Mehrere Frauen und Männer stehen vor einem Gebäude und halten einen Vertrag. © NDR Foto: Friederike Blömer

Kampf gegen Clans: Neues Bündnis im Oldenburger Münsterland

Stand: 14.05.2025 16:52 Uhr

Mehrere Behörden aus dem Oldenburger Münsterland haben sich zusammengeschlossen, um gegen sogenannte Clankriminalität vorzugehen. Am Mittwoch gingen sie eine Sicherheitspartnerschaft ein.

Initiatoren des Projektes sind die Polizeiinspektion Cloppenburg/Vechta und die Staatsanwaltschaft Osnabrück. Sie haben angestoßen, sich mit den Behörden aus der Region zu vernetzen, damit Auffälligkeiten schnell weitergegeben werden können. Mit dabei ist das Hauptzollamt Osnabrück und das Finanzamt für Fahndung und Strafsachen Oldenburg. Außerdem haben sich die beiden Landkreise Cloppenburg und Vechta sowie die Kreisstädte angeschlossen. Und auch die Jobcenter, die Bundesagentur für Arbeit und das staatliche Gewerbeaufsichtsamt Oldenburg sind mit an Bord. Es gehe vor allem darum, dass sich die Behörden in einem sicheren Rahmen austauschen können, so der Osnabrücker Oberstaatsanwalt Bernard Südbeck.

Umweltdelikt in Osnabrück gibt Anstoß für Pläne

Es seien häufig kleine Delikte, die dazu führten, dass Clanstrukturen aufgedeckt wurden, erklärte Südbeck am Mittwoch. In Osnabrück wurde beispielsweise einmal Sperrmüll in einem Wald entdeckt. Die Ermittlungen führten zu einer Reihe verschiedenster Straftaten. Schließlich kamen die Täter bis zu neun Jahre in Haft, so der Oberstaatsanwalt. Wem in den unterschiedlichen Behörden etwas auffällig erscheine, solle nun jederzeit mit anderen Netzwerkpartnern das Gespräch suchen können, sagt Südbeck. Dabei sei es egal, ob es sich um einen Mitarbeiter beim Jobcenter oder eine Steuerfahnderin handle. Es gehe nicht nur darum, Clanstrukturen aufzudecken, sondern auch das Sicherheitsgefühl bei den Bürgerinnen und Bürgern soll gestärkt werden.

Clankriminalität - ein umstrittener Begriff

Immer wieder berichtet die Polizei von Ermittlungen gegen sogenannte Clankriminalität. Nach der Definition des niedersächsischen Innenministeriums ist ein Clan eine durch verwandtschaftliche Beziehungen und eine gemeinsame ethnische Herkunft verbundene kriminelle Gruppe. Genau diese Definition ruft aber vielfach Kritik hervor. Thomas Müller etwa hat bei der Polizei Bremen im Bereich gegen Organisierte Kriminalität ermittelt und parallel Kriminologie studiert. Er bemängelt, dass die Polizei mit dem Begriff Clankriminalität eine Schablone für Menschen anlege, die sehr unterschiedlich sind. Sie würden als Einheit definiert, weil man sie einer Familienstruktur zuordnet und weil sie einen gewissen Nachnamen haben. "Man muss sich das mal vorstellen: Wenn man alle Müllers als potenziell kriminell ansieht und sie ständig überprüft, dann macht das etwas mit dem Bild, das Polizei und Gesellschaft von allen haben, die Müller heißen." Kritiker schlagen vor, stattdessen die Begriffe "organisierte Kriminalität" oder "kriminelle Bande" zu nutzen.

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Dieses Thema im Programm:

NDR 1 Niedersachsen | Regional Oldenburg | 14.05.2025 | 15:00 Uhr

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