Bischof Bode bittet um Vergebung - Laien fordern Rücktritt
Eine Studie zu Missbrauch im Bistum Osnabrück belastet Bischof Bode persönlich. Eine katholische Laieninitiative fordert nun dessen Rücktritt.
Auf einer Pressekonferenz hat Franz-Josef Bode am Donnerstag Stellung bezogen und persönliche Verantwortung eingeräumt. Der Zwischenbericht der Studie von der Universität Osnabrück zeige "erhebliche Defizite und schwerwiegende Fehler" auf, "die zum großen Teil in meiner Amtszeit gemacht worden sind. Dafür trage ich die Verantwortung. Ich selbst habe in einigen Fällen fahrlässig gehandelt", sagte der katholische Geistliche. "Es geschah niemals in der Absicht, vorsätzlich zu vertuschen und das Recht zu beugen. Ich bitte alle, denen aufgrund meiner Fehler und Versäumnisse noch größeres Leid geschehen ist, als sie bereits zuvor erlebt haben, um Vergebung." Die katholische Laieninitiative "neuer Anfang" forderte unterdessen Bodes Rücktritt.
Bischof will im Amt bleiben
Er habe mit engen Mitarbeitenden über die Frage beraten, ob er nach den Ergebnissen der Studie noch im Amt bleiben könne oder dem Papst seinen Rücktritt anbieten solle. "Meine Glaubwürdigkeit ist schwer beschädigt", sagte Bode. Er wolle dennoch weitermachen. "Ich habe mich entschieden, in meiner verbleibenden Amtszeit mit aller Kraft den Aufgaben und Pflichten nachzugehen, die schon der Zwischenbericht aufzeigt und mich auch den Ergebnissen des Abschlussberichts in zwei Jahren zu stellen." Ein Rücktritt und die damit verbundene Vakanz würde den Prozess der Aufarbeitung verzögern, so Bode.
Weiterer Externer soll Abläufe bei Missbrauchsfällen überwachen
Zur Verbesserung der Aufklärung von Missbrauchs-Verdachtsfällen im Bistum Osnabrück sollen daran künftig mehr externe Personen mitwirken. Es sei eine Stelle für eine unabhängige Beauftragte oder einen Beauftragten ausgeschrieben, der oder die die Monitoring-Gruppe verstärken soll. Aufgabe dieser Person ist es den Angaben zufolge, den ordnungsgemäßen Ablauf "in jedem einzelnen Verdachts- oder Missbrauchsfall, der uns bekannt wird", zu gewährleisten, so Bode. "Weisungsberechtigt ist die Monitoring-Gruppe - nicht der Bischof, der Generalvikar oder eine andere Person aus der Bistumsleitung." Zudem will der Bischof die Personalverantwortung für Priester nicht länger nur in priesterliche Hände legen. Stattdessen soll das Personalreferat eine Doppelspitze aus einem Priester und einem Laien erhalten.
Bode will Fonds für Therapiekosten an Ombudsstelle abgeben
Zudem werde zeitnah eine Ombudsstelle für Betroffene eingerichtet. Diese habe darauf zu achten, dass das Bistum die von der Studie gestellten Verpflichtungen gegenüber Betroffenen einhalte. Die oder der externe Beauftragte solle juristische, therapeutische, beratende und geistliche Hilfe vermitteln. Die Ombudsstelle erhalte "die Verfügungsgewalt über den Fonds zur Finanzierung von Therapiekosten, die derzeit noch in der Bistumsverwaltung liegt. Der Zugang zum Fonds wird unbürokratisch und individuell geregelt", so Bode.
Studie wirft Bode Pflichtverletzungen vor
Die Universität Osnabrück hatte erste Ergebnisse einer Studie zum Umgang des Bistums mit Missbrauch in der Kirche veröffentlicht. Der am Dienstag vorgestellte Zwischenbericht der Wissenschaftler belastet Bode: Er habe sich zumindest in den ersten Jahren seiner Amtszeit nicht ausreichend um Opfer gekümmert und Täter im Amt gelassen oder lediglich in andere Gemeinden versetzt, so die Studie. Bode hatte noch am gleichen Tag eine persönliche Verantwortung eingeräumt.
Studie: Bistum hat gefährliche Priester im Amt gelassen
Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler werfen Bode sowie seinen Vorgängern Helmut Hermann Wittler (1957 bis 1987) und Ludwig Averkamp (1987 bis 1994) vor, nach Taten des sexuellen Missbrauchs mehrfach nicht entschieden genug gehandelt zu haben. In der Studie wurden Taten von 15 beschuldigten Priestern und einem Diakon untersucht. Die verantwortlichen Bischöfe, auch Bode, hätten gefährliche Priester im Amt gelassen oder in eine andere Gemeinde versetzt, hatte der Rechtswissenschaftler Hans Schulte-Nölke bei der Vorstellung des Berichts gesagt. Das Bistum, das Bode seit 1995 leitet, habe dadurch Kinder und Jugendliche in Gefahr gebracht, weiteren sexuellen Übergriffen ausgesetzt zu werden. "Die Bischöfe trifft bei der Entscheidung über den weiteren Einsatz Beschuldigter eine individuelle Verantwortung", so Schulte-Nölke. Zudem seien die von den Straftaten Betroffenen bürokratisch und abweisend behandelt worden.
