Oldenburg: Patientenmörder Högel sagt als Zeuge aus
Das Oldenburger Landgericht hat den verurteilten Patientenmörder Niels Högel erneut als Zeugen vernommen. Am Donnerstag wurde Högel über Medikamente befragt, mit denen er Patienten getötet haben soll.
Das Gericht befragte den 45-Jährigen zu Morden an Patientinnen und Patienten, für die er bereits verurteilt wurde. Damaligen Vorgesetzten des ehemaligen Krankenpflegers wird Beihilfe zum Totschlag beziehungsweise versuchter Totschlag jeweils durch Unterlassen vorgeworfen. Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass die Morde Högels in den Kliniken Oldenburg und Delmenhorst mit an "Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit" hätten verhindert werden können.
Högel über Revision: "Ich wollte das nicht"
Eine der Verteidigerinnen befragte Högel am Donnerstag über 50 Minuten lang zum Thema Kalium und Kaliumchlorid. Dieses Mittel hatte Högel ebenfalls genutzt, um Patienten zu töten. Allerdings stritt er dies zeitweise auch kategorisch ab. Högel konnte sich am Donnerstag im Gericht an viele Einzelheiten der teils über 20 Jahre zurückliegenden Verbrechen nicht mehr erinnern. Der Verteidigung könnte es laut einem Prozessbeobachter darum gehen, die Glaubwürdigkeit Högels zu zerstören, um ihrerseits die Angeklagten zu entlasten. Högel teilte am Donnerstag auch mit, dass er zwar gegen das seit September 2020 rechtskräftige Urteil von 2019 Revision einlegte. "Aber das war nicht meine Idee. Ich wollte das nicht", sagte Högel - ohne allerdings konkret zu sagen, auf wessen Initiative der Revisionsantrag zurückging.
Mehr als 40 Verhandlungstage sind angesetzt
Angeklagt sind drei Ärzte, drei leitende Pflegerinnen und Pfleger und ein ehemaliger Geschäftsführer der Kliniken Oldenburg und Delmenhorst. Högel war 2019 wegen 85-fachen Mordes zu lebenslanger Haft verurteilt worden. Er verbüßt seine Strafe in der Justizvollzugsanstalt Oldenburg. Der Prozess findet in den Weser-Ems-Hallen statt und hat am 17. Februar begonnen. Insgesamt sind 42 Verhandlungstage angesetzt.
