Corona-Impfzentrum Friesland: Hat DRK zu viel kassiert?
Erneut gerät das Impfzentrum Friesland in die Schlagzeilen. Dort sollen Gehälter abgerechnet worden sein, die deutlich zu hoch waren.
Der Kreisverband Jeverland des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) soll mehr als 50.000 Euro im Monat an Lohnkosten eingenommen haben, die nicht an die Mitarbeitenden ausgezahlt wurden. Der Kreisverband habe mit dem Landkreis einen Stundenlohn vereinbart, der bis zu dreimal so hoch war wie die tatsächlich an die Mitarbeiter in Schortens ausgezahlten Gehälter.
6.566 Euro abgerechnet - 1.502 Euro ausgezahlt
Zuerst hatte das Nachrichtenmagazin "Der Spiegel" über den Fall berichtet. Demnach habe eine Verwaltungsangestellte im Juli offiziell 2.152 Euro brutto verdient, wovon ihr nach Abzug von Steuern und Abgaben 1.502 Euro blieben. Dem Landkreis habe das Rote Kreuz für sie allerdings 6.566 Euro in Rechnung gestellt. Laut dem Vertrag habe das DRK für "impffähiges" Personal wie examinierte Krankenschwestern und Arzthelfer sogar 8.294 Euro im Monat abrechnen können.
Reaktion vom Landrat und Ministerium
Landrat Sven Ambrosy (SPD) sagte NDR Niedersachsen, er sei davon ausgegangen, dass das DRK Friesland das Geld eins zu eins an die Mitarbeiter weitergibt. Ein Sprecher des Sozialministeriums in Hannover teilte mit: "Aus unserer Sicht sollte es eine Selbstverständlichkeit sein, dass die gegenüber dem Landkreis geltend gemachten Stundensätze im Grundsatz auch der Entlohnung der Beschäftigten entsprechen."
Kochsalz statt Impfstoff
Das Corona-Impfzentrum Friesland in Schortens-Roffhausen war bereits mehrfach in die Schlagzeilen gelangt: Zuerst nachdem eine Krankenschwester zugegeben hatte, in mindestens sechs Fällen Impfstoff gegen eine Kochsalzlösung ausgetauscht zu haben. Als Grund hatte die Frau angegeben, dass ihr eine Ampulle mit dem Vakzin zerbrochen sei. Aus Furcht vor einer Entlassung habe sie dann die Spritzen mit Kochsalz aufgefüllt. Sicherheitshalber wurden etwa 10.000 Menschen aufgefordert, sich nachimpfen zu lassen.
Razzia im August
Das nächste Kapitel dann im August: Beamte von Polizei und Staatsanwaltschaft durchsuchten Geschäftsräume und das Impfzentrum. Fünf Mitarbeitende sollen zwischen Februar und Juli mehr Arbeitsstunden von im Impfzentrum Schortens eingesetztem Personal abgerechnet haben als tatsächlich geleistet wurden.
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