Eine Luftaufnahme zeigt die Insel Borkum. © picture alliance/dpa/Sina Schuldt Foto: Sina Schuldt

Erdgasförderung in der Nordsee könnte doch möglich werden

Stand: 04.03.2022 11:36 Uhr

Das niederländische Unternehmen ONE Dyas will in der Nordsee bei Borkum im deutsch-niederländischen Grenzgebiet Erdgas fördern. Das ursprüngliche Nein der Politik zu den Plänen wackelt offenbar.

von Katharina Seiler

Mit einem Landtagsbeschluss wollte das Land Niedersachsen aus Naturschutzgründen die Gasförderung im Wattenmeer verhindern. Doch das könnte sich jetzt nach der Invasion russischer Truppen in die Ukraine ändern. "Vor dem Hintergrund der neuen geopolitischen Realitäten müssen wir das Thema neu bewerten", sagte der niedersächsische Wirtschaftsminister Bernd Althusmann (CDU). Um die Abhängigkeit vom russischen Gas zu verringern, müssten alle energiepolitischen Optionen auf den Tisch, so Althusmann auf Anfrage von NDR Niedersachsen.

Energieminister will sich mit Fraktionen abstimmen

Auch Umwelt- und Energieminister Olaf Lies (SPD) will jetzt mit den Energiepolitikern aller Fraktionen über die neue Lage reden. Denn schließlich, so Lies, hatte der Landtag im vergangenen Jahr beschlossen, dass die Gasförderung in der Nordsee nicht erlaubt werden solle. Doch nun müsse es das Ziel sein, so schnell wie möglich unabhängig von russischen Energieimporten zu werden. Das sagt auch Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne).

Förderung könnte in zwei bis drei Jahren beginnen

Eine Möglichkeit wäre dabei, mehr Gas aus den Niederlanden zu beziehen. Aus dem Erdgasfeld im deutsch-niederländischen Grenzgebiet in der Nordsee bei Borkum könnte nach Schätzungen des Bundesverbandes Erdgas, Erdöl und Geoenergie in Hannover jährlich rund eine Milliarde Kubikmeter Gas gefördert werden. Das könne die Importabhängigkeit von Russland verringern, so eine Verbandssprecherin. Die Gasvorkommen in Deutschland dagegen seien so gut wie erschöpft,. Nach Einschätzungen von Experten könnte im Falle einer baldigen Bewilligung in zwei bis drei Jahren Gas in der Nordsee gefördert werden.

Erdgasfeld liegt teils in Deutschland

Teile des betreffenden Erdgasfeldes, das von der geplanten Plattform im niederländischen Küstenmeer gefördert werden soll, befinden sich auf deutschem Hoheitsgebiet. Das gilt auch für weitere umliegende möglicherweise förderbare Erdgasfelder. Weil durch die Förderung des Erdgases daher auch Auswirkungen auf Deutschland entstehen würden, wird das Land in das Planungsverfahren der Niederländer mit einbezogen. Noch hat das Niedersächsische Landesamt für Bergbau, Energie und Geologie (LBEG) nicht über die Genehmigung entschieden. 

Weitere Informationen
Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) © dpa Foto: Ole Spata

Weil will Abhängigkeit von russischer Energie verringern

Der Ministerpräsident fordert, erneuerbare Energien schnell auszubauen. Mehrere Maßnahmen seien inzwischen angeschoben. (03.03.2022) mehr

Olaf Lies (SPD) spricht in einem Interview. © NonstopNews

Lies zu Bau von LNG-Terminals: "Große Herausforderung"

Niedersachsens Umweltminister weist darauf hin, dass Verfahren beschleunigt und Investoren abgesichert werden müssten. (02.03.2022) mehr

Eine Gasspeicheranlage in Etzel. © NDR Foto: Olaf Kretschmer

Niedersachsens Gasspeicher: "Füllstände sind marktabhängig"

In Niedersachsen lagert Erdgas in 107 Kavernenspeichern. Die Füllstände schwanken, das Land kontrolliert nur einmal jährlich. (25.02.2022) mehr

Dieses Thema im Programm:

NDR 1 Niedersachsen | Aktuell | 04.03.2022 | 08:00 Uhr

Schlagwörter zu diesem Artikel

Gas

Mehr Nachrichten aus der Region

Beamte der Polizei besprechen sich für eine Suche nach mutmaßlichen Automatensprengern nachdem, ein Auto auf der A29 nach einer Verfolgungsjagd gestoppt wurde. © Nord-West-Medai TV

Nach Verfolgungsjagd auf A29: Richter erlässt Haftbefehl

Ein 21-Jähriger ist laut Polizei dringend verdächtig, die Sprengung eines Geldautomaten mit vorbereitet zu haben. mehr

Mehr Nachrichten aus Niedersachsen