese habe darauf zu achten, dass das Bistum die von der Studie gestellten Verpflichtungen gegenüber Betroffenen einhalte. Die oder der externe Beauftragte solle juristische, therapeutische, beratende und geistliche Hilfe vermitteln. Die Ombudsstelle erhalte "die Verfügungsgewalt über den Fonds zur Finanzierung von Therapiekosten, die derzeit noch in der Bistumsverwaltung liegt. Der Zugang zum Fonds wird unbürokratisch und individuell geregelt", so Bode.

Videos
Bischof Franz-Josef Bode bei einer Entschuldigungs-Geste © Screenshot
6 Min

Missbrauchsstudie: Hat Bischof Bode genug getan? (20.09.2022)

Ein Zwischenbericht sieht Versäumnisse bei ihm, seinen Amtsvorgängern und weiteren Verantwortlichen des Bistums Osnabrück. 6 Min

Studie wirft Bode Pflichtverletzungen vor

Die Universität Osnabrück hatte erste Ergebnisse einer Studie zum Umgang des Bistums mit Missbrauch in der Kirche veröffentlicht. Der am Dienstag vorgestellte Zwischenbericht der Wissenschaftler belastet Bode: Er habe sich zumindest in den ersten Jahren seiner Amtszeit nicht ausreichend um Opfer gekümmert und Täter im Amt gelassen oder lediglich in andere Gemeinden versetzt, so die Studie. Bode hatte noch am gleichen Tag eine persönliche Verantwortung eingeräumt.

Studie: Bistum hat gefährliche Priester im Amt gelassen

Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler werfen Bode sowie seinen Vorgängern Helmut Hermann Wittler (1957 bis 1987) und Ludwig Averkamp (1987 bis 1994) vor, nach Taten des sexuellen Missbrauchs mehrfach nicht entschieden genug gehandelt zu haben. In der Studie wurden Taten von 15 beschuldigten Priestern und einem Diakon untersucht. Die verantwortlichen Bischöfe, auch Bode, hätten gefährliche Priester im Amt gelassen oder in eine andere Gemeinde versetzt, hatte der Rechtswissenschaftler Hans Schulte-Nölke bei der Vorstellung des Berichts gesagt. Das Bistum, das Bode seit 1995 leitet, habe dadurch Kinder und Jugendliche in Gefahr gebracht, weiteren sexuellen Übergriffen ausgesetzt zu werden. "Die Bischöfe trifft bei der Entscheidung über den weiteren Einsatz Beschuldigter eine individuelle Verantwortung", so Schulte-Nölke. Zudem seien die von den Straftaten Betroffenen bürokratisch und abweisend behandelt worden.

Weitere Informationen
Der katholische Bischof Franz-Josef Bode lächelt in die Kamera. © picture alliance/dpa/Friso Gentsch Foto: Friso Gentsch

Missbrauchsstudie: Bischof Bode zeigt sich selbstkritisch

Der Zwischenbericht der Uni Osnabrück wirft den Bischöfen Pflichtverletzungen vor. Bischof Bode hat sich am Nachmittag geäußert. (21.09.2022) mehr

Papst Franziskus I. bei der wöchentlichen Generalaudienz auf dem Petersplatz. © picture alliance / Pressefoto Ulmer Foto: Pressefoto Ulmer

Wegen Missbrauchs: Papst entlässt Pfarrer aus Klerikerstand

Der heute 88-Jährige soll über Jahrzehnte Kinder sexuell missbraucht haben. Er verliert nun alle Pensionsansprüche. (31.05.2022) mehr

Franz-Josef Bode, Bischof des Bistums Osnabrück, gibt ein Interview. © dpa-Bildfunk Foto: Friso Gentsch

Missbrauch: Bode räumt erneut "ernste Fehler" ein

Der Osnabrücker Bischof Bode hat im Weihnachtsgottesdienst die Missbrauchsfälle in seinem Bistum angesprochen. Er bat auch um Entschuldigung für eigene Fehler im Umgang mit den Vorwürfen. (31.05.2022) mehr

Dieses Thema im Programm:

Hallo Niedersachsen | 22.09.2022 | 19:30 Uhr

Mehr Nachrichten aus der Region

Die Spieler des SV Meppen nach dem Sieg im Niedersachsenpokal. © Imago Foto: Werner Scholz

Niedersachsenpokal: SV Meppen durch Sieg gegen Lohne im DFB-Pokal

Die Emsländer haben am Donnerstagabend das Endspiel um den Niedersachsenpokal für die Dritt- und Viertligisten mit 2:0 gewonnen. mehr

Mehr Nachrichten aus Niedersachsen