Nach Todesfall: Kreis Cuxhaven impft nur noch gesunde Schüler
Nach dem Tod eines Zwölfjährigen nach seiner zweiten Corona-Impfdosis steht das endgültige Obduktionsergebnis weiter aus. Der Landkreis Cuxhaven zieht unterdessen erste Konsequenzen.
In den Schulen im Kreisgebiet sollen ab sofort nur noch Kinder ohne bekannte Vorerkrankungen geimpft werden. Alle anderen Kinder sollten zur Impfung zu ihrem Hausarzt gehen, da dieser mögliche Vorerkrankungen besser kenne, heißt es. Im Landkreis Cuxhaven sind drei mobile Impfteams im Auftrag der Kreisverwaltung im Einsatz. Zufällig hatten alle drei am Donnerstag keinen Impftermin in einer Schule. Lediglich ein Schultermin in einer Otterndorfer Schule stand an. Dort verschob der Betriebsarzt, der die Schülerinnen und Schüler impfen sollte, den Termin zunächst, um das endgültige Obduktionsergebnis abzuwarten.
Warten auf das Obduktionsergebnis
Die Obduktion am Rechtsmedizinischen Institut des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf (UKE) sei abgeschlossen, sagte eine Sprecherin der Kreisverwaltung dem NDR in Niedersachsen. In einem zweiten Schritt würden die Proben jedoch noch untersucht. "Wir gehen davon aus, dass das Abstimmungsbedürfnis wegen der Brisanz größer ist als normal", betonte die Sprecherin. Der Verlauf der Obduktion an sich sei aber nicht ungewöhnlich.
Welche Rolle spielte die Vorerkrankung?
Der gestorbene Junge litt nach Angaben des Paul-Ehrlich-Instituts (PEI) offenbar schon länger an einer schweren Herz- und Gefäßkrankheit. Das PEI ist das Bundesinstitut für Impfstoffe und biomedizinische Arzneimittel. Man stehe in Kontakt mit dem Landkreis und warte jetzt auf das endgültige Obduktionsergebnis, sagte eine Sprecherin. Dieses soll klären, ob und inwieweit die Vorerkrankung ursächlich für den Tod war. Das Kind war kurz nach der Zweitimpfung mit dem Impfstoff von Biontech/Pfizer gestorben. Wegen des engen zeitlichen Zusammenhangs hatte das Gesundheitsamt des Landkreises eine Untersuchung angeordnet. Die Staatsanwaltschaft Stade sieht nach Informationen des NDR in Niedersachsen derzeit keinen Anlass, in dem Fall zu ermitteln.
Rechtsmediziner: Andere Todesursache kann nicht ausgeschlossen werden
Die Experten des Rechtsmedizinischen Instituts am UKE hielten es laut vorläufigem Obduktionsprotokoll für wahrscheinlich, dass der Tod auf die Impfung zurückzuführen sei, hieß es. "Wir sehen uns hier mit einem besonders tragischen Fall konfrontiert", sagte der Leiter des Gesundheitsamts im Landkreis Cuxhaven, Kai Dehne, nach Bekanntwerden des Todesfalls. "Rein statistisch treten gravierende Impf-Nebenwirkungen mit Todesfolge extrem selten auf, aber die betroffene Familie trifft das mit aller Unbarmherzigkeit zu 100 Prozent." Dehne sprach den Angehörigen sein tiefes Mitgefühl aus. Weil laut dem Landkreis Cuxhaven in den sozialen Medien Gerüchte aufgekommen waren, hatte der Landkreis den Fall öffentlich gemacht.
Fünf Verdachtsfälle bis Ende September
Das PEI verzeichnete nach eigenen Angaben bis Ende September insgesamt fünf solcher Verdachtsfälle, die sich auf Todesfälle von Kindern und Jugendlichen im Abstand von zwei bis 24 Tagen nach einer Impfung mit dem Produkt von Biontech/Pfizer beziehen. Bei mindestens drei der Jugendlichen bestanden schwere Vorerkrankungen, so das PEI. Kinderärztin Tanja Brunnert, Sprecherin des Bundesverbandes der Kinder- und Jugendärzte, sagte, bei früheren allergischen Reaktionen auf Impfstoffe sollte man vorsichtig sein - ansonsten gebe es keine Krankheit, wegen der man nicht impfen dürfe. Gerade chronisch Kranke hätten ein höheres Risiko, am Coronavirus zu erkranken.
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