Wucher: Landkreis Aurich übernimmt Mieten für Geflüchtete nicht
Rund 2.600 Euro Miete für eine Wohnung, in der sich neun Personen ein Bad teilen: Ein Bauunternehmer aus Norden (Landkreis Aurich) verlangt fragwürdige Mieten für die Unterbringung Geflüchteter.
"Krisengewinnler und Mietwucher", so nennt der niedersächsische Flüchtlingsrat das Gebaren des Geschäftsmanns. Nach Angaben der Südbrookmerländer Flüchtlingshilfe sind vier ukrainische Frauen und ihre fünf Kinder gezielt von der polnischen Grenze nach Norden gebracht und in maroden Wohnungen einquartiert worden. Nach Informationen des NDR Magazins Panorama 3 sollen die Geflüchteten aus der Ukraine dazu gedrängt worden sein, überteuerte Mietverträge zu unterschreiben.
Landkreis übernimmt drei von vier Mieten nicht
Am Freitag wurde bekannt, dass der Landkreis Aurich die Miete zumindest für drei der vier Familien nicht übernimmt. Sie sei viel zu hoch, heißt es von den Behörden. Statt der verlangten 2.600 Euro für eine Wohnung seien nur etwas mehr als 800 Euro ortsüblich. Insgesamt habe der dem Landkreis bekannte Bauunternehmer 66 ukrainische Menschen in verschiedenen Wohnungen aufgenommen. Jeder einzelne Mietvertrag werde nun genau geprüft.
Sozialämter zahlen Miete für Geflüchtete
Die Miete für geflüchtete Menschen aus der Ukraine wird in der Regel über das örtliche Sozialamt mit der staatlichen Unterstützung für die Geflüchteten verrechnet und gezahlt. So versprach es der Vermieter aus Norden offenbar auch den Ukrainerinnen, denen er für einzelne Zimmer in der gemeinsamen Wohnung jeweils einen Mietvertrag vorlegte. Für ein Gespräch mit dem NDR stand er nicht zu Verfügung.
Was wird aus den Ukrainerinnen?
Die betroffenen Familien seien total verunsichert, sagte ein Sprecher der Flüchtlingshilfe dem NDR in Niedersachsen. Die Miete aus eigener Tasche zu zahlen, sei ausgeschlossen, weil die Frauen und Kinder im Moment monatlich von 100 Euro pro Person leben würden. In einem Dilemma ist auch der Landkreis Aurich. Das Land hat die Aufnahmequote für den Landkreis verfünffacht. Bislang musste Aurich 566 Geflüchtete aufnehmen, jetzt sind es fast 3.200, von denen knapp 900 bereits eingetroffen sind. Man arbeite mit Hochdruck daran, die alte Blücher-Kaserne in Aurich zur Unterkunft auszubauen, hieß es.
Bund der Steuerzahler appelliert an Kommunen
Der Bund der Steuerzahler hat nun die Kommunen aufgefordert, Wohnungen für Geflüchtete genauer zu kontrollieren und nicht jeden Mietpreis zu zahlen. Sie dürften nicht davor zurückschrecken, Mietwucher anzuzeigen, sagte der Chef des Steuerzahlerbundes in Niedersachsen, Bernhard Zentgraf.
