Fall Niels Högel: Kollegen und Chefs erwartet wohl Freispruch
In dem Prozess gegen sieben damalige Kollegen und Vorgesetzte des Patientenmörders Niels Högel können die Angeklagten auf einen Freispruch hoffen. Das kündigte der Richter am Landgericht Oldenburg an.
Für die drei Angeklagten aus dem Krankenhaus Delmenhorst könne kein vorsätzliches Handeln mit einer für eine Verurteilung ausreichenden Gewissheit festgestellt werden, sagte der Vorsitzende Richter Sebastian Bührmann am Dienstag. Bereits im Juli hatte er nach der Beweisaufnahme erklärt, dass sich für die vier anderen Beschuldigten aus dem Klinikum Oldenburg eine Verurteilung nicht ausreichend belegen lasse. Die Staatsanwaltschaft wirft ihnen Beihilfe zum Totschlag beziehungsweise zum versuchten Totschlag durch Unterlassen vor. Sie hätten Högel trotz Hinweisen nicht aufgehalten, sodass er immer weiter Patientinnen und Patienten habe töten können.
Urteil soll Ende Oktober gesprochen werden
Die sieben Angeklagten sind unter anderem Ärzte, ein ehemaliger Geschäftsführer und Verantwortliche aus der Pflege der beiden Kliniken. Die Schwurgerichtskammer hat zwar festgestellt, dass es in Teilen der Belegschaft großes Misstrauen gegenüber Högel gab und dass sich diese im Verlauf der Zusammenarbeit steigerte. Dennoch seien das Misstrauen und auch eine Strichliste mit den Todesfällen während Högels Dienstzeit nicht Beweise genug, um die Angeklagten zu verurteilen, wie ein Gerichtssprecher erklärte. Die Plädoyers hat das Landgericht für den 12. und 13. Oktober angesetzt, das Urteil soll nach bisherigem Stand am 25. Oktober bekannt gegeben werden.
Högel vergiftete Patienten, um Ruhm für Reanimation zu ernten
Anlass des Verfahrens sind die Verbrechen des ehemaligen Krankenpflegers Niels Högel, der 2019 wegen 85 Morden zu lebenslanger Haft verurteilt wurde. Er spritzte Patientinnen und Patienten todbringende Medikamente, um bei ihrer Reanimation als Lebensretter glänzen zu können.
